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48 Gramm für ein längeres Leben Vollkornbrot senkt Krebsrisiko

Durch den Trend zur kohlenhydratarmen Ernährung werden Vollkornprodukte von vielen als Dickmacher geschmäht. Dass dennoch vieles für Vollkornbrot und Co. spricht, zeigen zwei neue Übersichtsstudien.

Auch das Deutsche Institut für Ernährungsforschung empfiehlt, mehr Vollkornprodukte zu essen.

Auch das Deutsche Institut für Ernährungsforschung empfiehlt, mehr Vollkornprodukte zu essen.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Regelmäßiger Verzehr von Vollkornprodukten senkt offenbar das Risiko für verschiedene Erkrankungen deutlich. Das ergeben gleich zwei Übersichtsstudien unabhängig voneinander. Demnach verringern Vollkornprodukte sowohl die allgemeine Sterblichkeit als auch die Mortalität in Bezug auf die beiden häufigsten Todesursachen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Beide Teams empfehlen in ihren Artikeln, die Bevölkerung stärker über die Vorteile von Vollkornprodukten zu informieren.

Vollkornprodukte enthalten viele Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Dass diese Lebensmittel die Gesundheit fördern können und etwa vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Darmkrebs schützen, hatten in der Vergangenheit schon Untersuchungen gezeigt. In einer der neuen Übersichtsarbeit wertete nun ein Team um Qi Sun von der Harvard University zwölf Studien aus den USA, Großbritannien und Skandinavien aus, die zwischen 1970 und 2010 erhoben wurden und an denen etwa 786.000 Menschen teilnahmen. Insgesamt starben in den untersuchten Zeiträumen 98.000 Menschen, davon rund 26.000 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 37.500 an Krebs.

20 Prozent niedrigere Sterberate

Wer täglich 48 Gramm Vollkornprodukte - das entsprach etwa drei Portionen zu 16 Gramm - aß, hatte im Vergleich zu jenen Menschen, die kaum solche Lebensmittel konsumierten, eine um 20 Prozent niedrigere Mortalität. Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, war um 25 Prozent gesenkt, die Wahrscheinlichkeit für einen durch Krebs verursachten Tod um 14 Prozent, wie die Forscher im Fachblatt "Circulation" berichten.

In der zweiten Übersichtsstudie wertete eine Gruppe um Dagfinn Aune vom Imperial College in London 45 Untersuchungen aus. In diesen Studien senkte der Konsum von täglich 90 Gramm Vollkornprodukten - drei Portionen zu 30 Gramm - die Mortalität im Vergleich zu weitgehender Abstinenz um 17 Prozent. Die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sank um 22 Prozent, die durch Krebs um 15 Prozent. Die weitere Analyse deutete darauf hin, dass Vollkornprodukte auch das Risiko senkten, an Erkrankungen der Atemwege, an Infektionskrankheiten oder an Diabetes zu sterben, wie das Team im "British Medical Journal" ("BMJ") berichtet.

Dies stütze Empfehlungen, bei der Ernährung den Anteil an Vollkornprodukten zu erhöhen, um das Risiko für chronische Erkrankungen zu senken. "Ein höherer Verzehr von Vollkorn könnte einen deutlichen positiven Effekt auf die öffentliche Gesundheit haben", schreiben Cecilie Kyro und Anne Tjonneland vom Forschungszentrum der Dänischen Krebsgesellschaft in einem "BMJ"-Kommentar. In Dänemark sei dies gelungen. Dort hätten öffentliche Kampagnen, an denen sich auch die Lebensmittelindustrie beteiligte, dafür gesorgt, dass sich der Anteil von Vollkornprodukten an der Ernährung der Menschen binnen zehn Jahren verdoppelt habe.

Mehr hilft mehr?

Den größten Nutzen erziele man eventuell damit, wenn man Menschen, die sonst keinen Vollkornprodukte essen, dazu bewege, zumindest eine Portion von 30 Gramm pro Tag zu verzehren, schreiben die Kommentatoren. Doch je mehr solche Produkte jemand aß, desto ausgeprägter war der Effekt.

Die Forscher räumen ein, dass Konsumenten von Vollkornprodukten sich zwar von der übrigen Bevölkerung unterscheiden könnten, etwa bezüglich des Wohlstands, eines gesundheitsbewussten Lebens oder der sonstigen Ernährung. Analysen von Untergruppen hätten die grundsätzlichen Resultate jedoch bestätigt.

Beide Teams erklären die Resultate unter anderem damit, dass Vollkornprodukte sowohl die Blutfettwerte verbessern als auch den Blutdruck positiv beeinflussen und zudem dazu beitragen, dass man sich früher satt fühlt und daher weniger isst.

Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam spricht von einer sehr umfassenden Arbeit, die den Einfluss von Vollkornkost gut aufschlüssele. Für den positiven Einfluss auf die Blutfettwerte und den Schutzeffekt gegen Darmkrebs seien Ballaststoffe mitverantwortlich, die in Vollkornprodukten reichlich enthalten seien. "Eine Portion mehr am Tag würde man jedem empfehlen, egal wie viel Vollkornprodukte jemand bereits isst", betont er.

Quelle: ntv.de, ali/dpa

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