Lust auf ein Abenteuer? Wann Frauen einer Sex-Einladung folgen
22.04.2015, 13:38 Uhr
Frauen lassen sich ähnlich oft auf sexuelle Abenteuer ein wie Männer, wenn sie sich sicher fühlen.
(Foto: imago stock&people)
"Hey, ich mache das normalerweise nicht, aber hast du Lust auf Sex mit mir?" ist eine der Fragen, mit der Forscher herausfinden wollen, unter welchen Umständen diesem Angebot gefolgt wird. Das Ergebnis: Frauen brauchen vor allem eines.
Dass Frauen sich weniger schnell auf ein sexuelles Abenteuer einlassen als Männer, ist allgemein bekannt. Unter welchen Umständen sie einer Einladung zum Sex zustimmen, haben Forscher der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz nun untersucht.
Ihre Untersuchungen teilten die Forscher unter Federführung des Psychologen Andreas Baranowski vom Psychologischen Institut in zwei Teile mit insgesamt 327 Probanden. Im ersten Teil der Studie wurden 14 Studierende auf den Campus oder in Clubs und Bars geschickt. An diesen Orten sprachen sie insgesamt 127 Frauen und Männer mit der Standardfrage: "Hey, ich mache das normalerweise nicht, aber hast du Lust auf Sex mit mir?" an.
Frauen lehnen solche Angebote ab
Bis auf eine Ausnahme lehnten alle Frauen das Angebot ab, wogegen 50 Prozent der Männer in Clubs und 14 Prozent auf dem Campus dem Angebot folgen wollten. Waren die befragten Männer nicht in einer festen Beziehung, fiel ihre Zustimmung insgesamt höher aus. Die Kontrollfrage: "Hey, ich mache so etwas normalerweise nicht, aber hättest du Lust, mit mir mal einen Kaffee trinken zu gehen?" wurde insgesamt 140 Personen in der gleichen Umgebung gestellt. Auch dieser Einladung folgten mehr Männer als Frauen, nur war dieses Mal der geschlechtsspezifische Unterschied nicht so groß.
Der erste Teil des Studiendesigns samt Kontrollfrage ist in Anlehnung an eine Feldstudie aus den 1980er-Jahren entwickelt worden. Damals wurde das Sexualverhalten von Studentinnen und Studenten auf einem US-amerikanischen Campus untersucht. Während zwei Drittel der angesprochenen Männer die sexuelle Einladung annahmen, lehnten alle befragten Frauen das Angebot ab. Bei einer einfachen Verabredung zum Kaffeetrinken dagegen stimmten annähernd genauso viele Frauen wie Männer zu. Das Ergebnis sorgte in den 1980ern für Aufsehen.
Frauen brauchen Sicherheit
Um diesem geschlechtsspezifischen Phänomen auf den Grund zu gehen, stellten die Forscher zwei Fragen: Ergibt es einen Unterschied, wenn die Aufforderung zu einer intimen Begegnung in einer anderen Umgebung erfolgt, wo der soziale Druck kleiner und ein solches Ansinnen nicht so ungewöhnlich ist? Und kann das subjektiv empfundene Risiko, das für Männer generell geringer ist, so manipuliert werden, dass bekannte Geschlechterunterschiede verschwinden?
Um diese Fragen zu klären, gestalteten die Forscher den zweiten Teil ihrer Untersuchung wie folgt: 60 Testpersonen, 30 Frauen und 30 Männern, die als Singles auf der Suche nach einem Partner waren, wurde dieses Mal eine ausgeklügelte Geschichte erzählt, so dass sie sicher sein konnten, im Falle einer Verabredung oder einer sexuellen Begegnung weder psychischen noch körperlichen Gefahren ausgesetzt zu sein. Danach stimmten alle Männer und sogar 97 Prozent der Frauen der sexuellen Einladung zu.
Forscher waren überrascht
Zusammenfassend lässt sich sagen: Fühlen sich Frauen in ihrem Umfeld sicher, stimmen sie fast so häufig wie Männer unverbindlichen sexuellen Treffen zu. "Wir haben unter den veränderten Bedingungen eine Annäherung zwischen den Geschlechtern erwartet, dass diese aber so stark ausfallen würde, hat uns überrascht", betont Andreas Baranowski in einem Gespräch mit n-tv.de. Der Psychologe vermutet, dass Geschlechterunterschiede stark durch das soziale, gesellschaftliche und kulturelle Umfeld geprägt werden und eben nicht nur biologisch bedingt sind.
Während die Studie andere Faktoren wie die Einschätzung der sexuellen Fähigkeit des Gegenüber oder dessen Attraktivität einbezogen hat, ist den Forschern klar, dass auf dem Gebiet viele Fragen nicht geklärt werden konnten. Durch die relativ kleine Stichprobe im zweiten Teil der Studie und den eng gesteckten Probandenkreis (alle Studienteilnehmer waren ausnahmslos junge, weiße, heterosexuelle Europäer) konnten Faktoren wie sexuelle Orientierung, kulturelle und soziale Diversität und Sexualität im Alter nicht berücksichtigt werden. Weitere Untersuchungen sind daher nötig.
Quelle: ntv.de, jaz