Von vorsichtig bis Könner BMW HP4 - Superbike für alle
14.01.2013, 08:32 Uhr
Die Basis für die HP4 bildet die S 1000 RR, der aktuelle Supersportler unter den BMW-Bestsellern.
Das neue Superbike von BMW, die HP4 setzt mit ihren 193 PS und knapp 200 Kilogramm Leergewicht neue Standards. Nicht nur, dass sie eine astreine Rennmaschine ist, sie überrascht auch mit einer erstaunlichen Alltagstauglichkeit. Zudem bietet das leichteste aller Vierzylinder-Superbikes mehr Hightech, als die Konkurrenz aus Japan und Italien.
Bis vor kurzem schien ein Motorrad vom Schlage der neuen BMW HP4 ebenso unerreichbar wie die berüchtigte Quadratur des Kreises: Einerseits ein reinrassiger Supersportler, der mit 199 Kilogramm Leergewicht bei 193 PS in Sachen Leistungsgewicht jeden Supersportwagen behäbig aussehen lässt. Andererseits eine Maschine, die sich selbst im schlimmsten Stop-and-Go-Verkehr entspannt bewegen lässt. Zumal die Krönung dieser Synergien der Preis von 20.500 Euro ist. Verglichen mit der Supersport-Konkurrenz aus Italien und Japan bewegt der sich hier in fairen Regionen.
Die Basis für die HP4 bildet die S 1000 RR, der aktuelle Supersportler unter den BMW-Bestsellern. Seit drei Jahren dominiert das Vierzylinder-Bike die Klasse der Rennmotorräder mit Straßenzulassung. Die ehemalige Domäne von Japanern und Italienern zu beherrschen, reichte BMW aber offenbar nicht, denn mit der HP4 (steht übrigens für "High Performance" und vier Zylinder) setzten die Bayern jetzt noch eins drauf: 14 Kilogramm weniger Ballast dank reichlich Carbonfaser und Titan, dazu die ausgefeiltesten Regelsysteme, die je ein Motorrad auf Abruf bereit hielt, besser dosierbare Bremsen von Brembo und spürbar mehr Durchzugskraft bei mittleren Drehzahlen. So lässt die BMW HP4 ihre Schwester S 1000 RR klar hinter sich.
Besonders beeindruckend ist das von BMW entwickelte elektronische Fahrwerk "Dynamic Damping Control" (DDC), das die Dämpfung automatisch jedem Fahrzustand anpasst. Je nach Laune des Piloten oder Beschaffenheit des Asphalts schaltet DDC ultraschnell von weich auf hart und wieder zurück – und ermöglicht so den ungestraften schnellen Ritt über Schlaglöcher oder Verkehrsberuhigungsschweller. Die Ingenieure von BMW Motorrad konnten sich hier beherzt beim Know-how der Autokollegen bedienen, und so schwingt auch ein Stück M3 oder M5 mit, wenn die HP4 wehement ihre Regelsysteme einsetzt.
Für Vorsichtige und Könner
Je nach Können und Laune des Piloten stehen vier Fahrmodi bereit: "Rain" für Vorsichtige auf rutschiger Fahrbahn, "Sport" für beherzte Könner, "Race" für wagemutige Heizer und schließlich "Slick" für die Rennstrecke und echte Könner. Egal, welche Vorwahl der HP4-Reiter getroffen hat; blitzschnell reagiert das DDC, wenn sich zum Beispiel das Bike beim heftigen Anbremsen einer Spitzkehre versteift und für Stabilität sorgt. Oder es bringt Komfort zurück, indem eine plötzlich weiche Dämpfung derbe Schläge ausgleicht. Noch mehr als auf der Rennstrecke macht sich die dynamische Dämpfung auf öffentlichen Straßen positiv bemerkbar.
Wechselnde Fahrbahnverhältnisse verlieren dadurch ebenso ihre Schrecken, wie das Aufeinanderfolgen von schnelle gefahrenen Kurven und engen Ortsdurchfahrten. Wer sich in die Tiefen von DDC einzutauchen wagt, kann darüber hinaus das Fahrwerk in 15 Stufen manuell feinjustieren. Neben DDC erleichtert den Ritt auf der Kanonenkugel ein Race-ABS für kräftiges aber sicheres Bremsen, dynamische Traktionskontrolle DTC für ausreichend Bodenhaftung, Launch Control für den kontrollierten Schnellstart, Wheelie-Erkennung gegen ungewollte Hochstarts oder ein aus dem Rennsport entlehnter Schaltassistent.
Sound erschüttert bis ins Mark
Gewaltig ist der Sound der HP4. Der serienmäßige Sportauspuff vom Spezialisten Akrapovic brüllt ungeniert den Vierzylinder-Krawall hinaus, der ab 3500 U/min Mark und Trommelfell erschüttert. Die Drehfreude des Einliter-Triebwerks hat erst bei 14.200 U/min ein Ende, 1200 Touren zuvor liegt die Maximalleistung an. Aber auch deutlich darunter steht stets genug Leistung zur Verfügung, um auf hohes Tempo zu kommen. Die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit bemerkt man erst beim Blick auf den Tacho, denn mit diesem souveränen Motorrad wirkt das gefühlte Tempo immer deutlich niedriger. Die Sitzposition in 82 Zentimeter Höhe ist dabei selbst auf langen Strecken überraschend komfortabel.
Im ultimativen Sport-Outfit kostet der bayerische Überflieger 23.700 Euro – das "Paket Competition" enthält unter anderem zahlreiche Carbonteile, Räder in Racingblue-Metallic, klappbare Brems- und Kupplungshebel sowie einstellbare Fußrasten für den Fahrer. Aber selbst damit bleibt der Supersportler BMW HP4 ein pflegeleicht zu fahrendes Bike.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x