Retro-Bike fürs kleine Geld Brixton Crossfire 500 - klassischer Fahrspaß
08.08.2020, 08:37 Uhr
Die klassische Optik der Brixton Crossfire 500 soll natürlich nicht nur das ältere Publikum ansprechen.
(Foto: RKM)
Ob immer mehr Motorradhersteller die Retro-Optik für ihre Bikes entdecken, weil die meisten Fahrer dem Jugendalter entwachsen sind, kann hier nur gemutmaßt werden. Fakt ist, dass auch die junge Marke Brixton mit der Crossfire 500 auf Klassisches setzt.
Vor vier Jahren hob der österreichische Mischkonzern KSR seine neue Motorradmarke Brixton Motorcycles aus der Taufe. Unterdessen ist die Marke weltweit schon in 40 Ländern vertreten. Anfangs sorgten Leichtkrafträder und kleinvolumige Motorräder für einen Zugang zum Markt, jetzt streckt das Konsortium mit der Crossfire 500 seine Finger in Richtung des lukrativen hubraumgrößeren Motorradsegments aus.
Die Strategie dahinter: Die Modelle werden bei Markenbesitzer KSR in Krems an der Donau entworfen, zusammen mit spezialisierten Partnern - unter anderem der Designschmiede Kiska - entwickelt und getestet. Produziert werden die Fahrzeuge am Ende in China. Der Grund ist klar: um die Kosten zu senken.

Modern ist der Scheinwerfer der Brixton Crossfire 500 mit LED-Tagfahrlicht und -Scheinwerfer.
(Foto: RKM)
Beim neuen Vorzeigemodell der Marke, der Crossfire, setzen die Macher auf das gleiche Rezept, das bei den kleineren Modellen schon funktioniert hat: Die Brixton kommt mit klassischer Optik, aber modern interpretiert. Zur traditionellen Aufmachung gehören formschöne Kreuzspeichenräder, ein Rundscheinwerfer, die durchgehende Sitzbank und der aufsteigende Schalldämpfer. Die zeitgenössische Seite steuern der gestreckte Tank mit X-förmigen Kanten, das über dem Hinterrad schwebende Kennzeichen sowie eine Upside-Down-Gabel und das moderne LCD-Rundinstrument bei.
Der Treibsatz ist das Wichtigste
Wichtigstes Element der Crossfire ist indes ein zusammen mit dem chinesischen Motorenlieferanten neu entwickelter Reihenzweizylinder mit 486 Kubikzentimetern Hubraum, acht Ventilen und zwei obenliegenden Nockenwellen, selbstverständlich tauglich für die Euro-5-Norm. Das flüssigkeitsgekühlte Aggregat nutzt die Vorgaben des A2-Führerscheins mit maximal 48 PS Leistung voll aus und bietet zudem ein maximales Drehmoment von 43 Newtonmeter. Das reicht dem unverkleideten Klassiker für eine Höchstgeschwindigkeit von immerhin 160 km/h.
Ungeachtet der sportlichen Attitüde und des langen Tanks bietet die Crossfire ihrem Piloten ein sehr entspanntes Arbeitsplätzchen. Mit aufrechtem Oberkörper greift er lässig nach dem relativ hohen, angenehm breiten Lenker, wobei die tief angebrachten Fußrasten zudem für einen große Kniewinkel sorgen. Auf Dauer ist die Polsterung der Sitzauflage allerdings etwas zu dünn und der Platz zu zweit stellt sich schnell als zu knapp bemessen heraus. Allein dem durchschnittlich großen Solofahrer bietet die Crossfire ein aktives Miteinander ohne Platzprobleme.
Ein Druck aufs Starterknöpfchen belebt den Twin und lässt ihn angenehm sonor, aber dezent aus der rechtsseitigen Edelstahlauspuffanlage knurren. Schnell und dank leichtgängiger Kupplung mühelos sind die sechs Gänge durchgesteppt, was durchaus exakter geschehen könnte. Dabei kann der flüssigkeitsgekühlte Motor zeigen, was er drauf hat: Exakt werden am Gasgriff vorgenommene Vortriebsanforderungen mit einem klassenüblichen Beschleunigungsvermögen umgesetzt, bei dem der Pilot sich den Wind um die Nase wehen lassen kann. Einziger Kritikpunkt ist das leichte Ruckeln, das sogenannte Konstantfahrruckeln, welches sich bei gleichmäßiger Fahrt einstellt.
Pures Fahrvergnügen
Der Verzicht auf sämtliche elektronische Spielereien wie Fahrmodi, Traktionskontrolle oder semiaktive Fahrwerkseinstellungen ist am Ende Motorradfahren pur. Im Kurvenrevier agiert das 190 Kilogramm leichte Motorrad präzise und lässt sich leichtfüßig von einer in die andere Schräglage bringen. Die aufgezogenen Pirelli Angel ST bescheren ein neutrales Fahrverhalten unter allen Bedingungen und ausreichenden Grip.
Die Telegabel als auch das Federbein stammen von KYB aus Japan. Das Schöne ist, beide vermitteln einen soliden Fahrkomfort bei mehr als ausreichender Stabilität. Die 32er-Einzelscheibe im Vorderrad hat keine Mühe, die Dynamik im Zaum zu halten – mit einsteigertauglich zahmer Wirkung unter entsprechend viel Krafteinsatz.

Auch das LCD-Display der Crossfire 500 ist so modern, dass es im Digital-Look, dem Fahrer alle relevanten Infos liefert.
(Foto: RKM)
Kritisch beäugt zeigen die montierten Komponenten wie die chinesische Verarbeitung keinerlei Auffälligkeiten. Signalstarke Beigaben sind der hinterleuchtete Schriftzug und der LED-Tagfahrlichtring im Rundscheinwerfer, das moderne LCD-Display enthält sämtliche relevanten Infos sowie, und das ist echt nicht unwichtig, eine Ganganzeige.
Alles zusammen macht den Preis knapp unter 6000 Euro ziemlich attraktiv für den mit einer kräftigen Prise Eigenständigkeit gewürzten Neuzugang bei den Klassik-Twins.
Quelle: ntv.de, Thilo Kozik, sp-x