Auto

Kampfansage auf amerikanisch Chevrolet Cruze als Familienlaster

Der Chevrolet Cruze ist mit weltweit 1,3 Millionen verkauften Fahrzeugen die erfolgreichste Modellvariante von Chevrolet.

Der Chevrolet Cruze ist mit weltweit 1,3 Millionen verkauften Fahrzeugen die erfolgreichste Modellvariante von Chevrolet.

Während Opel Umsatzeinbußen hinnehmen muss, macht sich die US-amerikanische Konzernschwester weiter breit. Chevrolet komplettiert mit dem Cruze Station Wagon seine Modellpalette und nutzt dabei weidlich Technik aus Rüsselsheim. Das Ergebnis ist eine erneute Kampfansage und eine Alternative für Familien.

Wie rasch sich Marken wandeln können, kann gerade bei Chevrolet Europa studiert werden. Die GM-Plattformstrategie machte aus dem einstigen koreanischen Billiganbieter mit Modellen aus Daewoo-Produktion innerhalb weniger Jahre einen ernsten Rivalen der europäischen Konzernschwester Opel.

Preiswertester Kombi seiner Klasse

Der Cruze Station Wagon punktet auch mit seinem Ladevolumen von 500 Litern.

Der Cruze Station Wagon punktet auch mit seinem Ladevolumen von 500 Litern.

Um die Krone des Kombiprimus bei den Kompakten kämpft nun der neue Cruze Station Wagon, der technisch mit dem Astra Sports Tourer verwandt ist. Den Titel des Lademeisters verfehlt der Chevrolet mit 500 bis 1478 Liter Stauraum zwar knapp, dafür ist er mit einem Basispreis von 15.990 Euro der preiswerteste Kombi dieser Klasse. Mehr Ladekapazität für weniger Geld gibt es sonst nur bei Dacia und Lada.

Technisch entspricht der neue Chevrolet Kombi den bereits bekannten Cruze-Versionen viertüriges Stufenheck und fünftüriges Schrägheck, die zeitgleich zur Einführung des Cruze Station Wagon im August ein dezentes Facelift erhalten. Optisch künden davon die Fahrzeugfront mit geänderten Leuchteinheiten, neue hintere Stoßfänger und eine modifizierte Armaturentafel, technisch eine erweiterte Motorenpalette. Insgesamt gibt es jetzt drei Benziner und zwei Diesel mit einem Leistungsband von 124 PS bis 163 PS. Neu sind ein 1,4-Liter-Turbobenziner mit 140 PS (ab 21.945 Euro) und ein 1,7-Liter-Diesel mit 130 PS (ab 23.090 Euro), die sich beide durch vergleichsweise niedrige Verbrauchswerte auszeichnen.

Kombi gibt es nur für Europa

Optional ist das Infotainmensystem im Cruze.

Optional ist das Infotainmensystem im Cruze.

In den USA wurden Kombis schon vor Jahrzehnten von Vans und SUV verdrängt, weshalb Chevrolet seine weltweit meistverkaufte Modellreihe nur für Europa um einen Kombi ergänzte. Dennoch soll die Typbezeichnung Station Wagon an die US-amerikanischen Wurzeln der Marke mit dem großen Logo der "Bowtie" (Fliege) im mächtigen, zweigeteilten Grill erinnern. Ansonsten gibt sich der Cruze ebenso europäisch wie seine wichtigsten Wettbewerber von Skoda (Octavia Combi), Peugeot (308 SW) oder Hyundai (i30 cw).

Von den drei deutschen Segmentführern VW Golf Variant, Opel Astra Sports Tourer und Ford Focus Turnier unterscheidet sich der Chevrolet vor allem durch die deutlich kleinere Bandbreite an elektronischen Assistenzsystemen und Ausstattungen. An den notwendigen Klassenstandards wie optionaler Rückfahrkamera oder schlüssellosem Zugangssystem lässt es der Cruze aber nicht fehlen. Sogar eine Neuheit in seiner Klasse kann der US-Amerikaner bieten: Ein optionales Infotainmentsystem mit Sieben-Zoll-Monitor erlaubt den Anschluss von Smartphones und den Zugriff auf darin gespeicherte Musik, Videos, Fotos oder Telefonnummern.

Neue Motoren von Opel

Im Gegensatz zu älteren US-Amerikanern kann man mit dem Station Wagon dank Opel-Fahrwerk auch in die Kurven gehen.

Im Gegensatz zu älteren US-Amerikanern kann man mit dem Station Wagon dank Opel-Fahrwerk auch in die Kurven gehen.

Überzeugen soll der Chevrolet auch mit den neu eingeführten Motoren. Allerdings war dies auch notwendig, zumindest was das bisherige Benziner-Programm betraf. Die weiterhin erhältlichen 1,6- und 1,8-Liter-Ottomotoren wirken durchzugsschwach und wenig temperamentvoll. Ganz anders gibt sich das neue, schon im Astra eingeführte 140 PS starke 1,4-Liter-Turbo-Triebwerk, wie wir auf einer ersten Testfahrt feststellen konnten. Mit einem Normverbrauch von 5,7 Litern je 100 Kilometer unterbietet der Chevy nicht nur minimal den Astra Sports Tourer, sondern sogar den nur 122 PS entwickelnden 1.4 TSI im Golf Variant, der sich 6,3 Liter gönnt.

Der Turbo-Cruze zieht lustvoll durchs Drehzahlband und überrascht bei Überholsprints mit mehr Kraft aus dem Drehzahlkeller, als es 200 Nm maximales Drehmoment erwarten lassen. Fleißig schalten muss also nicht sein, macht aber Spaß, sind doch die Schaltwege kurz und präzise geführt. Lässt man den Kombi vorwiegend im sechsten Gang dahinrollen – die kleineren Benziner müssen sich übrigens mit fünf Gängen bescheiden – gelingt es sogar, Verbrauchsresultate relativ nahe der Norm zu erzielen.

Anders sieht es naturgemäß aus, wenn sich der Chevy-Pilot vom überraschend sportlich ausgelegten Fahrwerk zu flotter Gangart verführen lässt. Bei noch ausreichendem Komfort zirkelt der Cruise um Kurven wie man es früher von US-Amerikanern nicht erwartet hätte. Die Verwandtschaft zum Astra zahlt sich auch hier positiv aus. Viel- und Langstreckenfahrer werden sich dagegen wahrscheinlich mehr über die gute Geräuschisolation und den Abrollkomfort des Kombis sogar auf ausbesserungsbedürftigen Autobahnabschnitten freuen.

Preisbrecher ist nur die Basisversion

Das sauber verarbeitete Ladeabteil bietet auch dank leicht umlegbarer Rückbank genügend Stauraum für großes Reisegepäck oder sperrige Güter von gewerblichen Kombikäufern, verzichtet jedoch auf besonders ausgefeilte Finessen aus Netzen, Schienen und Haken wie sie etwa Opel bietet. Vielleicht weil ein Chevrolet laut Werbung "Zweckmäßigkeit" zeigen soll. Verwöhnte Kombikunden kann der Cruze so aber nicht erreichen.

Nach wie vor überdurchschnittlich gut ist das Preis-Leistungsverhältnis des Cruze, die Rolle eines Preisbrechers übernimmt jedoch letztlich die Basisversion, die vor allem auf Flottenkunden zielen soll und 1000 Euro weniger kostet als etwa ein Astra Sports Tourer. Zwar lässt sich auch mit dem kräftigen und knauserigen 1,4-Liter-Turbobenziner gegenüber der deutschen Konkurrenz sparen, der Preisvorteil bewegt sich dann aber nur bei wenigen Prozent.

Quelle: ntv.de, sp-x

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