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Comeback mit zwei Sportlern Kleeblatt soll Alfa Romeo Glück bringen

Turbomotor und starke Gene: der Alfa Giulietta Quadrifoglio Verde.

Turbomotor und starke Gene: der Alfa Giulietta Quadrifoglio Verde.

(Foto: A.B.)

Der erste Formel-1-Weltmeisterwagen war ein Alfa Romeo. Viel ist nicht geblieben vom Stolz der Marke. Mit zwei Modellen, die an die ruhmreiche Rennsport-Tradition anknüpfen, wollen die Italiener die Begeisterung für die Marke wachrufen.

Gerade mal fünf Jahre ist es her, da gehörte Alfa Romeo noch zu den ernstzunehmenden Import-Marken in Deutschland. In sieben Modellreihen wurden laut Statistik des Kraftfahrtbundesamtes fast 12.000 Fahrzeuge neu zugelassen. Seit 2009 ist die Zahl der Modelle auf zwei gesunken, die der Zulassungen auf rund 3600. Im gleichen Zeitraum konnte zum Beispiel Jaguar seinen Absatz in Deutschland um rund 50 Prozent steigern. Für echte Alfisti hielt die Vergangenheit also einiges an Zumutungen bereit.

Das QV-Symbol erinnert an die glanzvollen Jahre des Alfa-Rennsports.

Das QV-Symbol erinnert an die glanzvollen Jahre des Alfa-Rennsports.

(Foto: A.B.)

Mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm soll der einst stolzen italienischen Marke wieder auf die Füße geholfen werden. So hat es zumindest Fiat-Konzernchef Sergio Marchionne verkündet. Doch zunächst muss der Verkauf der vorhandenen Modelle angekurbelt werden, was Alfa mit der sportlichen Aufwertung der beiden Baureihen Mito und Giulietta erreichen will. Beide Autos bekommen das glückverheißende Kleeblatt-Symbol angeklebt, was bei Alfa eine ganz besondere Bedeutung hat.

Tradition und Legende

Geschichten, wie die des vierblättrigen Kleeblatts bei Alfa, sind für eine Legendenbildung unverzichtbar. "Quadrifoglio verde" - abgekürzt QV - lautet der Begriff im Italienischen und er geht zurück auf den ersten Alfa-Sieg beim Langstreckenrennen Targa Florio in Sizilien. Der Fahrer, Ugo Sivocci, hatte als Ausgleich für die ungeliebte Startnummer 13 das in einem weißen Viereck platzierte Kleeblatt als Glücksbringer auf die Motorhaube malen lassen und prompt gewonnen. Später kam er bei einem Unfall ums Leben, wobei das vierköpfige Fahrerteam auf ein Trio dezimiert wurde. Als Hommage an Sivocci wurde das weiße Quadrat auf ein Dreieck reduziert. Mit diesem Glücksklee-Symbol kennzeichnet Alfa Romeo auch heute noch die sportlichsten Varianten jeder Modellreihe.

Den Mythos am Leben zu erhalten und daraus Nachfrage zu generieren ist also das vornehmste Ziel des Alfa-Marketings. Hilfreich ist dabei gewiss ein absoluter Top-Sportler, den Alfa seit dem  vergangenen Jahr mit dem Modell 4C wieder im Programm hat. Das Problem: Der Kohlefaser-Renner kann nur in so geringen Stückzahlen produziert werden, dass Besteller mit zwei Jahren Wartezeit rechnen müssen. Auch die angekündigte Spider-Variante wird keine Linderung bringen, denn der Backofen für das Kohlefaser-Monocoque ist zu klein für größere Stückzahlen.

Der Kompaktsportler will sich in der GTI-Klasse etablieren und setzt auf Leistung.

Der Kompaktsportler will sich in der GTI-Klasse etablieren und setzt auf Leistung.

(Foto: A.B.)

Bleibt also nur, möglichst viel vom Image des 4C auf andere Modelle zu transferieren. Alfa versucht das, indem jetzt das Modell Giulietta mit der QV-Veredelung und dem gleichen Antriebsstrang ausgerüstet wird wie der 4C. Die Eckdaten : aufgeladener Vierzylinder-Motor mit 1750 Kubikzentimetern (auch dieses Maß hat bei Alfa viel Tradition), 240 PS und 340 Newtonmeter Drehmoment. Der Unterschied: Die Giulietta wiegt nicht wie der 4C weniger als eine Tonne, sondern nahezu 400 Kilogramm mehr. Dass die Fahrleistungen da nicht so grandios ausfallen können, wie bei dem Vorzeige-Alfa, versteht sich von selbst.

Schwesterchen des 4C

Aber dafür ist "Julchen", wie Giulietta auf Deutsch heißen würde, auch nicht als kompromissloser Pistenräuber ausgelegt, sondern als alltagtaugliche Kompakt-Limousine, die den Insassen dynamische Kurvenerlebnisse ermöglichen soll. Das Fahrwerk ist deshalb nicht zu steif konfiguriert, obwohl es rund 10 Millimeter tiefer gelegt ist, als das der Serien-Giulietta. Bei kräftigem Gasgeben, ist der Vortrieb zwar von überzeugender Qualität, aber leider sind die Antriebseinflüsse auch in der Lenkung spürbar. Mit seinen 240 PS sprintet der 4,50 Meter lange Fünftürer in sechs Sekunden von Null auf Hundert und erst bei 244 km/h soll ihm die Puste ausgehen.

Beim Getriebe gibt es keine Wahlmöglichkeit. Als Kraftübertragung ist lediglich das Doppelkupplungs-Getriebe zu bekommen, das auch im 4C eingebaut ist. Dass es schnell und komfortabel die Gänge wechselt, ist bekannt, leider aber auch, dass es nicht mit einer Start-Stopp-Automatik daherkommt, wie es heute eigentlich erwartet werden darf. Mit deutlich mehr als den angegebenen sieben Litern je 100 Kilometer Strecke darf deshalb der Verbrauch kalkuliert werden. Vor allem dann, wenn das zweifellos vorhandene Spaßpotenzial des Autos ausgereizt wird. Wer nicht Sparsamkeit, sondern Spaß will, wird sicher auch öfter die neue Launch Control ausprobieren, die einen Kavalierstart mit optimalem Grip ermöglicht. Der linke Fuß hält dabei die Bremse, der rechte treibt die Motordrehzahl hoch, dann wird die Bremse schlagartig gelöst - und ab geht's.

Für die akustisch authentische Untermalung der Performance trieben die Alfa-Ingenieure besonderen Aufwand und richteten das Ansauggeräusch der Motors so her, dass es für Passanten auf den Gehwegen keinen Zweifel geben kann, hier rausche ein sehr sportliches Modell vorbei. Im Innern werden nicht nur der Sound, sondern auch die äußerst bequemen Sportsitze mit extra langer Schenkelauflage, das Info- und Entertainment-System mit 6,5-Zoll-Bildschirm sowie das nach unten abgeflachte Lenkrad wahrgenommen. Inklusive der Brembo-Bremsen mit rot lackierten Sätteln kostet die Giulietta QV 32.500 Euro.

Mehr Biss auch für den Mito

Der Alfa Mito wird erneut als QV-Version aufgelegt.

Der Alfa Mito wird erneut als QV-Version aufgelegt.

(Foto: Alfa Romeo)

Für 9000 Euro weniger ist das Modell Mito als QV-Version zu haben. Schon 2010 klebte Alfa seinem Kleinsten ein Kleeblatt an die Kotflügel, heute kommt das aktuelle Modell mit zusätzlichen, auch zeitgemäß matten Sonderlacken in die Salons. Der Dreitürer kann leider nicht darauf bauen, dass etwas vom Glanz des Modells 4C auf ihn abfalle, denn er ist mit einem 1,4-Liter-Turbomotor ausgerüstet, der 170 PS und 250 Newtonmeter Drehmoment bereitstellt. Damit werden exakt die Leistungsdaten des 2010er-Modells erreicht. Allerdings verspricht der Hersteller heute zehn Prozent weniger Verbrauch, womit der Prospektwert von 5,4 Litern gemeint ist.

Obwohl er auf einen gewissen Gewichtsvorteil vertrauen kann, machen die 170 PS den Mito nicht so bissig, wie die Giulietta es ist. 7,3 Sekunden von Null auf Hundert und eine Endgeschwindigkeit von 219 km/h versprechen aber ein hohes Potenzial an Fahrspaß. Der 5-Zoll-Bildschirm des Navi- und Unterhaltungssystems ist an der Grenze zur Unleserlichkeit, dafür hat das Auto aber eine Start-Stopp-Automatik, die das beruhigende Gefühl fördert, an Ampeln und bei kurzen Stopps den teuren Sprit nicht unnütz verblasen zu haben.

Ebenso wie die Giulietta wird der Mito QV mit dem Alfa-DNA-System geliefert, das auf Gaspedalstellung, Bremsen, das elektronische Stabilitätsprogramm und die Antischlupfregelung (ASR) wirkt, welche im Dynamik-Modus etwas später eingreifen. Gleichzeitig wird die elektronische Differentialsperre aktiviert, die bei auftretendem Schlupf das kurveninnere Rad abbremst und so den Antriebsmoment auf das äußere Rad umleitet. Ambitionierte Fahrer von Fronttrieblern kennen das typische Radieren auf dem Asphalt, wenn der Grip verloren geht. Der Mito bringt die 170 PS aber kraftvoll auf die Straße, was dem Fahrer durch einen weiteren elektronischen Trick fühlbar vermittelt wird. Im Dynamik-Modus wird die Servounterstützung der Lenkung etwas zurückgenommen, so dass der Fahrer die Lenk-Rückstellkräfte stärker spürt.

Für mindestens 23.500 Euro ist der Mito QV zu haben, hat sich also in vier Jahren nur um 2550 Euro verteuert. Dass Kunden Glücksmomente mit den Kleeblatt-Versionen erleben, ist recht wahrscheinlich, ob sie der Marke hingegen ebenfalls Fortune bescheren, bislang noch nicht.

Quelle: ntv.de, ps

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