Vergessenes Segment ist zurück Malaguti Mission 125 - ein echter Sport-Roller
24.02.2022, 10:09 Uhr
Der Malaguti Mission 125 platziert sich im Segment der Sport-Roller, das es so schon seit Jahren nicht mehr gibt.
(Foto: RKM)
Die Zeiten der sportlichen Roller sind lange vorbei. Doch jetzt hat Malaguti mit dem Mission 125 dieses Segment erneut für sich entdeckt. Und tatsächlich zeigt sich der Italiener von einer sehr dynamischen Seite, überzeugt mit gutem Handling und einem überschaubaren Preis. Mission erfüllt?
Mode kommt niemals aus der Mode, auch wenn sie für längere Zeit verschwunden war. Das gilt auch für sportliche Rollermodelle, von denen es in den Neunzigerjahren fast jeden Monat eine neue rassige Variante vor allem auf dem italienischen Markt gab. Damals lag Aprilia mit seinen Rossi-, Biaggi- und sonstigen Racing-Replika-Modellen ganz weit vorn. Doch mit der Umstellung auf verbrauchs- und emissionsärmere Viertakt-Motoren ging vielen der Reiz am Sportsegment verloren. Der Markt veränderte sich, die Sportler verschwanden fast komplett.

Mit 12,5 PS und hochdrehend gibt sich der Malaguti Mission 125 auch im Antritt sehr sportlich.
(Foto: RKM)
Doch nun gibt es Anlass zur Hoffnung, dass zumindest der damalige Trend getreu der immer wiederkehrenden Mode langsam wiederbelebt wird: Auf der Motorradmesse EICMA in Mailand gab es vergangenen November gleich mehrere Exemplare aus dem 125er-Segment zu sehen. Malaguti als Marke der ersten Stunde gehört jetzt zu den ersten, die ihre Neuerscheinung, den Mission 125, auf dem deutschen Markt anbieten. In Natura macht der Leichtkraftroller einen erwachsenen und kompakten Eindruck. Dank breit bereifter, extrem schicker 13-Zoll-Alufelgen und einem steil ansteigenden kurzen Heck steht der neue Malaguti muskulös und selbstbewusst da. Ein zierliches Windschild oberhalb des Cockpits hat eher optische Effekte als eine praktische Wirkung.
Enorme Sitzhöhe
Etwas unpassend fallen die enorme Sitzhöhe von 90 Zentimetern und die große Bodenfreiheit aus, die nicht wenige Interessenten abschrecken dürfte. Spätestens beim Antrieb beweisen die Italiener jedoch, dass man es mit "Sport" ernst meint: Der Treibsatz ist mit einem sehr kurzhubigen Bohrung-/Hub-Verhältnis versehen, weshalb die Maximalleistung von 12,2 PS erst bei 9500 Kurbelwellenumdrehungen zur Verfügung steht, das maximale Drehmoment von knapp 11 Newtonmetern bei 7750 Touren. Entsprechend drehzahlintensiv geht der Mission-Antrieb in der Praxis zu Werke.
Schon zum sanften Losfahren benötigt die Fliehkraftkupplung Drehzahlen um 7000, also knapp unter dem maximalen Drehmoment. Bei Vollgas strebt die Nadel dem 9000er-Gipfel zu, so dass ruckzuck Tempo 80 auf der Uhr steht. Kurz danach hat er dann aber auch sein Spitzentempo mit 95 km/h erreicht. Fahrdynamisch macht der Mission seine Sache also gut. Das hohe Drehzahlniveau und die damit verbundene Geräuschkulisse muss man indes mögen.
Genauso wie den vergleichsweise hohen Durchschnittskonsum von 3,9 Liter pro 100 Kilometer - angesichts der sportlichen Auslegung durchaus glaubhaft. Bei nur 7 Litern Tankinhalt muss der Mission-Pilot im Schnitt aber spätestens nach 179 Kilometer zum Benzinstopp. Dabei sollte er rechts der Tanksäule parken, um den an der linken Seite in Hüfthöhe platzierten Tankstutzen optimal erreichen zu können. Mit einem Dreh am Zündschloss springt die Tankklappe auf. Vorsicht ist beim Einfüllen angesagt: Überschüssiger Sprit spritzt zielgerichtet auf den linken Oberschenkel.
Sportliche Auslegung
Die sportliche Auslegung des neuen Malaguti Scooters zeigt sich auch bei der Fahrdynamik. Die kompakte, leicht gebeugte Sitzhaltung zum breiten Lenker gefällt auf Anhieb, die hohe Position des Trittbretts irritiert dagegen. Fahrer bis 1,70 Meter mögen die perfekte Haltung finden, größere müssen die Knie doch sehr stark anwinkeln. Belohnt wird der Mission-Fahrer durch ein sehr ausgewogenes, stabiles Fahrverhalten. Weder die verhältnismäßig kleinen 13-Zoll-Räder noch die modische, Superbike-ähnliche Lenkstange bringen Nervosität in den Fahrbetrieb. Auch das für einen 125er überraschend satte Gewicht von 153 Kilo dürfte zur Souveränität beitragen: Kursstabil biegt der Malaguti um Ecken jeglicher Art.
Ungeachtet der sportlichen Attitüde überrascht der Mission mit der Funktion von Telegabel und schräg angelenktem Solo-Federbein: Das Fahrgefühl ist deutlich komfortabler, als die Optik vermuten lässt. Die knappen Federwege kann der Malaguti zwar nicht wegdiskutieren, doch die Abstimmung von Federung und Dämpfung sind insgesamt gut gelungen. Auch die Bremsen machen einen guten Eindruck: Beide Scheiben sind prima dosierbar und verzögern die Fuhre bei festem Zupacken ordentlich. Schade nur, dass Malaguti dem Mission keine einstellbaren Handhebel spendiert hat.
Magere Ausstattung

Auch bei den Leuchteinheiten beschränkt man sich beim Malaguti Mission 125 auf Herkömmliches.
(Foto: RKM)
Überhaupt beschränkt sich die Ausstattung auf das Wesentliche: Bei einem modernen Sportler darf man heutzutage ein spannender aufbereitetes Cockpit oder auch formschöne LED-Leuchteinheiten für Blinker, Rück- und Fahrlicht erwarten. Und ins große Staufach unter die Sitzbank passt kein Integralhelm. Gut hingegen gefällt die Sicht in den rautenförmigen Rückspiegeln mit relativ langen Auslegern.
Dass heutzutage auch aus China keine Schnäppchen mehr kommen, legt der Preis von 3670 Euro nahe. Dafür ist der Neu-Italiener mit chinesischen Wurzeln durchaus gelungen und alles andere als ein Sparmobil - der neue Malaguti hat seine Mission als Sportroller erfüllt.
Quelle: ntv.de, Thilo Kozik, sp-x