Das älteste noch fahrtüchtige Auto? "Marquise" bringt Millionen
11.10.2011, 10:43 Uhr
Aus demselben Haus, aber deutlich jünger: ein DeDion Bouton GP mit Verbrennungsmotor aus dem Jahr 1908.
(Foto: REUTERS)
Sie kommt aus Frankreich, nennt sich "La Marquise" und erreicht unter Volldampf bis zu 61 Kilometer pro Stunde. Bei einer Auktion in den USA wechselt der Uralt-Oldtimer mit Baujahr 1884 nun zum fünften Mal den Besitzer - für knapp 3,4 Millionen Euro.
Für Automobilfans aus Frankreich ist sie mehr als nur eine Legende: Der dampfbetriebene Prototyp "La Marquise" erreicht mit seinen 127 Jahren noch immer bis zu 61 Kilometer pro Stunde.
Bei einer Auktion in den USA ist das historische Fahrzeug aus der Frühgeschichte des französischen Automobilbaus nun für einen Rekordpreis von 4,62 Mio. Dollar (rund 3,38 Mio. Euro) versteigert worden.
Fachleute und Auto-Enthusiasten zweifeln allerdings, ob "La Marquise" tatsächlich wie vom Auktionshaus angekündigt das älteste fahrbare "Auto" der Welt ist. Ohnehin gleicht der Wagen eher einer dampfbetriebenen Kutsche als einem wegweisenden Gefährt der automobilen Zukunft.
Ob die "Marquise" wirklich das älteste fahrbare Auto der Welt ist, bleibt eine Frage der Definition. Im National Motor Museum in Großbritannien steht nach Angaben der US-Medien ein weiteres Fahrzeug, das den Titel für sich beansprucht.
Das 1875 von Robert Neville Grenville gebaute dreirädrige Vehikel hat jedoch noch weniger Ähnlichkeit mit einem modernen Automobil als die "Marquise". Außerdem braucht es neben dem Fahrer stets einen zweiten Begleiter, der sich um den Dampfmotor kümmert - während die "Gräfin" mit nur einem Fahrer auskommt.
Schnittig wie die Frau Mama
Nach Angaben des Auktionshauses RM Auctions erzielte das altehrwürdige Fahrzeug bei der Versteigerung in Hershey im US-Bundesstaat Pennsylvania das Doppelte seines bislang geschätzten Werts.

Zum Vergleich: Ein Original-Nachbau des Motorwagens von Carl Benz aus dem Jahre 1886. Die Ehefrau des deutschen Automobil-Pioniers, Berta Benz, fuhr das 0,9 PS starke Ur-Automobil im Jahr 1908 über die 100 Kilometer lange Strecke von Mannheim nach Pforzheim.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Wer der neue Besitzer der "Marquise" ist, teilte das Auktionshaus nicht mit. Bekannt ist dafür, dass der 1884 gebaute Oldtimer über seine gesamte bisherige Lebensspanne lediglich vier Vorbesitzer hatte.
Die Idee für das Gefährt kam dem französischen Grafen Jules-Albert de Dion. Mit dem Bau beauftragte er die beiden Tüftler Georges Bouton und Charles-Armand Trépardoux, deren Arbeiten für einen Pariser Spielwarenladen er sehr bewunderte.
Zu Ehren seine Mutter nannte De Dion das puffende, zischende und Dampfwölkchen ausstoßende Resultat "La Marquise".
Bekannt wurde der Wagen im angelsächsischen Sprachraum dann allerdings unter dem Namen des Auftraggebers als "De Dion Car". 1887 nahm die "Gräfin" am ersten Automobilrennen der Welt zwischen Paris und Versailles teil.
Quelle: ntv.de, AFP