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Was für den Rundkurs? Škoda Octavia RS - Sportfreund mit Attitüde

Der Skoda Octavia RS ist seit Jahren die preiswerte Alternative eines sehr sportlichen Alltagsautos.

Der Skoda Octavia RS ist seit Jahren die preiswerte Alternative eines sehr sportlichen Alltagsautos.

(Foto: Holger Preiss)

Der Škoda Octavia ist ein Bestseller und mit ihm seine sportlichste Ausführung, der RS. In der Neuauflage ist der Tscheche noch einmal erstarkt und will fortsetzen, was 2001 anfing. Ob es dazu aber eine laute Attitüde braucht und ob ein adaptives Fahrwerk das richtige ist, hat ntv.de in Erfahrung gebracht.

Der Škoda Octavia RS ist beliebt. Nicht nur, weil er die potenteste Ausführung des Bestsellers aus Tschechien ist, sondern auch, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis besonders attraktiv ist. Und das gilt nicht nur für die Vergangenheit, wo jeder vierte verkaufte Octavia ein RS war, sondern auch für die Gegenwart. Einmal mehr, weil bis zum 31. Dezember der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent gilt. Insofern starten die Preise für die neueste Auflage des kompakten Alltagssportlers bereits ab 38.543 Euro für die Limousine und bei 39.225 Euro für den Kombi.

Nicht in jedem Fall einer für die Nordschleife

Zwei wuchtige Endrohrverblendungen sorgen für eine tolle Optik, aber nicht für einen tollen Sound.

Zwei wuchtige Endrohrverblendungen sorgen für eine tolle Optik, aber nicht für einen tollen Sound.

(Foto: Holger Preiss)

Und für dieses Geld gibt es als Treibsatz einen auf 245 PS erstarkten 2,0-Liter-Turbobenziner, der sein maximales Drehmoment von 370 Newtonmetern über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderräder weiterreicht. Der Pilot kann natürlich auch selbst für die Gangwahl sorgen: über die nach wie vor etwas zu klein geratenen Schaltwippen am Lenkrad. So oder so ist der Standardsprint in 6,7 Sekunden abgeschlossen, und mit anhaltendem Druck auf das Gaspedal ist erst bei abgeregelten 250 km/h Schluss. Nun hört sich das an, als sei hier kein Kompakt-, sondern ein Sportwagen angetreten, den Rundenrekord auf der Nordschleife zu pulverisieren. Das wird aber mit dem RS nicht so leicht gelingen, denn die Tschechen haben sehr darauf geachtet, dass die Alltagstauglichkeit in hohem Maß gewahrt bleibt.

Zumindest ist das der Fall, wenn für zusätzliche 1325 Euro das Ausstattungspaket Reise und Komfort gebucht wird. Hier ist neben der Verkehrszeichenerkennung auch ein Abstandsassistent, ein Notfall-, Stau- und Spurhalteassistent sowie ein Fahrwerk - alle adaptiv - enthalten. Und genau das Letztgenannte sorgt dafür, dass der RS sehr komfortabel über Stock und Stein rollt. Es ist aber auch die Ursache dafür, dass, wenn der Tscheche bei hohen Geschwindigkeiten hart in die Kurve gebremst wird, das Heck verdammt leicht wird und mit Nachdruck seine eigene Richtung sucht. Jetzt wird der Kenner natürlich die Augenbrauen heben und sagen: "Ja Alter, da musst du vorher den Fahrmodus auf Sport stellen!"

Die Sportsitze im Octavia RS wurden überarbeitet und sind noch besser als im Vorgänger.

Die Sportsitze im Octavia RS wurden überarbeitet und sind noch besser als im Vorgänger.

(Foto: Holger Preiss)

Hat der Alte gemacht! Selbst im Menü, wo per Fingerstreich die Härte nachjustiert werden kann, standen alle Regler auf Sport-Anschlag. Dennoch ist die Spreizung nicht breit genug dafür, dass die Spannung ausreichen würde, den Tschechen bei sehr sportlicher Fahrweise in völliger Ruhe zu halten. Also, wer mit seinem RS hart am Limit fahren möchte, belässt es beim 1,5 Zentimeter tiefer gelegten Sportfahrwerk und nimmt den einen oder anderen freundschaftlichen Schlag ins Kreuz gerne in Kauf. Wer den Octavia dynamisch bewegt, aber dennoch komfortabel und abseits provozierter Grenzbereiche unterwegs sein möchte, für den ist das adaptive Fahrwerk ein Muss und dann auch ein echter Genuss.

Sound, den der RS nicht nötig hat

Ob die im Škoda erzeugte Soundkulisse ein solcher ist, muss in erster Linie der Fahrer entscheiden. Die Insassen dürfte der künstlich generierte und in den Innenraum posaunte Pseudo-V8-Sound jedenfalls relativ schnell nerven. Nicht nachvollziehbar ist auch, warum das künstliche Gedröhn schon in der Fahrmodus-Einstellung "Normal" die Gehörgänge malträtieren muss, um im Sport dann zum Crescendo zu werden. Natürlich, der richtige Ton gehört zu einem Sportwagen dazu. Aber eigentlich entäußert er sich über die Abgasanlage nach draußen. Das, was davon in den Innenraum dringt, ist der Beweis, dass man mit einem Boliden unterwegs ist. Schwierig wird es, wenn ein Vierzylinder unter der Haube einen klasse Job verrichtet, aber im Innenraum ein V8 grölt, von dem man als Außenstehender weder etwas hört, noch etwas ahnt.

Ob man die Limousine dem Kombi vorzieht, ist eine Einstellungsfrage. Sportlich sehen beide RS-Varianten aus.

Ob man die Limousine dem Kombi vorzieht, ist eine Einstellungsfrage. Sportlich sehen beide RS-Varianten aus.

(Foto: Holger Preiss)

Dieses nervige Getue verstummt auch nur, wenn man es in den individuellen Einstellungen beendet oder den Fahrmodus Comfort wählt. Und ganz ehrlich? Diese Attitüde hat der RS nicht nötig. Denn am Ende des Tages ist er, was seine Kraftentfaltung und die Endgeschwindigkeit betrifft, über jeden Zweifel erhaben. Manchmal könnte der Turbo seine Aufgabe der Beatmung etwas spontaner in Angriff nehmen. Wer keck aufs Gas tritt, der muss gewiss sein, dass es zwei Sekunden dauert, bis der Befehl in Vortrieb umgesetzt wird. Aber wenn der RS erst mal fliegt, dann gibt es wie gesagt bis Tempo 250 kein Halten mehr.

Wie gehabt sorgen auch im neuen RS Sportsitze mit integrierter Kopfstütze für besten Halt. Einmal mehr, weil es neben den Seitenwangen jetzt noch eine Art Kragen im Schulterbereich gibt. Und auch für die Sportsitze gilt: Die sind nicht nur in der Kurve eine Messe, sie taugen auch für die Langstrecke. Und wer denn mit seinem Octavia RS so dahingleitet, hat auch die Muße, sich im Innenraum umzusehen. Da gibt es Dekorleisten in Carbonoptik und Pedale im Aluminiumlook. Rote Ziernähte unterstreichen den sportlichen Charakter und das dreispeichige Multifunktionslenkrad liegt nicht nur gut in der Hand, es ist auch kapazitiv. Wenn also der Spurhalteassistent mahnt, muss nicht wie früher eine deutliche Lenkbewegung vollführt werden, sondern es reicht, wenn die Hände das Lenkrad wieder berühren.

Wer viel will, zahlt viel

Im Innenraum des Octavia RS geht es dank roter Ziernähte und Sportlenkrad ebenfalls dynamisch zu.

Im Innenraum des Octavia RS geht es dank roter Ziernähte und Sportlenkrad ebenfalls dynamisch zu.

(Foto: Holger Preiss)

Ebenfalls im Blickfeld des Fahrers ist das Virtual Cockpit mit seinem 10,2 Zoll großen Kombiinstrument und einer zusätzlichen Sportansicht. Auch ein Head-up-Display gibt es für den RS. Das muss allerdings mit dem hauseigenen Navigationssystem für 1715 Euro zusätzlich gekauft werden. Unter dem Strich wäre dieser Posten, abgesehen vom oben genannten Reise-Paket, dann aber auch nicht der einzige größere Posten, der das Budget beim Kauf eines Octavia RS zusätzlich belasten könnte. Der Testwagen jedenfalls kostete 47.785 Euro. Ohne Aufpreis und im Serienumfang bereits enthalten sind die Bluetooth-Freisprecheinrichtung inklusive induktiver Ladebox für das Smartphone, digitaler Radioempfang (DAB+), elektrisch anklappbare und automatisch abblendbare Außenspiegel sowie Parksensoren vorne und hinten.

Alles in allem bleibt der Octavia RS, was auch schon sein Vorgänger war: ein in allen Belangen mehr als alltagstaugliches Auto, das man gerne sportlich bewegt. Wer das aber öfter und über längere Strecken macht, der sollte sich über einen Verbrauch im zweistelligen Bereich nicht ärgern, sondern eher darüber nachdenken, ob er nicht besser bei der Diesel-Variante des RS aufgehoben ist. Der kostet ab 39.020 Euro und fährt mit dem bekannten 2,0-Liter-Diesel mit 200 PS, 7-Gang-DSG und einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmetern vor. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 249 km/h und den Verbrauch gibt Skoda im Drittelmix mit 4,4 Litern an.

Und weil das natürlich nicht reicht, gibt es für die, die ihren RS in großen Teilen für den täglichen Weg zur Arbeit nutzen, seit Neuestem auch einen Plug-in-Hybrid in der Sportlerriege. Der trägt hinter dem Kürzel RS ein iV und wird von einem 1,4-Liter-Benziner und einem E-Motor befeuert. Die Systemleistung liegt auch hier bei 245 PS, und das maximale Drehmoment ist mit dem des Diesel identisch: 400 Newtonmeter. In 7,3 Sekunden geht es hier auf Tempo 100 und maximal sind wohl 225 km/h drin. Rein elektrisch soll der RS iV gut 60 Kilometer zurücklegen können. Wie sich der sportliche Teilzeitstromer in der Praxis macht, wird Anfang des kommenden Jahres auf diesen Seiten zu lesen sein, denn der Tscheche wurde schon freundlichst zum Test geladen.

Quelle: ntv.de

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