Rassiges Konzept-Coupé in Tokio Wankel-Visionen bei Mazda-Premiere
28.10.2015, 12:52 Uhr
Der Mazda RX-Vision gehört zu den schärfsten Studien auf der Tokyo Motor Show.
(Foto: picture alliance / dpa)
Hochemotional und rassig ist die Coupé-Studie "RX-Vision", die Mazda auf der Tokyo Motor Show enthüllt hat. Der schnittige Bolide nährt den Wunsch auf ein Serienfahrzeug. Verzückte Interessenten müssen sich aber mindestens noch bis 2018 gedulden.
Ob die der Mazda RX-Vision eines Tages in Serie gehen wird, steht noch nicht fest. Was den Antrieb des Zweisitzers betrifft, haben sich die Japaner aber immerhin schon festgelegt. Es soll ein weiterentwickelter Kreiskolbenmotor sein. Das Prinzip wurde seinerzeit von dem Deutschen Erfinder Felix Wankel entwickelt und von vielen Herstellern, darunter NSU und Mercedes, in Lizenz nachgebaut. Auch Mazda wandte sich dem Drehkolbenmotor zu und stellte vor 50 Jahren das erste Serienmodell vor. Während andere aber wegen technischer Probleme und hohem Verbrauch bald die Lust am Wankelmotor verloren, blieb Mazda das einzige Unternehmen, das bis ins Jahr 2000 ein Großserienfahrzeug mit dem Verbrennungsmotor ausstattete, der ohne Kolben, Pleuel und Kurbelwelle auskommt.

Mazda-Chef Masamichi Kogai ist sichtlich stolz auf die Studie des RX-Vision.
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Der 2012 eingestellte Mazda RX-8 war der vorerst letzte Versuch, das sehr kompakt bauende und von dem japanischen Unternehmen "Rotary-Engine" genannte Triebwerk nachhaltig in der Sportwagen-Kultur zu verankern. Die Frühphase der Serienfertigung, unter anderem in der deutschen NSU-Limousine Ro 80, war von vielen technischen Problemen gekennzeichnet, doch Mazda hatte eisern und konsequent zu diesem Antriebskonzept gehalten.
E-Type modern interpretiert
Das neue Concept-Car könnte durchaus als Reinkarnation eines Jaguar E-Types gelten, wenngleich die moderne Interpretation der Formensprache den eigenen Mazda-Stils im Sinne des Kodo-Prinzips ("Seele der Bewegung") in eine dynamische Richtung verstärkt. Eine sehr lange und flache Motorhaube fließt geschmeidig in ein kleines und kompaktes Greenhouse, was das Prinzip des Frontmotors mit Hinterradantrieb visuell unterstreichen soll. Das Fahrzeug ist auf eine Länge von knapp 4,40 Metern ausgelegt, der Radstand beträgt 2,70 Meter. 20-Zoll-Felgen vorn und hinten verleihen ein kraftvollen Stand, so dass der RX-Vision schon unbewegt enorm schnell aussieht.

Ob es die Studie des RX-Vision als Serienfahrzeug mit Wankelmotor geben wird, steht noch nicht fest.
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Auch nach der Einstellung des RX-8 war bei Mazda von einer Abkehr vom Kreiskolben-Motor nicht die Rede. Folgerichtig heißt die jetzt gezeigte Studie "RX-Vision". Der Rede des Vorstandsvorsitzenden Masamichi Kogai vor der versammelten Presse auf der Tokyo Motor Show fehlte es denn auch nicht an Pathos, die Wiedergeburt der Wankel-Erfindung zu preisen. Sein Unternehmen habe den Glauben an die Zukunftsfähigkeit des Konzepts nie infrage gestellt und deshalb konsequent weiterentwickelt. Auf der Grundlage der Erkenntnisse, die man mit den SkyActive-Motoren für Benzin- und Dieselantrieb gesammelt habe, sei der Rotary-Motor zum "SkyActive-R" vervollkommnet worden.
Technik bleibt vorerst Geheimnis
Über technische Details des Aggregats muss die Öffentlichkeit allerdings weiter spekulieren. Weder sind Informationen darüber verfügbar, wie viele rotierende Scheiben in den Motor arbeiten, noch welches Kammervolumen zur Erzeugung von Verbrennungsenergie zur Verfügung steht. Der RX-8 kam mit zwei Scheiben aus, zweimal knapp 700 Kubikzentimeter Hubraum waren zu füllen. Dass es sich bei dem neuen Motor um wesentlich größere Kennziffern handelt, ist nicht zu erwarten.
Ob und in welchem Maße eine Elektrifizierung des Konzept angedacht ist, blieb bei der Mazda-Pressekonferenz ebenfalls im Dunkeln. Im Verlaufe der letzten beiden Automessen in Tokio hatte Mazda sowohl einen rein elektrisch betriebenes Konzept-Fahrzeug als auch einen elektrischen Mazda 2 mit einem Wankelmotor als Reichweiten-Verlängerer gezeigt.
Die Wandlung des RX-Vision von einer Studie zu einem Serienmodell hängt nicht zuletzt davon ab, wie sich die internationalen Abgasnormen entwickeln. Offiziell ist man bei Mazda optimistisch, dass die aktuellen SkyActive-Motoren auch verschärfte Grenzwerte erfüllen würden, jedoch hat die Marke derzeit keine Turbo-Aggregate zu bieten, wie sie andere Hersteller zur Verbrauchsminderung einsetzen. Eine elektrische Variante mit dem kompakt bauenden Wankelmotor als Stromlieferant erscheint deshalb als wahrscheinliche Perspektive.
Quelle: ntv.de