Auto

Innovatives Schwenkdach bei Renault Wind bläst zum Angriff

Mit einem Zweisitzer verdoppelt Renault sein Angebot an Cabrio-Modellen. Besonderheit des Freiluft-Mobils: Durch Öffnen des Daches gibt es keinen Verlust an Kofferraum.

Öffnen und Schließen in Rekordzeit: Renaults "Wind" macht's möglich.

Öffnen und Schließen in Rekordzeit: Renaults "Wind" macht's möglich.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Wenn ein Auto die Erwartungen nicht erfüllt, die sein Name weckt, ist es oft sehr schädlich für den Verkauf. Beim neuen Renault-Zweisitzer ist das anders. Er heißt zwar "Wind", doch selbst bei offenem Verdeck merkt man kaum etwas davon. Auf Zugluft-Probleme müssen sich die Insassen also nicht einstellen, wenn das Auto ab dem 17. September auf dem deutschen Markt zu haben ist.

Eine Hoffnung hat sich seit der Ankündigung des Projekt freilich nicht erfüllt: Dass der auf der Plattform des Twingo RS aufbauende Wagen zu einem Preis unter 15.000 Euro angeboten werden könnte. Der Wind, den Renault mit seinem neuen Modell entfacht, beweist Mut. Bei anderen Anbietern hatten sich ähnliche Versuche als laues Lüftchen erwiesen, so zum Beispiel bei den Kleinwagen-Cabrios von Nissan (Micra CC) oder Mitsubishi (Colt CZC), denen es auf dem deutschen Markt an Akzeptanz fehlte.

Zu einem Erfolgsfaktor könnte die innovative Dachkonstruktion werden, die verhindert, was auch bei Klappdach-Cabrios der Mittelklasse immer wieder die Freude am offenen fahren dämpfte. Die zwei- oder dreiteiligen Hauben kosten beim Verstauen unter dem Heckdeckel eine Menge Kofferraum. Dieser Umstand trifft unter anderem auch auf den (bereits eingestellten) Opel Tigra Twintop und den Peugeot 207 CC zu. Bei diesen Autos müssen sich die Passagiere mit knapp 150 Litern Stauraum begnügen, der oftmals obendrein auch noch schwer zugänglich ist.

Nur zwölf Sekunden zum Öffnen

Nicht so beim Wind. Der Trick liegt in einem doppelten Boden, denn das Gepäckabteil hat praktisch zwei Abdeckungen. Die Dachabdeckung liegt in Ruhestellung auf dem Kofferraumdeckel. Sie ist in Wagenfarbe lackiert und hinten angeschlagen. Zum Öffnen schwingt sie zunächst senkrecht nach oben. Dann klappt das ebenfalls hinten angeschlagene Dachsegment auf einer Achse in Höhe der B-Säule um 180 Grad nach hinten, bis es mit der Oberseite nach unten auf der Heckklappe ruht. Schließlich senkt sich die Dachabdeckung wieder in die Ausgangslage.

Ab September steht der Wagen bei den Händlern.

Ab September steht der Wagen bei den Händlern.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Nachteil des Systems: Soll ein Wind bei geöffnetem Dach mit Gepäck beladen werden, müssen drei Abdeckungen gleichzeitig nach oben bewegt werden, was die Gasdruckdämpfer mächtig fordert und entsprechend mühselig ist. Versöhnlich stimmt dann allerdings der Blick auf rund 270 Liter Stauraum, die nicht einmal von den integrierten Rahmenverstärkungen beeinträchtigt wird, die für mehr Steifigkeit des Zweisitzers sorgen. Die Bewegung des Dachteils erfolgt elektrisch, es muss zuvor jedoch manuell eine Verriegelung betätigt werden. Ein akustisches Signal informiert über den Abschluss des Vorgangs, außerdem ist der Hinweis "Dach geöffnet" oder "Griff verriegeln" im Display zu sehen. Der ganze Vorrang dauert nur zwölf Sekunden, was durchaus rekordverdächtig ist.

Entsprechend seiner überschaubaren Gesamtlänge von 3,83 Metern ist der Wind mit zwei handlichen Motoren ausgestattet. Die beiden Vierzylinder-Benzinmotoren haben 1,2 und 1,6 Liter Hubraum, wovon der kleinere mittels Turbolader 101 PS leistet. Für ein gerade 1200 Kilogramm leichtes Fahrzeug scheint das ausreichend, doch wer in der Beschwingtheit des sonnenverwöhnten Fahrerlebnisses das Runterschalten vergisst, wird an der nächsten Anhöhe mit der kompletten Abwesenheit von Drehmoment bestraft. Es empfiehlt sich also, den Drehzahlmesser stets im Auge zu behalten und möglichst ein Abfallen der Kurbelwellen-Umdrehungen zu vermeiden, da die komplette Zugkraft von 152 Newtonmetern erst bei 3500 U/min freigesetzt wird. Dass die drehzahlorientierte Fahrweise guten Verbrauchswerten nicht förderlich ist, versteht sich von selbst. 6,3 Liter (nach EU-Norm) sind so nicht erreichbar.

Lenkung könnte direkter sein

Das 1,6-Liter-Triebwerk kommt ohne künstlichen Druck aus und gibt 133 PS ab. Die Mehrleistung ist durchaus spürbar, eine Temperaments-Explosion sollte man beim Gasgeben aber auch von diesem Auto nicht erwarten. Der Motor will ordentlich unter Drehzahl gehalten werden, damit der Vortrieb munter bleibt. Eine Freude ist freilich die robuste Klangkulisse, die beim Offenfahren über die gebremste Sportlichkeit hinweg tröstet. Die Ausführung steht für 18.300 Euro in der Preisliste. Ein Dieselmotor, Sechsgangsschaltung oder ein Automatik-Getriebe sind nicht vorgesehen.

Für beide Motoren ist zum Marktstart ein Fünfgang-Schaltgetriebe verfügbar, das sich auf den ersten Testkilometern zwar als leichtgängig, aber auch etwas unpräzise und teigig zeigte. Das gleiche gilt für die Lenkung. Dank Servounterstüzung ist der notwendige Kraftaufwand gering, doch kann es vorkommen, dass im zügig durchfahrenen Serpentinenkurs die eine oder andere Lenkkorrektur erforderlich wird. Ein wenig mehr Direktheit und Rückmeldung von der Straße könnte hier nicht schaden. Eine Längsverstellung der Lenksäule fehlt.

Renaults Zielgruppe: Kunden zwischen 25 und 45 Jahren.

Renaults Zielgruppe: Kunden zwischen 25 und 45 Jahren.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Während der Fahrt bleiben die Strömungs- und Zugluftverhältnisse im Innenraum auf einem angenehm niedrigen Niveau. Selbst bei versenkten Seitenscheiben ist die Fahrt im Landstraßentempo durchaus zu genießen, das Geräuschniveau lässt eine entspannte Unterhaltung der Passagiere zu. Die Platzverhältnisse im Innenraum sind ausreichend, aber nicht üppig zu nennen. Einen starken Designakzent setzt der Instrumententräger, in den tubenförmig eingelassene Rundinstrumente informieren. Die orangefarbenen Digitalanzeigen lassen sich bei geöffnetem Dach nicht optimal ablesen. Vier Airbags schützen die Insassen im Falle eines Aufpralls.

Bereits in der Wind-Grundausstattung sind eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, elektrische Fensterheber und elektrisch einstellbare Außenspiegel an Bord. Hinzu kommt das MP3-taugliche 2x20-Watt-CD-Radio mit Bedienungssatellit am Lenkrad. Zur Serienausstattung zählen darüber hinaus Nebelscheinwerfer, Bordcomputer und der Tempopilot mit Geschwindigkeitsbegrenzer. Die gehobene Ausstattung bietet zusätzlich eine Klimaautomatik, dazu kommen Regen- und Lichtsensor. Die Lederpolsterung dieser Ausstattungsoption wird durch eine Sitzheizung ergänzt.

Großer Spaßfaktor

Das originelle Fahrzeugkonzept soll Kunden zwischen 25 und 45 Jahren ansprechen, die einen individuellen Lebensstil pflegen und ihn mit ihrem Fahrzeug zum Ausdruck bringen wollen. Frauen sind als Käuferinnen sehr willkommen. Der Spaßfaktor ist trotz kleinerer Unzulänglichkeiten nicht zu unterschätzen und die Aussicht, kein Dach über dem Kopf zu haben, verliert im Renault Wind im Nu ihren Schrecken.

Quelle: ntv.de

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