Gebrauchte

Gebrauchtwagencheck Citroën C4 - kein Freund des TÜV

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Der Citroën C4 ging 2010 mit vielen Innovationen als Golf-Jäger an den Start.

(Foto: Citroën)

Als der Citroën C4 (Typ N) 2010 in den Markt eingeführt wurde, wollte man dem VW Golf ordentlich Kante zeigen. Dafür hatten sich die Franzosen schwer ins Zeug gelegt, was durchaus für den Kauf eines Gebrauchten spricht. Doch blickt man auf die Statistik des TÜV, kommen Zweifel auf.

Am VW Golf kommt in Deutschland in der Kompaktklasse über viele Jahre kein anderes Modell vorbei. Auch der Citroën C4 (Typ N), der zwischen 2010 und 2018 in der zweiten Generation angeboten wurde, hatte sich den Wolfsburger Klassenprimus zum Vorbild genommen. Bleibt die Frage, ob sich dies auch beim TÜV bemerkbar macht?

Ordentliches Platzangebot

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Mit einer Länge von 4,33 Meter hat der Citroën C4 ein ordentliches Maß.

(Foto: Citroën)

Ziemlich normal sah der C4 bei seinem Debüt 2010 aus. Anders als der Peugeot-Bruder 308, der damals mit seinem riesigen Kühlergrill für Aufsehen sorgte, hatten sich die Citroen-Designer bei der zweiten Auflage des Kompaktmodells für fast unaufdringliche Formen entschieden: Er wirkt so deutlich erwachsener und seriöser als der 308. Im Vergleich zur ersten Generation hat der C4 um fünf Zentimeter auf 4,33 Meter zugelegt und gehört damit zu den Großen im Segment.

Die zusätzlichen Zentimeter kommen Passagieren und Gepäck zugute. Mit 408 Litern verfügt der Kofferraum zudem über überdurchschnittlich viel Volumen, mit umgelegter Rückbank passen bis zu 1183 Liter hinein. Auch bei der Gestaltung des Innenraums lag der Fokus auf Sachlichkeit. Die typischen Spielereien wie Parfumspender für die Klimaanlage oder das Lenkrad mit der feststehenden Nabe sucht man vergebens. Dafür gibt es einen solide verarbeiteten Innenraum.

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408 Liter stellt das Gepäckabteil des Citroën C4 zur Verfügung.

(Foto: Citroën)

Anders als das Vorgängermodell gibt es die zweite Generation ausschließlich als fünftüriges Steilheck, die Rolle des Coupé-Schönlings wurde an den technisch verwandten Citroën DS4 ausgelagert, der zwischen 2011 und 2018 gebaut wurde. Obwohl dieser auf den ersten Blick wie ein Dreitürer wirkt, verfügt er durchaus über - pfiffig versteckte - Fondtüren. Eine Außenseiterrolle auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt spielt zudem die Stufenhecklimousine C4 Lounge, die vor allem für Russland und China gebaut wurde. 2015 erhielt der Kompakte ein Facelift. Die Modelle sind unter anderem an einer leicht veränderten Lichtsignatur mit LED-Tagfahrlicht zu erkennen. Im Innenraum hält ein Sieben-Zoll-Touchscreen-Einzug.

Keine starken Motoren

Zum Marktstart standen drei Benziner und drei Diesel zur Wahl. Basis-Otto ist ein 1,4-Liter-Sauger mit 95 PS. Ebenfalls ein Sauger ist der aus der Kooperation mit BWM erhältliche 1,6-Liter mit 120 PS. Dieser ließ sich seinerzeit alternativ zum manuellen Fünfgang-Getriebe mit einer Viergang-Automatik kombinieren. Beide Sauger eignen sich eher für duldsame Fahrer. Wer etwas mehr Punsch erleben möchte, ist beim 156 PS starken 1.6er Turbo mit 240 Newtonmeter maximalen Drehmoment besser aufgehoben. Der Durchschnittsverbrauch von 6,4 Litern liegt 0,2 bis 0,3 Liter über den Saugern. Allerdings wurde der 156 PS-Turbo ausschließlich mit einem automatisierten Sechsgang-Schaltgetriebe angeboten.

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Die Motoren, die für den Citroën C4 zur Verfügung standen, sind eher auf optimalen Verbrauch als auf Leistung ausgelegt.

(Foto: Citroën)

Zum Facelift schickte Citroën diese drei Benziner in Rente. Als Ersatz fungierte bis zum Modellende ein 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbo, der in zwei Ausbaustufen mit 110 PS und 130 PS verfügbar war. In der Spitzenversion stehen 230 Newtonmeter zum Abruf bereit, der Durchschnittsverbrauch liegt laut Datenblatt bei 4,8 Litern, was nach heutigen Messanforderungen geradezu märchenhaft wirkt. Anders als bei der 110 PS-Version übernimmt ein Sechsgang-Schaltgetriebe die Kraftübertragung. Optional gibt es eine Sechsgang-Automatik.

Das Dieselangebot umfasste zunächst einen 1,6-Liter mit 92 PS und 112 PS sowie einen Zweiliter mit 150 PS. Die 112 PS-Variante ist immer an das automatisierte Schaltgetriebe gekoppelt. Die Motoren begnügen sich im Datenblattdurchschnitt mit utopischen Werten von 3,8 bis 4,7 Litern. Mit dem Facelift und der Umstellung auf die Abgasnorm Euro 6 kommen die 1.6er auf 99 PS und 120 PS und verbrauchen nach Herstellerangaben im Schnitt zwischen 3,3 und 3,8 Litern. Die 120 PS-Variante ist nun auch mit einer Automatik bestellbar. Der Top-Diesel mit 150 PS wird Ende 2016 aus dem Programm genommen.

Beim TÜV kann er nicht überzeugen

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In der Ausstattungslinie "Exclusive" gab es für den Citroën C4 sogar Massagesitze.

(Foto: Citroën)

Ab Werk (Attraction) sind unter anderem Klimaanlage, elektrische Helfer für Fenster und beheizbare Außenspiegel und ein Geschwindigkeitsregler an Bord. Im zweiten Komfortniveau sorgen etwa 16-Zoll-Felgen, mehr Chrom und abgedunkelte Fenster für einen schicken Auftritt. Die höchste Ausstattung "Exclusive" wartet mit Ungewöhnlichem wie Massagesitzen mit Teillederpolsterung auf.

Seit dem Lifting Anfang 2015 gibt es zudem ein Keyless-System und einen Touchscreen für das Cockpit. Für Sicherheit sorgen auch bei den älteren Modellen ESP und sechs Airbags, moderne Assistenten gibt es jedoch nur für die höheren Ausstattungs-Level. Beim Euro-NCAP-Crashtest erzielte der C4 2010 eine Fünf-Sterne-Bewertung.

Die gute Nachricht: Der C4 der zweiten Generation ist besser geworden. Die schlechte: Richtig überzeugen kann er die TÜV-Prüfer bei der Hauptuntersuchung (HU) trotzdem nicht. Immerhin ist der Franzose bei den oft teuren Fahrwerksproblemen eine Klasse besser geworden, ohne jedoch komplett zu überzeugen. Regelmäßigen Ärger gibt es bei den Bremsen: Die Scheiben verschleißen deutlich schneller als bei einem Durchschnittsfahrzeug. Auch die Auspuffanlage macht Ärger. Gebrauchtwageninteressenten sollten zudem ein Auge auf die Lichteinstellung werfen.

Fazit: Der Citroën C4 ist ein Kompakter mit vielen Qualitäten: Das Design ist stimmig und keinen modischen Extravaganzen unterworfen, das Platzangebot und Verarbeitung überzeugen. Bei der HU leistet er sich aber viele Aussetzer. Hier hält er Abstand zum Vorbild aus Wolfsburg. Gebrauchtwageninteressenten holen sich am besten vor dem Kauf fachkundigen Rat ein. Um die 3000 Euro werden für ältere Exemplare des französischen Golfs fällig.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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