Leben

Bilder aus Pralinenpapier Für Pompes Kunst muss genascht werden

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Hoher Aufwand, hoher Preis: Bis zu 25.000 Euro kostet ein Schokoladenpapier-Gemälde.

(Foto: picture alliance/dpa)

"Es ist nicht alles Gold, was glänzt": Die Künstlerin Alwine Pompe setzt ihre Bilder aus glänzenden Pralinenpapieren zusammen. Die Idee dazu wurde aus der Not geboren. Die Ergebnisse sind echte Hingucker - nicht nur für Schokoladenfans.

Akribisch sammelt Alwine Pompe Glitzerpapier von Pralinen, Schokoladeneiern und Marzipanherzen in Schuhkartons. Hunderte von kleinen gepressten Folien leuchten in den knalligsten Farben. Und so sehen auch ihre Bilder aus. "Miami - oder Full of Joy" ist ein buntes Feuerwerk, das die Künstlerin aus Ehlbeck selbst mit Energie erfüllt. "Es liegt mir sehr am Herzen und ist unverkäuflich", sagt die 70-Jährige, die nach eigenen Angaben weltweit die einzige ist, die Kunstwerke aus Schokopapier herstellt. Ganz preiswert sind sie mit 900 bis 25.000 Euro nicht. Aber der Aufwand ist auch enorm.

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Alwine Pompe ist nach eigenen Angaben die weltweit einzige Künstlerin, die Werke aus Pralinenpapier herstellt.

(Foto: picture alliance/dpa)

"Licht und Farben beeinflussen stark", erzählt sie in ihrem neuen Atelier auf einem Bio-Hof in der Gemeinde Rehlingen. Erst vor drei Monaten ist sie mit ihrem Ehemann Volker in den Landkreis Lüneburg in die Heide gezogen und will demnächst Besucher empfangen. 20 Jahre verbrachten sie in Spanien und der Schweiz. "Wir sind abenteuerlustig, richtige Vagabunden", sagt die zierliche Künstlerin mit einen Lächeln. "Wir glauben, wir können noch die Welt einreißen." Von ihrer Kunst kann sie nicht lassen: "Es ist ein Motor, manchmal fragt man sich, was das soll".

Aus der Not heraus kam die gebürtige Hamburgerin auf den ungewöhnlichen Produktionsstoff. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule in der Hansestadt entwickelte die Grafikdesignerin eine Allergie gegen Kolophonium und konnte nicht mehr mit Lacken oder Pulverfarben arbeiten. Sie fand im Verarbeiten des dünnen Alu-Papiers ihre Nische. "Es ist so empfindlich, man muss sehr vorsichtig vorgehen", erklärt sie und zeigt ein großes Werk mit christlichen Motiven - mittendrin leuchtet auch immer wieder die Inschrift der Süßigkeiten-Hersteller. "Sahne-Creme" und "Noisette" gehören dazu. Dazwischen malt sie mit Buntstiften auf dem Holzuntergrund und nimmt Reliefpaste - manches leuchtet neonfarben.

Kreative Schokopapier-Beschaffung

"Es darf nicht immer nur platt sein und soll auch nicht kitschig werden", erklärt Pompe. Die Folien verändern sich im Licht, deswegen müssen sie besonders im Sommer gut geschützt lagern. Die Abtei Maria Laach in Glees in Rheinland-Pfalz hat seit Jahren großes Interesse, verkauft im Klostershop und Verlag Drucke und kleine Kreuze aus Pompes Werken. Sie scheut sich nicht, die christlichen Motive vielfarbig und fröhlich darzustellen. "Das Leben ist bunt und meine Bilder so amüsant", begründet sie. Ein Lieblingswerk schimmert auch einfach nur golden und heißt passend: "Es ist nicht alles Gold, was glänzt."

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Pompe verwendet viel christliche Symbolik.

(Foto: picture alliance/dpa)

Mit dem Nachschub an Pralinenpapier ist es manchmal nicht so einfach. Die großen Firmen sind eher zurückhaltend. So fordern die Pompes jeden Besucher zum Naschen der kleinen Schokis auf. Und gern erzählt Volker Pompe davon, wie er jahrelang in Flugzeugen beim Abflug kleine Köstlichkeiten an Mitreisende verteilte, vor der Landung allerdings das Papier zurückforderte. Das Angebot einer Klinik zum Abnehmen für eine kleine Ausstellung gehört zu den unschönen Erlebnissen, erzählt das Paar. Als die Leitung erfuhr, dass die süßen Logos durchaus zu erkennen sind, nahm sie Abstand von der Zusammenarbeit.

In dieser Zeit sei es schwer mit der Kunst, die meisten Werke könnten nur digital angeboten werden. Die Lüneburger Kirche St. Nicolai plant eine Ausstellung der Bilder für Oktober. "Das hat was mit Können und Kunst zu tun", sagte Pastor Eckhard Oldenburg. Pompe verwende viel christliche Symbolik: "Das hat mir auf Anhieb gefallen".

Quelle: ntv.de, Britta Körber, dpa

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