
Besorgte Bürger und besorgte Kleber werden wohl keine Freunde mehr.
(Foto: dpa)
Es ist ein bisschen ruhiger geworden um die Klimakleber. Das hat natürlich Gründe. Die Kolumnistin wittert jedoch die Ruhe vor dem großen Sturm - und wird versuchen, in jeglicher Hinsicht entspannt zu bleiben.
Neulich, als ich mit dem Elektro-Auto meines Mannes an einem freien Tag mal ins Berliner Umland fahren wollte und ich es zu weit für Radfahren fand (auch diese blöde Golf-Tasche ist einfach unpraktisch für's Rad) und mich gerade so richtig freute auf frische Luft und Bewegung, eine Freundin und freie Zeit, da fuhren drei Autos vor mir auf der Autobahn plötzlich langsamer, Warnblinkanlage an, und blieben schließlich stehen. Um sich auf einem Autodach und an diversen Reifen festzukleben. An meinem Auto nicht, vielleicht haben sie gesehen, dass es ein E-Auto ist. Jedenfalls stand ich da nun eine Weile blöde rum, habe die Zeit zum Telefonieren genutzt, Mails beantwortet, mich gesonnt, mit anderen Autofahrern deeskalierend gequatscht - man konnte im Augenblick ja eh nichts tun. Ich hatte keinen Notfall, meine Freundin würde warten, also was soll's.
Nach einer Stunde dann war ich aber doch genervt, und überlegte, was eigentlich wäre, wenn man die Kleber einfach auf der Straße sitzen lassen würde. Ein paar saßen da schon mitsamt den von den Autos abmontierten, an ihren Händen klebenden Autoreifen am Autobahn-Rand, ein bisschen wie die Affen im Zoo, die in Autoreifen schaukeln sah es aus. Ein paar Pylonen drumherum gestellt, so wie bei Berliner Schlaglöchern monatelang üblich, und fertig. Irgendwann würden menschliche Bedürfnisse auch den klebrigsten Klimakleber einholen, dann würde man mal den Ort und die Position wechseln wollen, nehme ich an. Ist nur 'ne Idee ...
"Chatbotti, schreib meine Kolumne ... "
Unverhofft aber hatte ich an diesem Vormittag doch eine Menge Zeit für mich selbst, und als ich so auf meinem Handy rumdaddelte, kam ich aus Versehen auf eine Tastenkombination, die mir völlig neue Möglichkeiten zu künstlicher Intelligenz verschaffte. Ich fand Anleitungen, wie ich diese Kolumne hier zum Beispiel von ChatGPT schreiben lassen könnte, indem ich ihn einfach mit ein paar Info-Wörtern "füttere". Bedeutet chatten aber nicht, dass man sich etwas gegenseitig erzählt? Was soll der oder die Chatbot mir denn erzählen, außer dass er/ sie es aus seinen Infos einen wahrscheinlich handwerklich soliden Text hinzimmern würde, ohne Blut und ohne Seele?
Die Überschrift auf meiner eigenen Arbeitgeber-Seite warnte mich jüngst bereits - neben Elon Musk - vor dem Risiko einer Vernichtung und prangerte die KI gar als Gefahr für die Menschheit an. Sollten Corona und Ukraine-Krieg, Hungersnöte und sonstiges unintelligentes, menschliches Verhalten, zum Beispiel auch bei Wahlen oder kriminellen Handlungen, nicht vollkommen ausreichen, den Homo Sapiens auszurotten? Überflüssig zu machen? Brauchen wir dafür wirklich KI? Und dann lese aber auch, dass so ein reizendes Roboterchen zum Beispiel viel besser mit Patienten umgeht. Dass die KI viel freundlicher ist, wenn ich mir zum Beispiel Sorgen mache, weil ich im Vollsuff einen Zahnstocher verschluckt habe: Der Roboter antwortet echt besorgt und beruhigend, während ein Arzt sagen würde: "Das wird schon, der nächste bitte." Möchte ich mir da nicht viel lieber von einem Roboter mit George Clooney-Stimme sagen lassen, dass es gar nicht gut um mich steht?
So viele Gutmenschen hier
Apropos George Clooney, der war letzte Woche bei einer Veranstaltung, wo alle Frauen reihenweise umgefallen sind, weil er Schultern tätschelte, tiefe Blicke in Ausschnitte warf und allgemein einfach gut rüberkam. Das ist schon was, heutzutage. Kein Wort mehr davon, dass seine Frau zickig sein könnte, nein, sie ist ein Gutmensch (wie mein Kollege Thomas Schmoll es auch von sich behauptet), ein Sehrgutmensch sogar, denn sie ist internationale Menschenrechtsanwältin. Ich hoffe, sie setzt sich für alle diejenigen ein, die momentan im Iran unschuldig hinter Gittern sitzen. Wird schon, und wenn nicht, dann kommt vielleicht ein kleiner R2D2 (Erzwodezwo) reingerollt in den Knast und überbringt die traurige Nachricht, dass es mit der Freilassung demnächst doch nichts wird, zumindest ein bisschen freundlicher als so ein Henker.
Was ich mich abschließend frage, ist aber, wann so ein schlauer kleiner Computer am Bettrand von Paaren steht und ein paar Tipps gibt. Also, Beispiel: Wenn Al Pacino (könnte auch Robert de Niro sein) mit seiner 37 Jahre jüngeren Freundin jetzt noch mit 83 ein Kind bekommt. Er aber gleichzeitig vor einigen Jahren behauptet hat, "da" sein zu wollen, denn er fühle sich verantwortlich für seine Kinder: "Ich bin ein Teil ihres Lebens", verriet er "The New Yorker". Krass, dazu braucht man gar keine KI, um sich vorzustellen, dass dieser Teil gar nicht mal mehr so lange sein kann. Ich wünsche Al Pacino dennoch nur das Beste und ein langes Leben, ich fand ihn immer cool. Und die noch ungeborenen Kinder von Al Pacino können auch froh sein, dass nicht Clint Eastwood, 93, der Papi wird, mit dem ging die junge Mutter vor einiger Zeit nämlich auch angeblich aus. Aber wie sagt man so schön: Leben und leben lassen!
Um kurz auf den Anfang zurückzukommen: "KI - was können wir mehr für unser Klima tun? Und KI, selbst wenn wir das wissen - wie transportieren wir das an die richtigen Stellen?"
Quelle: ntv.de