Leben

In Newtons Fußstapfen Lavazza lässt die Artivisten ran

Saype heißt eigentlich Guillaume Legros.

Saype heißt eigentlich Guillaume Legros.

(Foto: Lavazza Calendar 2022, Foto Emmanuel Lubezki, Saype Dezember)

Die Kunst im Dienst der Gesellschaft - das ist die Botschaft der sechs Artivisten des Lavazza-Kalenders 2022 mit dem Titel "I Can Change the World". Dieser wurde unlängst in Florenz, der Wiege der Renaissance, vorgestellt.

Der Franzose Guillaume Legros gehört zu den einflussreichsten jungen Künstlern in der Kulturszene. Viel wichtiger ist ihm aber, "dass meine Werke die Menschen inspirieren, ihnen etwas sagen", hebt er bei einem Treffen mit ntv.de im Palazzo Vecchio in Florenz hervor. Daher auch sein Künstlername Saype, der sich aus den Wörtern "say" und "peace" zusammensetzt. Saype sieht sich selbst als Artivist, also als einer jener Künstler, die mit ihren Werken auf die Probleme unserer Zeit hinweisen. Was genau damit gemeint ist, sieht man an seinem berühmtesten Werk "Beyond Walls", das er zum ersten Mal in Paris, im Auftrag der damaligen Bürgermeisterin, auf der Gartenanlage des Champ de Mars geschaffen hat. Es zeigt zwei verschlungene Arme, die sich über die 600 Meter lange Fläche erstrecken. Das Werk war der Flüchtlingshilfsorganisation SOS Méditerranée gewidmet. Im Video Beyond Walls - Presentation sieht man, wie es entsteht. Die dafür benutzten Farben sind zu 100 Prozent nachhaltig, ein Jahr hat Saype daran gearbeitet, sie herzustellen.

Ben Harper geht es um den Klimawandel.

Ben Harper geht es um den Klimawandel.

(Foto: Lavazza Calendar 2022, Ben Harper, Januar)

Saype ist einer der sechs Artivisten, die das Kaffeeunternehmen Lavazza für seinen Kalender 2022 mit dem Titel "I Can Change the World" ausgesucht hat. Zu den Protagonisten gehören außerdem die mexikanisch-amerikanische Meeresbiologin und Fotografin Cristina Mittermeier, der US-amerikanische Musiker Ben Harper, die aus Afghanistan geflüchtete Rapperin Sonita Alizada, die indisch-amerikanische Juwelendesignerin Shilpa Yarlagadda und die afroamerikanische Streetdancerin Shamell Bell. Sie alle verfolgen ein gesellschaftliches Projekt: Saype zielt auf den sozialen Zusammenhalt, Ben Harper auf den Klimawandel und Yarlagadda kämpft gegen Homophobie. Sie alle zeigen, wie jeder einen kleinen Beitrag leisten kann.

Von Helmut Newtons Provokationen zu Chivos Lichtspektakeln

Lavazza wurde 1895 gegründet und gehört zu den ältesten Kaffeemarken Italiens, der Kalender ist fast ein Jahrhundert jünger. 1993 kam der erste heraus, die Fotos waren damals von Helmut Newton, einem der Meister der Fotografie. Der Name sollte natürlich dem Brand ein internationales Renommee verschaffen, der Kalender gleichzeitig aber auch ein Instrument zur Kunstverbreitung sein. Newton folgten also weitere Granden der Fotografie, darunter Annie Leibovitz, Steve McCurry und Salvatore Scianna, um nur einige zu nennen.

Und so war es auch für den Kalender 2022, den 30. der Serie. Diesmal fiel die Wahl jedoch auf einen Meister der Filmbranche, dem dreimal nacheinander mit dem Oscar ausgezeichneten mexikanischen Direktor der Fotografie Emmanuel Lubezki, auch Chivo genannt.

Francesca Lavazza

Francesca Lavazza

(Foto: www.imago-images.de)

In den letzten Jahren wurde die Themen immer gesellschaftsbezogener, weswegen man genaugenommen den Kalender 2021 mit dem Titel "The New Humanity" als Vorläufer des jetzigen verstehen kann. Francesca Lavazza, stellvertretende Vorsitzende der Lavazza-Gruppe, erläuterte bei der Pressevorstellung in Florenz das Ziel des Kalender 2022 so: "Mit ihm wollen wir besonders talentierte jungen Menschen in den Vordergrund stellen, die ihren Alltag der Umsetzung ihrer Überzeugungen widmen".

Jedem Artivisten sind zwei Monate gewidmet. Die Fotos zeigen atemberaubende Landschaften, Porträts und Momentaufnahmen, das Licht spielt eine besondere Rolle. Deswegen ist die Wahl auch auf Lubezki gefallen. Preisgekrönt ist er nicht zuletzt, weil er die einzigartige Gabe besitzt, "mit dem Licht zu malen". Wie der Kalender entstanden ist, zeigt auch ein Video.

Kunst an eine Marke binden?

Für Saype ist es nicht das erste Mal, dass er mit Lavazza zusammenarbeitet. Als sich das Unternehmen 2019 an ihn wandte, sei er skeptisch gewesen, erinnert er sich. Er habe sich die Frage gestellt, ob es nicht zu riskant sei, seinen Namen an eine Marke zu binden. Wer konnte schon wissen, wie das Unternehmen wirklich arbeitete? Er flog mit einem Assistenten nach Kolumbien, sah der Kaffeeernte auf den Lavazza-Plantagen zu. "Wir haben uns aber dann vom Unternehmen abgeseilt und uns anderswo umgehört. Wir wollten unabhängige Meinungen. Und ich muss sagen, wir waren echt erstaunt. Denn auf die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung bei Lavazza angesprochen, waren die Reaktionen alle positiv. Also habe ich zugesagt", erzählt Saype.

Saype war skeptisch - das legte sich aber schnell.

Saype war skeptisch - das legte sich aber schnell.

Vorgestellt wurde der Kalender 2022 im Rahmen der Renaissance Awards, die die internationale Eco-Age-Organisation für nachhaltige Business-Strategien vergibt. Und welche Stadt eignet sich besser als Florenz, die ursprüngliche Wiege der Renaissance, um eine Wiedergeburt, einen Neustart zu zelebrieren?

Die Pandemie hat wirtschaftlich große Schäden angerichtet, der Mensch lebt aber nicht vom Business, von der Arbeit alleine. Er braucht auch Nahrung für die Seele und den Geist. Das hat auch unlängst die Designweek in Mailand gezeigt, die Wirtschaftsmetropole ist in der Woche förmlich aufgeblüht. Und dasselbe gilt für Florenz. Die Stadt hat sehr viele Besucher. Kunst als Inspiration und Lebenselan, das ist die Botschaft, die auch die altehrwürdigen Bauten von Florenz, die Meisterwerke, die Museen und Galerien verbreiten.

Quelle: ntv.de

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