Leben

Aus der Schmoll-Ecke Lieber Schlafschaf als Mitglied der Weltregierung

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Ein Leben als Schaf mit Aufgaben in der Landschaftspflege erscheint manchmal durchaus verlockend.

Ein Leben als Schaf mit Aufgaben in der Landschaftspflege erscheint manchmal durchaus verlockend.

(Foto: Andreas Arnold/dpa)

Unser Kolumnist bekam das Angebot, der "großen Illuminati-Bruderschaft" beizutreten. Er lehnte ab. Die Aufnahmegebühr war zu hoch. Und es fehlt ihm an Zeit, sich komische Sachen auszudenken, damit in Deutschland einige Monate Demonstrationen unter Auflagen stattfinden müssen.

Es ist schon eine Weile her, da bekam ich das Angebot, mich dorthin zu beamen, wo ich mich eigentlich schon seit etlichen Jahren wähne, obwohl ich noch nie zur "Republica" eingeladen worden bin. Man offerierte mir in einer Mail, mich der Elite der Menschheit anschließen, sie beherrschen zu dürfen, im Zuge dessen "reich, berühmt und mächtig" zu werden sowie den Rest meines Lebens "geschützt" zu sein. Ich bräuchte nur der "großen Illuminati-Bruderschaft" beizutreten, damit all meine "Träume und Herzenswünsche voll erfüllt werden". Voll! Und nicht nur halb. Das klingt wunderbar.

Man versprach mir 5.000.000 US-Dollar, was ich zunächst sympathisch fand, aber schon bald relativiert wurde, da ich, um aufgenommen zu werden, erst einmal 100.000 britische Pfund zahlen sollte, was unter dem Strich nur noch rund 4,87 Millionen US-Dollar plus auf dem Konto gewesen wären - zu wenig, um jemanden wie mich für die Weltherrschaft zu gewinnen. Es sei hier auch erwähnt, dass ich keine Lust hatte, erst Illuminati-Öl, Senfkörner sowie ein Lamm zu besorgen und dann obendrein mit meinem Vermieter und Nachbarn Ärger zu bekommen. Wo ich in Berlin ein Lamm käuflich erwerben könnte, hätte ich erst rausfinden müssen - mein Supermarkt hat keins, soweit ich weiß. Im Schlachten bin ich außerdem miserabel, da ich eine zarte Seele habe.

Und überhaupt: Was soll ich bei den Illuminaten? Berühmt und mächtig bin ich schon, reich werde ich sicherlich bald und vielleicht geht der eine oder andere Traum oder Herzenswunsch auch so noch "voll" in Erfüllung, zum Beispiel, dass ich diese Kolumne rasch beende, da ich mal wieder einen knüppelvollen Tag habe. Auch das ist ein Grund, mich der Weltregierung nicht anzuschließen, dass mir schlicht und einfach die Zeit fehlt, mir komische Sachen auszudenken, damit in Deutschland einige Monate Demonstrationen unter Auflagen stattfinden müssen.

Auf nach Bayern

Wobei das die Chance wäre, ein paar illustre Illuminati kennenzulernen. Wer gehört der heimlichen Weltregierung an? Claudia Pechstein? Redet sie in Uniform? Weiß das ihr Dienstherr? Wo sitzt der tiefe Staat? Ganz tief oder nur so ein bisschen tief? In einem Loch in Sachsen, das durch einen Braunkohletagebau entstanden ist? Ich habe keine konkreten Informationen, aber wenn in Deutschland, dann tippe ich auf Bayern. Das Land ist nämlich suspekt. Die Bayern gewinnen immer die Fußballmeisterschaft und wollen sich die Demokratie zurückholen - ein Zeichen, ein Zeichen, sage ich nur.

Im Ernst: Der Orden der Illuminaten war im 18. Jahrhundert in Ingolstadt gegründet worden, der Stadt, in der Audi Autos baut und seine "Mitarbeitenden" gendern lässt, damit kleine Mädchen lernen, dass auch sie, sobald sie groß sind, Autobauende werden können, falls das nicht künstliche Intelligenz übernimmt, weshalb das Gendern dann umsonst gewesen wäre. Die Welt ist fies.

Ich fahre übrigens mit meinem A3 bald nach Bayern, weil Julia unbedingt dorthin ziehen musste und ihren runden Geburtstag nun nicht in Berlin feiert. Ich werde sie fragen, ob sie schon mal jemanden gesehen hat, der ausschaute wie ein Globalist oder Weltregierender oder beides und ob die Person den Eindruck machte, dass ich mich mit ihr verstehen würde. Je nach Antwort kann ich mir die Sache noch einmal überlegen, wobei natürlich das Risiko besteht, dass sich die Aufnahmegebühr bis dahin auf mehr als 100.000 Pfund erhöht.

Und wer denkt an die Kühe?

Auch wenn man nicht immer nur aufs Geld schauen soll, schon gar nicht auf das, das man nicht hat - Stand heute: Ich will die Welt retten, aber sie nicht regieren, und bleibe lieber ein glückliches Schlafschaf, das den Sommer genießt. Ich möchte auch gar nicht alles über die Untiefen menschlicher Seelen wissen, mir reicht das, was ich jeden Tag aus den Nachrichten erfahre, wie brutal, anmaßend und dämlich der Homo sapiens sein kann. Schlafschaf zu sein, ist von Vorteil. Ich wusste nicht einmal, dass es ein "Rammstein-Parfüm" mit dem fast alles sagenden Namen "Kokain" gibt. Ich erfuhr durch eine Meldung davon, dass Rossmann - ein Zeichen, ein Zeichen! - "Kokain" aus dem Sortiment genommen hat. So kam ich nie in Versuchung, das Parfüm einer Band zu kaufen, deren Sänger nicht nur singt.

In jedem Fall ist es besser, ein Schlafschaf zu sein als eine Kuh in Irland, der es bald an den Kragen geht, damit die Welt gerettet wird. Irland erwägt, bis zum Jahr 2025 ungefähr 200.000 Rinder zum Wohle der Menschheit zu töten. Aufregung! Alarm! Das gibt es doch nicht, nun sollen sogar Kühe nicht etwa für Steaks und Wurst und Tierfutter geschlachtet werden, sondern damit sie nicht mehr furzen. 200.000 von mehr als sieben Millionen Rindern - bei gerade mal fünf Millionen Iren. Wenn das nicht ein Zeichen für die Öko-Diktatur und den Untergang des Abendlandes ist. Aufregung! Alarm!

In Deutschland gab es vergangenes Jahr rund elf Millionen Rinder - bei 83 Millionen Einwohnern, darunter 4,3 Millionen Milchkühe. "Wir haben - unter anderem aus Klimagründen - unseren Bestand bereits um 600.000 Tiere reduziert und liegen jetzt bei 3,7 Millionen", erklärte der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter. Das hat niemanden interessiert. Mich auch nicht. Ich bin schließlich ein Schlafschaf. Und das will nicht alles wissen.

Quelle: ntv.de

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