
Grönemeyer, Autuori und da Silva in der Küche. Definitiv ein Lieblingsort der beiden Musiker.
(Foto: aus "Fato a Mano")
Wozu noch ein Kochbuch? Ich hab' doch schon eins, werden Sie sich fragen. Aber es wäre in diesem Fall wirklich zu schade gewesen, die Rezepte, mit denen Herbert Grönemeyer und seine Entourage während der Entstehung des letztens Albums in Italien verwöhnt wurden, nicht aufzuschreiben.
Ich persönlich koche am liebsten aus Resten. Das, was da ist, muss weg. Der Kreativität sind, im Rahmen des Möglichen, keine Grenzen gesetzt. Das Kochbuch, das Herbert Grönemeyer vor einiger Zeit herausgebracht hat, resultiert aus ganz anderen Beweggründen: Er findet, Essen und Musik, das sind Überlebenselemente für Mensch und Magen. "Es ist die freudige Sorgfalt, die einen herausfordert, anspornt und treibt, sowohl beim Kochen als auch beim Musikmachen. Die Detailverliebtheit. Du bist in der Lage, etwas zusammenzupuzzeln aus allerlei Zutaten, etwas, das anderen Menschen eine Freude bereiten kann."
So beginnt Grönemeyer, der Genussmensch, sein Vorwort von "Fato a Mano - Lorena Autuoris italienische Küche". Wenn man ihn einmal erlebt hat, dann kann man sich gut vorstellen, wie er in die Kochtöpfe stibitzt, sich die Finger ableckt, voller Vorfreude die Hände reibt und ein lustiges Liedchen trällert. Naja, ich romantisiere vielleicht, ich war nicht dabei, aber ich habe Herbert schon essen gesehen. Er liebt es.
Wenn es ihm schmeckt, sagt er: "Klasse! Außergewöhnlich gut! Wunderbar!" Und das wird Lorena Autuori, die für das leibliche Wohl ihrer musikalischen Gäste - Grönemeyer und Alex Silva, sein Co-Produzent - in Umbrien gesorgt hat, ganz sicher sehr oft gehört haben. War sie es doch, die die beiden aus ihrer dunklen Tonstudio-Höhle zum Essen ans Licht heraus holte. "Die Mahlzeiten sind heilig", sagt Grönemeyer deswegen auch.
Und lässt uns in "Fato a Mano" an dem kreativen Prozess teilhaben, wie eine gute Caponata und ein traditioneller, gedeckter Kirschkuchen sein sollten; aber auch, wie Musik entsteht. Die man, zumindest in Grönemeyers Fall, wahrscheinlich nur so schreiben, komponieren, produzieren kann, wenn man besonders glücklich und ganz bei sich ist. Zum Beispiel, weil man etwas sehr Leckeres kredenzt bekommen hat.
Das grüne Herz Italiens
Kurz zu Umbrien: Diese Gegend wird auch das grüne Herz Italiens genannt, weil es so fruchtbar und so einladend ist. Weil die Oliven, der Wein, der Trüffel, die Haselnüsse und die Pasta so gut sind, weil die Städtchen, auf deren Piazzas die Wärme der Sommersonne in den Steinen liegen bleibt und wärmt, unvergleichlich schön sind. Und weil die Gerichte der Cucina povera, also der einfachen Küche vergangener Zeiten, immer noch und immer wieder die besten sind.
Ein Wort natürlich zu Lorena Autuori: Sie war Französischlehrerin, hat vor vier Jahren mit ihrer Tochter das Restaurant "Vino & Cucina" in San Gemini eröffnet, gibt Kochkurse, und arbeitet inzwischen auch als Privatköchin. Wenn man sie sucht, findet man sie meist im Garten, wo sie alle Kräuter anbaut, die ihre Küche ausmachen. Was sie kocht, "das hängt natürlich von der Saison ab und was verfügbar ist", sagt sie, die gern großzügig kocht. Viel? Nein, nicht unbedingt, damit ist eher gemeint, dass ihre Gerichte mit einladenden Aromen auftrumpfen, und dass ein Essen, egal für wen, gut und gern aus dem Kochbuch ihrer Mutter stammen kann.
"Kochen ist meine Leidenschaft", sagt Autuori, "es ist anstrengend und zugleich unglaublich erfüllend." Egal, für wen sie kocht, ihre Rezepte sind "un' esperienza meravigliosa!" Und - hier wird sempre mit Amore gearbeitet! Probieren Sie es aus!
Süsssaure Caponata
Für vier Personen
Zubereitung:
Das Gemüse in Würfel schneiden, die Tomaten der Länge nach halbieren.
1 Aubergine
1 Karotte
1 Zucchini
1 rote Paprika
1 Zwiebel
1 Stange Staudensellerie
150 g Cherrytomaten
natives Olivenöl extra
Salz
10 Basilikumblätter (plus ein paar zum Garnieren)
1 getrocknete Chilischote
10 grüne oder schwarze Oliven (entsteint)
1 EL Kapern
1EL Zucker
50 ml Weißweinessig
Reichlich Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen und darin als erste die Auberginenwürfel goldbraun braten. Karotte, Zucchini und Paprika dazugeben, salzen. Das Gemüse kurz garen, damit es noch Biss hat, dann aus der Pfanne nehmen und in einer Schüssel beiseitestellen.
In derselben Pfanne die Zwiebel mit dem Sellerie anschwitzen, Cherrytomaten dazugeben und 10 Minuten köcheln lassen, bis die Tomaten zusammenfallen.
Basilikum (große Blätter zerrupft), Chilischote, Oliven und Kapern hinzufügen und weitere 5 Minuten köcheln lassen. Das restliche Gemüse wieder in die Pfanne geben, gut vermengen, erneut erhitzen und mit Salz abschmecken. Den Zucker zugeben und mit dem Essig ablöschen.
Die Caponata abkühlen lassen und mit dem restlichen Basilikum garnieren.
Und wenn bei mir jetzt noch eine Zitrone rumliegen würde, dann hätte ich die auch ausgepresst und dazu gegeben. Und Pfeffer, grob. Aber das steht so nicht im Buch!
Wer noch ein Dessert möchte, dem sei der Kirschkuchen empfohlen. Eine Geschmacksexplosion, mit deren Nachgeschmack man sich getrost wieder in ein dunkles Tonstudio zurückziehen kann. Oder an andere Arbeitsplätze.
Quelle: ntv.de