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Das Jahr 2015 geht als "Flüchtlingsjahr" in die deutsche Geschichte ein.
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Innerhalb kurzer Zeit strömen Hunderttausende Geflüchtete nach Europa. Viele finden Zuflucht in Deutschland.
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Die politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Umbrüche von damals wirken bis heute nach. Ein Rückblick.
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Hauptgrund für die Fluchtbewegungen ist der Bürgerkrieg in Syrien, der seit 2011 in dem Land tobt.
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Mehrere Parteien liefern sich über Jahre blutige Kämpfe, darunter die Armee des Diktators Baschar al-Assad und der Islamische Staat.
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Zwischenzeitlich kann die Terrormiliz sogar ein Kalifat auf einem Teil des syrischen Staatsgebiets errichten.
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Der Krieg fordert Hunderttausende Tote. Millionen Menschen fliehen.
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Doch auch die Instabilität in anderen Krisenregionen wie Afghanistan, Irak oder Eritrea führt zu einem zunehmenden Flüchtlingsstrom.
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Zwischen 2003 und 2013 liegt die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland durchschnittlich bei 34.000 pro Jahr. 2014 kommt es dann zu einem deutlichen Anstieg auf 173.000 Menschen.
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Zugleich nimmt auch die Zahl der Menschen zu, die beim Versuch sterben, Europa über das Mittelmeer zu erreichen.
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Im Februar 2015 etwa ertrinken schätzungsweise 300 Geflüchtete bei der versuchten Überfahrt von Libyen nach Italien. Die Zahl wird im Gesamtjahr auf rund 4000 ansteigen.
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Aufgrund der verschärften Situation haben private NGOs wie "Sea Watch" wenige Monate zuvor begonnen, private Seenothilfe zu leisten.
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Ein Großteil der Schutzsuchenden kommt aber über die sogenannte Balkanroute nach Westeuropa: über Griechenland, Nordmazedonien, Serbien und Ungarn bis nach Österreich.
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Auch für Deutschland zeichnet sich eine massive Zunahme der Asylbewerberzahlen ab. Bereits im März schlagen die Bundesländer Alarm und fordern mehr Unterstützung aus Berlin.
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In Ungarn setzt die rechte Regierung von Viktor Orban derweil auf eine restriktive Linie im Umgang mit den Geflüchteten.
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Die Grenze zu Serbien wird geschlossen, ein Zaun gebaut.
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Daraufhin stecken viele Menschen auf ihrem Weg nach Westeuropa fest. Es kommt zu Zusammenstößen mit der ungarischen Polizei.
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Unter dem Eindruck der Bilder aus Osteuropa stellt sich auch für die Bundesregierung die Frage: Aufnehmen oder Abschotten?
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Richtungsweisend wird eine interne Anordnung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge im August, die das Dublin-Verfahren für Asylbewerber aus Syrien faktisch aussetzt.
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Dieses sieht vor, dass Asylsuchende in dem Land ihren Antrag stellen müssen, in dem sie als Erstes die EU betreten.
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Eine zunehmend wirklichkeitsfremde Regel: Deutschland ist demnach aus geografischen Gründen fast nie für ein Asylverfahren zuständig, Italien und Griechenland dagegen fast immer.
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Die Entscheidung verbreitet sich rasch unter den Geflüchteten, viele verweigern eine Registrierung in Ungarn, ...
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... kampieren am Budapester Bahnhof und fordern eine Weiterreise nach Deutschland.
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Kurz darauf werden zwei Ereignisse zum Symbol der humanitären Katastrophe.
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Am 28. August 2015 finden die Behörden in Österreich einen Lkw mit 71 Leichen - Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak, von ihren Schleppern verlassen und erstickt.
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Vier Tage darauf verbreitet sich das Foto des toten Alan Kurdi.
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Der dreijährige Junge ist im Mittelmeer ertrunken. Das Bild löst weltweit eine Welle der Betroffenheit aus.
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In Deutschland bilden sich derweil Gruppen von Ehrenamtlern, die die Ankömmlinge an den Bahnhöfen empfangen.
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Eine "Willkommenskultur" etabliert sich.
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Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel reagiert auf die Krise. In der Bundespressekonferenz sagt sie am 31. August ihren wohl bekanntesten Satz: "Wir schaffen das."
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Die Bewährungsprobe für diesen Ausspruch folgt wenig später. Anfang September machen sich Tausende in Ungarn ausharrende Menschen zu Fuß auf gen Deutschland.
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Der sogenannte "march of hope" wird von zahlreichen Kamerateams begleitet.
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Ungarns Regierung kündigt daraufhin an, die Geflüchteten im Land nicht mehr registrieren zu können und sie mit Bussen an die österreichische Grenze zu bringen, sofern sich Berlin und Wien zur Aufnahme bereit erklären.
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Merkel und ihr österreichischer Kollege Werner Faymann haben nur Stunden, um zu entscheiden.
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Sie kommen zu dem Schluss, dass eine Verweigerung der Einreise nur durch massiven Gewalteinsatz möglich sei ...
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... und verkünden schließlich, die Flüchtlinge aus Ungarn nach Deutschland und Österreich weiterreisen zu lassen.
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Zugleich wird das Dublin-Abkommen für alle Geflüchteten ausgesetzt.
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Bis zum Sommer 2016 reisen insgesamt etwa 1,4 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland ein.
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Eine Herausforderung für die Kommunen.
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Turnhallen, Container oder leerstehende Gebäude werden vielerorts zu Erstaufnahmeeinrichtungen umgewandelt.
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Die Nachfrage nach Sprachkursen explodiert, Kitas und Schulen richten "Willkommensklassen" ein.
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Ämter sind heillos überlastet.
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Zugleich beginnen viele Bürgerinnen und Bürger, sich ehrenamtlich einzubringen.
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Hunderttausende helfen bei Behördengängen, spenden oder organisieren Sprachcafés.
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Viele Bündnisse entstehen, oft auch im ländlichen Raum.
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Unter Mottos wie "Kein Mensch ist illegal" gehen Menschen für Geflüchtete auf die Straße, ...
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... aber auch dagegen.
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Die Montagsdemos des islamfeindlichen Bündnisses Pegida bekommen mehr und mehr Zulauf.
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Und auch eine nur wenige Jahre zuvor gegründete Partei nutzt die Flüchtlingskrise für ihren Aufstieg: die AfD.
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Zu einer verschärft geführten Debatte über Flüchtlingskriminalität führt dann die Silvesternacht 2015/2016.
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In Köln verüben junge Männer vor allem aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum Hunderte sexuelle Übergriffe an jungen Frauen.
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Politische Entscheidungen haben schließlich zur Folge, dass die Zahl der Asylbewerber in Deutschland zurückgeht.
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Durch die Grenzschließungen in Ungarn und weiteren osteuropäischen Ländern ist die Balkanroute de facto dicht.
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Viele Flüchtlinge sitzen nun in Griechenland fest, was zu katastrophalen Zuständen in den Lagern führt, wie hier in Idomeni.
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Die EU und die Türkei schmieden zudem ein Abkommen. Ankara verpflichtet sich, die Weiterreise von Geflüchteten zu verhindern. Brüssel verspricht im Gegenzug finanzielle Hilfe.
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(Foto: picture alliance / dpa)
Und auch in Deutschland treten nach der vorübergehenden Lockerung verschärfte Asylregeln in Kraft.
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(Foto: picture alliance / SZ Photo)
Die Ankunftszahlen nehmen in den darauffolgenden Jahren ab.
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Doch die Diskussion um den Umgang mit Migration, ...
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(Foto: picture alliance/dpa/Revierfoto)
... der Aufstieg der AfD, ...
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... aber auch die Erfolge von Integration prägen Deutschland bis heute. (mdi)
Zehn Jahre "Wir schaffen das" Wie das Flüchtlingsjahr 2015 Deutschland veränderte
Vor zehn Jahren kommen Hunderttausende Asylbewerber nach Deutschland. Ihre Einreise ist eine Entscheidung, ihre Aufnahme ein Kraftakt. Rückblick auf ein Jahr zwischen Willkommenskultur, Pegida und "Wir schaffen das".
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