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Er gehört weder zur ersten Reihe der Nazi-Größen noch zu den bekanntesten Gesichtern des Regimes. Aber Karl Dönitz ist nicht weniger fanatisch.
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Bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen sitzt er (l.) neben Herrmann Göring (M.), Rudolf Heß und anderen …
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… als Hauptkriegsverbrecher auf der Anklagebank.
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Bekannt ist Dönitz jedoch vor allem als letzter Reichspräsident und Oberbefehlshaber der Wehrmacht - als Nachfolger Adolf Hitlers.
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Wobei seine Legitimität umstritten ist.
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Denn Hitler, der in seiner Person die Ämter von Reichskanzler und Reichspräsident vereinigt, überträgt ihm das Amt lediglich in seinem politischen Testament.
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Gewählt oder auf andere Weise im Amt bestätigt wird Dönitz nie.
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Mit dem Selbstmord Hitlers am 30. April 1945 beginnt seine Amtszeit.
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Sie währt nicht lange. Am 23. Mai 1945, etwa zwei Wochen nach der von ihm autorisierten bedingungslosen Kapitulation Deutschlands, …
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… wird Dönitz zusammen mit dem Oberkommando der Wehrmacht und der Regierung verhaftet. Die Alliierten übernehmen wenig später die Regierungsgewalt.
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Die Karriere beim Militär des 1891 in Grünau bei Berlin geborenen Dönitz (hier 1943) deutet sich früh an: Nach dem Abitur tritt er 1910 als Kadett in die Kaiserliche Marine ein.
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Er kämpft im Ersten Weltkrieg auf See (Bild: 1945 mit Matrosen auf einem Schiff), meldet sich später aber für die Abteilung der neuen Unterseeboote und erhält bald seine ersten U-Boot-Kommandos.
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Dönitz bleibt auch in der Weimarer Republik bei der Marine, beteiligt sich zum Beispiel am gescheiterten rechtsextremen Kapp-Lüttwitz-Putsch gegen die Regierung.
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Im Nationalsozialismus wird er mit dem Aufbau der deutschen U-Boot-Flotte beauftragt und macht schnell Karriere als "Führer der U-Boote", später "Befehlshaber der U-Boote".
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Das verdankt er der Bedeutung der Unterseeboote in der Schlacht im Atlantik, die auch nach dem Willen Hitlers eine größere Rolle spielen sollen als die Großkampfschiffe (Foto: durch Torpedos zerstörter britischer Tanker).
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Verantwortlich ist Dönitz aber auch für den Laconia-Befehl von 1942, der deutschen U-Booten alle Versuche untersagt, Schiffbrüchige versenkter gegnerischer Schiffe zu retten.
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Im selben Jahr wird Dönitz Admiral, nur ein Jahr später Großadmiral (hier mit Marschallstab) und Oberbefehlshaber der Kriegsmarine - seine Strategie setzt sich durch.
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Doch die Deutschen haben den alliierten Schiffsverbänden und den riesigen US-amerikanischen Reserven letztlich wenig entgegenzusetzen. Der Krieg auf See geht verloren.
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Dönitz fordert in Durchhalteparolen die Besatzungen immer wieder auf, bis zum Letzten zu kämpfen - und schickt viele Soldaten in den sicheren Tod.
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Weit mehr als die Hälfte der deutschen Soldaten auf U-Booten sterben im Krieg. Auch die beiden Söhne Dönitz' fallen auf See. Mehr als 95 Prozent der U-Boote gehen verloren.
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Sein Fanatismus lässt Dönitz jedoch in Hitlers Gunst aufsteigen (hier mit Mussolini, l.).
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Noch am 20. April 1945 gratuliert der Großadmiral, der inzwischen auch Wehrmacht-Oberbefehlshaber Nordraum ist, Hitler im Führerbunker zum Geburtstag (das Foto zeigt beide wohl 1945 im Bunker).
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Weil Nazi-Größen wie Göring (l.) und Himmler (2.v.r.) mit Eigenmächtigkeiten Hitler gegen sich aufgebracht haben, …
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… ernennt dieser am Ende Dönitz zu seinem Nachfolger - im Angesicht der sicheren Niederlage.
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Am 1. Mai wendet sich Dönitz (hier 1944) in einer Ansprache an das deutsche Volk und behauptet, Hitler sei den "Heldentod" gestorben.
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Ab dem 3. Mai wird Flensburg-Mürwik, Ort eines Marinestützpunkts, zum provisorischen Regierungssitz.
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Am 5. Mai setzt Dönitz eine Geschäftsführende Reichsregierung unter Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk (Bild) als Leitenden Reichsminister ein.
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Drei Tage später kapituliert Deutschland bedingungslos. Der Zweite Weltkrieg ist in Europa zu Ende.
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Es dauert aber bis zum 23. Mai, dass die Flensburger Regierung abgesetzt und verhaftet wird.
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Wegen Kriegsverbrechen und der Durchführung eines Angriffskrieges wird Dönitz in Nürnberg angeklagt.
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Am 1. Oktober 1946 ergeht das Urteil: zehn Jahre Haft, …
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… die Dönitz in Berlin-Spandau verbüßt.
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Zu den Mitgefangenen zählen etwa Rudolf Heß (l.) und Albert Speer (2.v.r.).
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Entlassen wird Dönitz am 1. Oktober 1956.
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Gelernt hat er aus den verheerenden Weltkriegen und den Verbrechen der Nationalsozialisten aber nichts.
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Vielmehr stellt er die Wehrmacht auch nach Krieg und Gefangenschaft als helden- und ehrenhaft dar, …
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… sich selbst als unpolitischen Berufsoffizier (hier mit Speer). Es sind glatte Lügen.
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Seine Bewunderung für Hitler, seine nationalsozialistische Gesinnung, seine Menschenverachtung behält Dönitz bei, …
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… als er in den folgenden Jahrzehnten in Aumühle bei Hamburg lebt.
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(Foto: picture alliance / brandstaetter images/Votava)
Einmal tritt Dönitz noch in der Öffentlichkeit auf - und sorgt für einen Eklat: Auf Anregung eines Lehrers lädt der Schülersprecher und spätere Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, …
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… Dönitz ein. Dieser referiert am 22. Januar 1963 im Otto-Hahn-Gymnasium in Geesthacht über den Nationalsozialismus und verbreitet seine positive Sicht darauf.
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(Foto: picture alliance / brandstaetter images/Votava)
Kritische Nachfragen gibt es nicht. Das ruft scharfe Kritik und ein großes Medienecho hervor, der Schulleiter nimmt sich später das Leben.
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Dönitz stirbt Ende 1980 im Alter von 89 Jahren.
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(Foto: picture alliance / Klaus Rose)
Seine Beerdigung Anfang 1981 wird zum Aufmarsch alter Wegbegleiter, …
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(Foto: picture alliance / Klaus Rose)
… von Ritterkreuzträgern und Alt- wie Neo-Nazis. Sie singen die erste Strophe des Deutschlandliedes. Auch Barschel, inzwischen Landesinnenminister, ist anwesend.
Letzter Reichspräsident Karl Dönitz - der Mann, der nach Hitler kam
Nach dem Selbstmord Adolf Hitlers vor 80 Jahren tritt ein Großadmiral seine Nachfolge an: Karl Dönitz wird der letzte Reichspräsident. Später wird er wegen Kriegsverbrechen verurteilt, doch auch nach der Haft hält er an seinen fanatischen Vorstellungen fest.
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