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Manch einer wird mit Sumo nicht viel mehr verbinden als unappetitliche Fettleibigkeit.
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Doch diese japanische Form des Ringkampfes blickt auf eine rund 1500 Jahre alte Tradition zurück, ...
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... die fest mit dem Shintoismus, der japanischen Staatsreligion, verwoben ist.
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Einst verfolgten religiöse, von Gebeten begleitete Sumo-Rituale das Ziel, die Götter gnädig zu stimmen. Schließlich wollte man sich eine reiche Ernte sichern.
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Später, etwa im 8. Jahrhundert (im Bild ein Tempel aus dieser Zeit), fanden die Sumo-Rituale zusammen mit Ringkämpfen, Musik und Tanz Eingang in den japanischen Kaiserhof. Dort entstand nach und nach ein festes Regelwerk fürs Sumo.
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Ein paar hundert Jahre später erkannte man dann unter der Militärdiktatur, dass Sumo die Kampfkraft der Krieger förderte. So entwickelte es sich weiter.
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Seit ungefähr 1600 wird es eher zur Unterhaltung eingesetzt und gilt als japanischer Nationalsport.
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Die Grundregeln sind einfach: Es gilt, den Gegner aus einem markierten Kreis zu drängen oder aber innerhalb des Kreises auf den Boden zu werfen.
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Allerdings muss der Kontrahent nicht gänzlich fallen. Es reicht, wenn er den Boden berührt – und sei es mit den Haaren oder einer Fingerspitze.
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Ebenso genügt es, wenn er mit dem großen Zeh - oder auch dem Ellbogen - den Kreis verlässt.
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Im Kampf darf nicht mit Fäusten geschlagen oder mit Füßen getreten werden. Auch das Ziehen an den Haaren ist tabu.
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Eine Einteilung in Gewichtsklassen gibt es nicht. So können ein vergleichsweise leichter und ein sehr schwerer Kämpfer also durchaus aufeinandertreffen.
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Außerdem wird auf eine Gewichtsbeschränkung verzichtet. Hier im Bild: Yosokichi Konishiki, einer der gewaltigsten Sumo-Meister. Er hat seine Karriere inzwischen beendet, brachte zum Zeitpunkt der Aufnahme aber stolze (und ungesunde...) 275 Kilogramm auf die Waage.
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Unerlässlich bei einem Sumo-Wettbewerb: der Ringrichter, Gyoji genannt. Er ist stets farbenprächtig gekleidet. Sein Kimono ist dem Stil der Samurai von etwa 1400 nach Christus nachempfunden.
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Hohe Ringrichter dürfen Socken und Bastschuhe tragen, die nicht so hochgestellten laufen barfuß.
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Der Ringrichter nennt zu Beginn des Kampfes die Namen der Kämpfenden. Die sind für öffentliche Auftritte besonders poetisch gewählt und enden zum Beispiel auf -umi (Meer), -gawa (Fuss) oder -yama (Berg).
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Bevor die Kontrahenten den Kampf beginnen, spülen sie sich als Symbol für die Reinheit und die Läuterung von Geist und Körper den Mund aus, dann reiben sie sich den Körper mit einem Tuch ab. Sumo-Ringer der höheren Ränge werfen Salz in den Ring, um diesen zu reinigen.
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Dann hocken sich die Gegner einander gegenüber und fixieren sich gegenseitig mit scharfem Blick. Dieser Vorgang ist zeitlich begrenzt. Er darf umso länger dauern, je höher die Rikishi (so werden die professionellen Sumo-Ringer genannt) im Rang stehen.
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Welchen Rang ein Rikishi einnimmt, erkennt man unter anderem an seiner Haartracht: Die höheren Ränge tragen einen Dutt, bei den niedrigeren werden die Haare mit Papierstreifen zusammengehalten. Klarer Vorteil des Dutts: Er schützt den Kopf besser bei einem Sturz.
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Beendet ein Sumo-Ringer seine Karriere, wird ihm der Haarknoten entfernt. Sumo-Meister Konishiki, den wir bereits vorhin mit einem Koala-Bärchen im Arm gesehen haben, weinte bittere Tränen, als er sich von seinem Dutt trennen musste.
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Die ranghöchsten Sumo-Ringer sind auch an einem besonderen Schurz zu erkennen: Sie tragen zusätzlich ein Tau, das mit Papierstreifen im Zickzackmuster behängt ist.
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Die Streifen gehen auf religiöse Symbole zurück, wie sie auch in Shinto-Schreinen zu finden sind.
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Der Schurz selbst - er heißt Mawashi - ist bei öffentlichen Kämpfen aus schwerer Seide, sonst aus Baumwolle. Er misst etwa neun Meter in der Länge und 61 Zentimeter in der Breite, wird sechs Mal gefaltet und vier bis sieben Mal um die Taille des Kämpfers geschlungen - je nach Körperumfang.
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An der Vorderseite des Schurzes sind Seidenstreifen eingesteckt oder angeklebt. Meist werden sie vor dem Kampf entfernt.
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Der Mawashi ist wichtiger Bestandteil des Sumo, denn die meisten der 82 Kampftechniken konzentrieren sich auf einen Griff an diesem "Gürtel". Nur am senkrecht zwischen den Beinen hindurchgebundenen Teil des Schurzes darf niemand ziehen.
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Wird der Mawashi besonders lose gebunden, hat es der Gegner schwer, daran zu einem Wurf anzusetzen. Auch ein fest gewickelter und mit Wasser besprengter Schurz verhindert den Zugriff des Kontrahenten.
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Ein Sumo-Wettbewerb dauert 15 Tage. An jedem Tag betreten die ranghöchsten Sumo-Ringer den Kampfplatz mit traditionellen Schürzen.
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Diese sind aus Seide gewebt, kunstvoll bestickt ...
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... und mit Quasten versehen. Ihr Preis liegt bei mehreren Tausend Euro.
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Es gehört zum Ritual, dass die Sumo-Großmeister vor einem Wettkampftag im Ring in die Hände klatschen. So wollen sie die Aufmerksamkeit der Götter auf sich lenken. Dann heben sie die Arme, um zu zeigen, dass sie unbewaffnet sind. Mit dem Stampfen beider Beine schließlich vertreiben sie das Böse aus dem Ring.
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Um den Kampf zu gewinnen, gilt ein schwerer Körper mit einem weit nach unten verlagerten Schwerpunkt als bestmögliche physische Voraussetzung.
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Deswegen müssen Bauch-, Hüft- und Beinbereich für die ideale Körperform eines Sumo-Ringers so dermaßen umfangreich sein.
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Das absonderliche Körpergewicht wird mit einer speziellen Mast erreicht. Es ist ganz normal, in einer Mahlzeit sechs Portionen Kartoffelbrei, vier Hackbraten mit sauren Gurken und zwei Schüsseln Dessert zu verspeisen.
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Unter dem Fett der Sumo-Profis verbirgt sich eine gut trainierte Muskulatur, denn die Ringer müssen schnell und wendig sein. Außerdem sind sie - gemessen an ihrem Köpergewicht - sehr beweglich.
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Frauen nehmen im Sumo-Sport bis heute eine Sonderstellung ein.
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Sie sind Teil gewisser Zeremonien, doch es ist zum Beispiel keiner Frau erlaubt, bei der Siegerehrung den Kampfplatz zu betreten.
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Aktiv, als Kämpferin, dürfen Frauen nur an Amateurwettbewerben teilnehmen. Dabei tragen sie zusätzlich zum Mawashi einen Ringeranzug.
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Zimperlich geht es auch unter den Frauen nicht zu. Aber von einem Kampf der Giganten ist das weibliche Sumo weit entfernt.
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Zumindest meistens.
Sumo Der Kampf der Giganten
Sumo-Ringer bringen gerne mal mehr als 200 Kilogramm auf die Waage. Und trotzdem ist Sumo mehr als unappetitliche Fettleibigkeit. Der Sport blickt auf eine lange Tradition zurück, die ihre Wurzeln in der japanischen Religion hat.
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