Panorama

Portugal unter Schock 15 Menschen sterben bei Standseilbahn-Unglück in Lissabon

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Die "Ascensor da Glória" gehört zu den Touristenattraktionen in der portugiesischen Hauptstadt. Am Mittwochabend kommt es zur Katastrophe: Die Standseilbahn entgleist aus noch ungeklärter Ursache. Mindestens 15 Menschen kommen ums Leben.

Eine der berühmtesten Touristenattraktionen Lissabons ist innerhalb von Sekunden zur Todesfalle geworden: Bei der Entgleisung der historischen Standseilbahn "Elevador da Gloria" kamen am Abend im Zentrum der portugiesischen Hauptstadt 15 Menschen ums Leben. 5 Menschen wurden schwer verletzt, 13 weitere leicht, wie ein Sprecher der Notfallbehörde INEM mitteilte.

Die Identitäten und Nationalitäten der Opfer sind bislang unbekannt. Am Donnerstag könne es dazu Informationen geben, sagte ein Sprecher des Rathauses. Das Institut für Rechtsmedizin will die Obduktionen bis zum Vormittag abgeschlossen haben. Es ist zu erwarten, dass unter den Toten und Verletzten auch mehrere Touristen aus dem Ausland sind.

Die Seilbahn verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto.

Die Seilbahn verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto.

(Foto: dpa)

"Portugal trauert", sagte Bürgermeister Carlos Moedas dem TV-Nachrichtensender SIC Notícias sichtlich niedergeschlagen. Es sei vor allem für die Stadt Lissabon "tragisch, ein schrecklicher Abend". Moedas rief eine dreitägige Trauer aus. Portugals Ministerpräsident Luís Montenegro sagte alle seine Termine erst einmal ab.

Führte gerissenes Seil zu dem Unglück?

Der "Elevador da Glória" fährt auf der Rua da Glória hin und zurück über eine Strecke von rund 265 Metern und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 45 Metern. Kurz nach 18 Uhr Ortszeit (19 Uhr MESZ) war das straßenbahnähnliche Fahrzeug mit vielen Insassen wieder auf dem Weg nach unten, als es plötzlich von den Schienen abkam, die Straße mit lautem Getöse hinunterrutschte und seitlich gegen ein Gebäude unweit des Platzes Praça dos Restauradores krachte.

TV-Bilder zeigten den Wagen auf der Seite liegend und total zerstört. In Live-Übertragungen mehrerer Sender waren dichte Rauchschwaden und Trümmer zu sehen. Sirenen heulten, während Rettungsteams hektisch und unermüdlich arbeiteten. "Es war wie im Actionfilm", sagte eine Augenzeugin. Eine andere erzählte: "Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind erst mal weggelaufen." Schnell seien Sanitäter und Polizisten eingetroffen, berichtete die junge Frau, die noch sichtlich erschüttert war.

Die Ursache des Unglücks ist noch unklar. Experten vermuten, dass ein Seil gerissen sein könnte und vielleicht auch noch die Bremsen versagt haben. Vorwürfe, die Instandhaltung der Bahn sei womöglich nicht gut genug gewesen, wies der Betreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, zurück. "Die monatlichen und wöchentlichen Wartungsprogramme sowie die tägliche Kontrolle werden sorgfältig durchgeführt", hieß es.

Trotzdem ließ die Stadtverwaltung von Lissabon den Betrieb aller drei Standseilbahnen aussetzen und ordnete sofortige Inspektionen an. Die portugiesische Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Sie sei mit mehreren Beamten vor Ort gewesen, berichtete SIC Notícias.

Bisher keine Unfälle bei Lissabonner Standseilbahnen

Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall "zutiefst" und forderte, dass der Vorfall "rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt" werde. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.

Einen solchen Unfall mit einer der drei Standseilbahnen, die seit dem 19. Jahrhundert betrieben werden, hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben. Der "Elevador da Gloria" ist eine der bekanntesten Touristenattraktionen Lissabons. Er wurde im Jahr 1885 eröffnet und ist eine der drei historischen Stadtseilbahnen Lissabons.

Die Bahn verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores in der Unterstadt Baixa mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto. Sie ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, für die die Strecke zu Fuß zu steil ist.

Quelle: ntv.de, lme/ino/dpa

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