Viele sind im AuslandBehörden suchen 535 Neonazis mit Haftbefehlen

Im vergangenen Jahr registriert das BKA so viele rechtsextreme Straftaten wie nie zuvor. Und auch die Zahl der offenen Haftbefehle gegen Neonazis liegt auf hohem Niveau. Einige Gesuchte befinden sich demnach im Ausland.
Die deutsche Polizei fahndet derzeit nach 535 Rechtsextremisten mit offenen Haftbefehlen. Gegen die Rechtsextremisten lagen insgesamt 714 noch nicht vollstreckte Haftbefehle vor, wie die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) unter Berufung auf eine Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag berichten.
115 gesuchte Neonazis befinden sich demnach im Ausland, davon allein 20 in Polen und 13 in Österreich. 39 dieser ins Ausland verzogenen Rechtsextremen werden wegen Gewaltstraftaten gesucht.
"Die Zahl der offenen Haftbefehle gegen Rechtsextreme bewegt sich seit Jahren auf einem besorgniserregend hohen Niveau", sagte die Linken-Innenpolitikerin Clara Bünger den RND-Zeitungen. "Die Behörden dürfen dem nicht weiter tatenlos zusehen, sondern müssen dem Problem eine Priorität einräumen."
Rekordzahl an Straftaten im Jahr 2024
Laut der Kriminalstatistik des BKA haben im vergangenen Jahr rechtsextreme Straftaten einen neuen Höchststand erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Delikte aus dem rechten Spektrum mit insgesamt 42.788 Straftaten um fast 50 Prozent gestiegen. Bei ihrer Jahresauswertung im Mai stellte die Behörde zudem fest, dass 17,2 Prozent der rechten Straftaten auf Gewaltstraftaten zurückgingen, und warnte vor einer weiterhin zunehmenden Gewaltbereitschaft von Rechtsextremisten.
Der Verfassungsschutz schätzte zudem, dass hierzulande 2024 etwa 51.500 Menschen dem rechtsextremistischen Spektrum zugerechnet waren (41.800 im Jahr 2023). Knapp 15.300 von ihnen wurden von der Behörde als gewaltorientiert eingestuft.