Testlauf für neues Gefängnis 55 Juristen lassen sich in Belgien freiwillig einsperren
17.09.2022, 18:34 Uhr
Die Mitarbeiter des Gefängnisses sollen sich durch das Experiment auf die Arbeit vorbereiten.
(Foto: picture alliance / empics)
In Belgien lernen derzeit 55 Richter und Staatsanwälte das Leben hinter Gittern aus erster Hand kennen. Vor der Eröffnung eines neuen Gefängnisses werden sie dort unter realistischen Bedingungen eingesperrt. Einen gravierenden Unterschied zu den künftigen Häftlingen gibt es aber.
55 Richter und Staatsanwälte haben sich in Belgien freiwillig in ein Gefängnis einsperren lassen, um die Haftbedingungen am eigenen Leib zu erfahren. Bis zum Sonntagnachmittag sollen sie dort wie Häftlinge behandelt werden, wie der belgische Justizminister Vincent Van Quickenborne mitteilte. Die Inhaftierung solle so realistisch wie möglich gestaltet werden, hieß es in einer Erklärung.
"Die Richter und Staatsanwälte wissen natürlich, wie es in einem Gefängnis abläuft", sagte Van Quickenborne. Dies selbst zu erleben, könne den Justizbeamten jedoch dabei helfen, fundierte Strafen zu verhängen.
Das Experiment findet im Ort Haren in der Region Brüssel statt, wo Ende September ein neues Gefängnis für knapp 1200 Häftlinge eröffnet werden soll. Van Quickenborne zufolge gebe die Aktion den Gefängnismitarbeitern die Möglichkeit, sich auf die Arbeit in der Einrichtung vorzubereiten.
Familienbesuch ja, Handys nein
Die Richter und Staatsanwälte meldeten sich der Erklärung zufolge freiwillig für das Experiment. Sie müssen auf die Anweisungen des Gefängnispersonals hören und dürfen ihre Handys nicht benutzen. Familienbesuche dürften hingegen wie bei echten Häftlingen empfangen werden.
Die 55 Freiwilligen müssen während ihres Aufenthalts auch Aufgaben in der Küche und der Wäscherei übernehmen. Um 22 Uhr gehe dann das Licht aus, hieß es vom Justizministerium. Anders als echte Häftlinge können die Freiwilligen das Experiment aber jederzeit abbrechen - etwa wenn sie "Schwierigkeiten haben, den Gefängnisaufenthalt zu ertragen".
Quelle: ntv.de, als/AFP