Beim Pilze sammeln verirrt 89-Jährige überlebt vier Tage alleine im Wald
29.08.2024, 17:02 Uhr Artikel anhören
Im Wald trennte sich die 89-Jährige von ihrem Begleiter und verlor dann die Orientierung.
(Foto: picture alliance/dpa)
In den italienischen Alpen bricht eine 89-jährige zum Pilze sammeln auf - und verläuft sich. Die Seniorin trinkt tagelang Wasser aus Pfützen und freundet sich offenbar mit einem Fuchs an. Als die Einsatzkräfte sie finden, kann sie trotz gebrochener Rippen noch scherzen.
Eine 89-jährige Frau aus Norditalien hat vier Tage und Nächte alleine in der Wildnis überlebt. Giuseppina Bardelli war vergangene Woche in einer abgelegenen Alpengegend an der Grenze zur Schweiz zum Pilze sammeln aufgebrochen, wie die italienische Zeitung "Corriere della Sera" berichtet. Zunächst sei die Italienerin in Begleitung ihres Sohnes Sergio gewesen, während der Suche hätten sich die beiden aber getrennt. Laut dem Bericht verliert Bardelli die Orientierung, obwohl sie die Gegend nach Angaben ihrer Familie seit 40 Jahren kennt.
Wie die Familie der Zeitung weiter erzählt, habe die 89-jährige einen Schwindelanfall erlitten, sei abgerutscht und sechs Meter tief in eine Schlucht gestürzt. Dabei habe sie sich mehrere Rippen gebrochen und eine Lungenperforation zugezogen. Demnach verlor sie kurzzeitig das Bewusstsein. Unterdessen alarmierte ihr Sohn die Feuerwehr und den Zivilschutz. Ein Suchtrupp, Spürhunde, Drohnen und Hubschrauber machten sich auf die Suche nach der Seniorin. Sie habe die Rufe der Rettungskräfte gehört, sei aber nicht in der Lage gewesen, auf sich aufmerksam zu machen, sagte ihr zweiter Sohn Robert der Zeitung.
89-Jährige war "viele Jahre in den Bergen"
Ihr Leben rettete letztlich wohl ihre Erfahrung. Seine Mutter sei ein langjähriges Mitglied des italienischen Alpenvereins und habe "viele Jahre ihres Lebens, vor allem als sie jung war, in den Bergen verbracht und ist dafür geschaffen", sagte Sohn Roberto. Seiner Aussage nach löschte sie ihren Durst, indem sie aus Pfützen trank und baute sich ein Bett aus Pflanzen. Die 89-Jährige sagte später, sie habe sich mit einem wilden Fuchs angefreundet. "Der Fuchs kam mehrmals zu ihr. Sie wurden so etwas wie Freunde. Und jeden Abend betete sie den Rosenkranz. Sie wusste, dass jeder Tag ihr letzter sein könnte", sagte Roberto.
Nach vier Tagen intensiver Suche fanden die Einsatzkräfte die 89-Jährige schließlich. "Sie war in der tiefen Schlucht versteckt, die voller hoher Vegetation war, sodass sie uns nicht sehen konnte und wir sie nicht", sagte der Leiter des 50-köpfigen Suchtrupps, Silvio Rizzelli, laut der britischen "Times". "Nachdem sie sie gefunden hatten, berichteten meine Männer, dass Bardelli müde, aber völlig klar im Kopf war und erzählte, was mit ihr passiert war", sagte Rizzelli. Als ein Rettungssanitäter ihr eine Halskrause anlegen wollte, habe Bardelli sogar noch scherzen können. "Jetzt versuchst du, mich umzubringen", sagte sie den Einsatzkräften zufolge.
Die 89-Jährige stand unter Schock und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Ihr Zustand sei aber stabil. Sie werde noch ein paar Tage Ruhe brauchen, sagte der erleichterte Sohn Roberto zu "Corriere della Sera". "Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Als ich sah, wie die Carabinieri auf mich zukamen, wusste ich, dass etwas passiert war. Als sie sagten, dass sie am Leben war, war die Freude riesig."
Quelle: ntv.de, mdi