"Alarmierende" Covid-Fallzahlen Saarland steuert auf neue Corona-Auflagen zu
02.11.2022, 12:08 Uhr (aktualisiert)
Inzidenz weit über 1000 und ein sprunghafter Anstieg bei den Covid-Intensivpatienten: "Die extrem schnelle Entwicklung des Infektionsgeschehens ist besorgniserregend."
(Foto: picture alliance/dpa)
Im Südwesten Deutschlands gerät das Infektionsgeschehen außer Kontrolle: Das Saarland verzeichnet "alarmierend" viele Ansteckungen, die Zahl der Covid-Intensivpatienten schnellt in die Höhe. Landesgesundheitsminister Jung deutet verschärfte Maßnahmen an.
Die anlaufende Corona-Herbstwelle führt im Saarland zu einer rapide steigenden Zahl an Covid-Patienten. Das Fallaufkommen in der Region bewegt sich bereits seit Ende September weit über dem bundesweiten Durchschnitt.
"Die Corona-Herbstwelle trifft das Saarland mit Wucht und die extrem schnelle Entwicklung des Infektionsgeschehens ist besorgniserregend", erklärte Landesgesundheitsminister Magnus Jung. In den Kliniken sehen sich Pflegekräfte und medizinisches Personal zu Beginn des dritten Pandemie-Winterhalbjahres mit einer neuen Belastungsprobe konfrontiert.
Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg im Saarland zuletzt auf 1254,4 Infektionsfälle binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohnern, wie aus den Daten des Robert-Koch-Institut (RKI) hervorgeht. Im Saarland - dem abgesehen von den Stadtstaaten kleinsten Bundesland - leben insgesamt nur rund 982.000 Menschen. Zum Vergleich: Das bundesweite Fallaufkommen liegt aktuell bei 635,7.
Die Masse der Infizierten erleidet zwar weiterhin nur milde Symptome. Zugleich wird mittlerweile jedoch nur noch ein Bruchteil überhaupt getestet. In der amtlichen Statistik des RKI werden nur laborbestätigte Infektionsfälle gezählt. Im Saarland führt die Ansteckungswelle jedoch auch bei aussagekräftigeren Kennzahlen zu auffallend deutlichen Ausschlägen: Die Zahl der schwerer erkrankten Covid-Fälle zog zuletzt sprunghaft an. Die Lage sei "alarmierend", zitierte die "Saarbrücker Zeitung" den SPD-Politiker Jung.
Die Neuinfektionen hätten aktuell vor allem Auswirkungen auf die Kliniken im Saarland, teilte das Gesundheitsministerium in Saarbrücken demnach mit. Dort ziehe die Auslastung der Intensivstationen durch die Belegung und den Personalausfall deutlich an.
Allein am 4. Oktober mussten den Daten des deutschen Intensivregisters zufolge insgesamt 25 Covid-Patienten auf die Intensivstation verlegt werden. Im mehrtägigen Mittel kamen bis vor kurzem nur ein bis drei Patienten pro Tag hinzu. Die Entwicklung bei den schweren Covid-Fällen läuft der Zahl der neu erkannten Infektionen üblicherweise mehrere Tage hinterher. Demzufolge müssen sich die Kliniken auf einen anhaltenden Zustrom an Corona-Patienten einstellen.
Sowohl für das Gesundheitssystem als auch für die kritische Infrastruktur im Saarland sei die Situation schon jetzt angespannt, erklärte Jung. Es müsse mit einem weiteren Anstieg der Zahlen gerechnet werden. "In dieser Woche mussten bereits planbare Operationen erheblich reduziert werden, um den Personalausfall zu kompensieren."
Neue Corona-Auflagen auf dem Prüfstand
Die Landesregierung prüfe deshalb "alle Optionen", um die Situation zu verbessern, hieß es. Die Corona-Lage im Saarland solle angesichts des rasanten Anstiegs der Neuinfektionen "neu bewertet" werden. Eine "Änderung der saarländischen Corona-Rechtsverordnung im vorgegebenen Rahmen des Bundesinfektionsschutzgesetzes oder eigene Maßnahmen der Landesregierung unabhängig von der Rechtsverordnung" seien "möglich", berichtete die "Saarbrücker Zeitung".
Als Beispiele nannte Jung etwa eine Maskenpflicht in Gebäuden der öffentlichen Verwaltung. "Ich möchte jetzt dringend an die Eigenverantwortung jeder Saarländerin und jedes Saarländers appellieren: Helfen Sie aktiv mit, das Pandemiegeschehen einzudämmen", sagte Jung. "Tragen Sie in Innenräumen eine Maske. Testen Sie sich vor dem Besuch von Veranstaltungen und vor privaten Treffen." Er verwies zudem auf STIKO-Empfehlungen zur Corona-Schutzimpfung und die bekannten AHA-Regeln. Ob darüber hinaus weitere Corona-Auflage verordnet werden könnten, blieb zunächst unklar.
(Dieser Artikel wurde am Samstag, 08. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de