
Dalí, Hitchcock, der Traum, die Psychoanalyse: Eine perfekte Kombination.
(Foto: Alegria Exhibition GmbH)
Wer sich für Kunst, Film, Psychoanalyse, Dalí und Hitchcock gleichzeitig interessiert, der ist nicht nur in Hollywood richtig, sondern auch in München. In der Alten Philharmonie im ehemaligen Gasteig wird eine Ausstellung gezeigt, die Fans aller Genres begeistern könnte.
Der eine ein Meister im Filmemachen, der andere in der Kunst: Alfred Hitchcock und Salvador Dalí. In Bild oder Skulptur anerkannt und erfahren, kam für den genialen Dalí 1945 ein neues Metier hinzu. Denn kein Geringerer als der ebenfalls geniale Regisseur Alfred Hitchcock bat ihn darum, eine Traumsequenz im Film "Spellbound - Ich kämpfe um dich" von Maestro Dalí persönlich gestalten zu lassen.

"Was ich wollte, war die Lebendigkeit der Träume", sagte Hitchcock in einem Interview. "Ich wollte den Traum mit großer visueller Schärfe und Klarheit vermitteln, schärfer als der Film selbst."
(Foto: S. Oelmann)
In Hitchcocks Film geht es um den Leiter eines Krankenhauses, der an dissoziativer Amnesie leidet, sich in betrügerischen Geschichten verheddert und der sich letztlich seiner Vergangenheit, seinen Ängsten und Fantasien stellen muss, um weiterleben zu können. Dargestellt wird diese Person vom unglaublich jungen, schlaksigen Gregory Peck. Und es geht um eine Psychoanalytikerin - Ingrid Bergmann, perfekt, klug, süß und naiv - die sich in ihn verliebt und ihn mittels Traumanalyse heilen will, weil sie weiß, dass er, der Mann ihres Lebens, nichts Böses getan haben kann. "Spellbound" ist damit einer der ersten Hollywood-Filme, der sich mit Sigmund Freuds Psychoanalyse beschäftigte.
"Die Traumsequenz, in der Gregory Peck von Augen träumt, die ihn verfolgen und alles sehen, musste im Film extrem gekürzt werden", erzählt Nepomuk Schessl, der die Ausstellung in München möglich gemacht hat, ntv.de bei der Begehung. Zu brutal fanden die Zuschauer die Vorstellung, zu nahe ging ihnen die Szene. Wenn man nun vor dem beeindruckenden 55 Quadratmeter großen Originalbild steht, und die oscargekrönte Filmmusik durch den Philharmonie-Saal donnert, dann kann man sich schon vorstellen, dass das manch zartbesaiteten Zuschauer erschauern ließ. Wenn man sich den Film heute anschaut, dann wird man sich wohl nicht gruseln, zu sehr haben sich die Sehgewohnheiten geändert. Die Dialoge wirken unschuldig, trotz ihrer Pointiertheit, und die Tricks so, als könnten Kinder von heute sie am iPhone besser schneiden. Und dennoch: Dieser Film ist und bleibt sehenswert.
Zwei Genies prallen aufeinander
Genauso wie die Ausstellung für Dalí-Fans. Denn einmal abgesehen von allen, was dort immersiv dargeboten wird und die Betrachter in andere Welten abtauchen lässt, gibt es auch "echte" Kunstwerke des 1989 gestorbenen Künstlers Dalí, der sowohl eine beispiellose Fantasie als auch Karriere hatte. In der Ausstellung werden künstlerische Momente großer Tiefe gezeigt, in denen das kreative Gespür und das Talent zweier Genies des 20. Jahrhunderts aufeinandertreffen und zwei Kunstformen vereinen. Die Ausstellung zeigt - neben dem riesigen Bild mit den Dalí-typischen Augen - weitere Gemälde und Statuen sowie zahlreiche Skizzen und Lithografien von Salvador Dalí und wird ergänzt um ein beeindruckendes Metaversum.
Aber auch in technologischer Hinsicht ist diese Dalí-Ausstellung ein Novum: Exponate und multimediale Inhalte treffen aufeinander und finden sich in einer eigens für das Ausstellungsereignis geschriebenen Erzählung wieder. Im Metaversum dann tauchen die BesucherInnen gänzlich in Dalís Traumwelt ein: Man wird von Sigmund Freud begrüßt, bewegt sich frei im Raum und entdeckt die uns so vertraute Dalí-Welt mit zerfließenden Uhren und anderen Dalí-typischen Szenerien. Durch visuelle Effekte, Hologramme und Soundeffekte wird dieser Spaziergang zu einem emotionalen Erlebnis. Die Ausstellung richtet sich an eine sehr breit gefächerte Zielgruppe, KunstliebhaberInnen und Filmfans, Menschen aller Generationen, die in die faszinierende Welt der Träume eintauchen möchten.
"Picasso, Miró, Dalí"
Die Ausstellung wird kuratiert vom 96-jährigen Kunstexperten Beniamino Levi, aus dessen Privatsammlung in Barcelona die gezeigten Werke stammen. In den 1960er- und 70er-Jahren leitete Beniamino Levi eine der renommiertesten Galerien Italiens, die Galleria Levi. Er war der Erste, der einige der berühmtesten Künstler der Welt in die italienische Kunstsammlerszene brachte, darunter Miró, Magritte, Masson, Kandinsky, De Chirico, Picasso und natürlich Dalí. Levi arbeitete eng mit Dalí an dessen Bronzeskulpturen zusammen und ist weltweit als führender Dalí-Experte für die Dalí-Bronzen bekannt.
Dalí: Spellbound - Die Ausstellung in der Alten Philharmonie im Fat Cat in der Rosenheimer Straße in München ist noch bis zum 21. April zu sehen.
Quelle: ntv.de