"Niemand wird es verstehen" Angeklagte Krankenschwester schrieb verstörende Zettel
19.04.2023, 10:28 Uhr Artikel anhören
Die Kolleginnen und Kollegen waren zunehmen misstrauisch gegenüber L. geworden.
(Foto: REUTERS)
Die britische Krankenschwester Lucy L. ist wegen der Tötung mehrerer Neugeborener angeklagt. Sie bestreitet die Taten. Doch in ihrer Wohnung werden zahlreiche Notizen gefunden, aus denen Überforderung und Verzweiflung spricht.
Im Prozess gegen die britische Krankenschwester Lucy L. sind mehrere Zettel als Beweismittel eingeführt worden, die Einblick in die Gedankenwelt der 33-Jährigen geben. L. wird die Tötung von sieben Babys zwischen Juni 2015 und Juni 2016 auf der Neugeborenenstation des Countess of Chester Hospital vorgeworfen. Außerdem soll sie bei zehn weiteren Neugeborenen Tötungsversuche unternommen haben.
L. war im Juli 2018 festgenommen worden. In ihrem Haus wurden auch zahlreiche Beweismittel sichergestellt, unter anderem handschriftliche Notizen. Die Zettel sind eng beschrieben, manche Sätze wirken zusammenhanglos, teilweise sind Worte durchgestrichen. Wiederholt schrieb L. "Bitte helft mir" und "Ich kann nicht mehr".
Einmal schrieb die Krankenschwester: "Niemand wird jemals verstehen oder zu schätzen wissen, wie es ist", während es auf einem anderen Zettel hieß: "Ich möchte, dass mir jemand hilft, aber das kann niemand, also was bringt es, zu fragen. Ich hasse mein Leben".
Weitere Einträge, den Angaben zufolge vom 23., 24. und 25. Juni, enthielten Anfangsbuchstaben, die sich laut Staatsanwaltschaft auf drei Babys bezogen, darunter zwei Drillingsjungen, die L. an diesen Tagen nach ihrer Rückkehr von einem Urlaub auf Ibiza angegriffen haben soll.
"Schrecklicher, böser Mensch"
Staatsanwalt Philip Astbury berichtete von einer grünen Post-it-Notiz, die in L.s Tagebuch gefunden worden sei. Darauf habe die Krankenschwester notiert: "Ich verdiene es nicht zu leben. Ich habe sie absichtlich umgebracht, weil ich nicht gut genug bin, um für sie zu sorgen", "Ich bin ein schrecklicher, böser Mensch" und in Großbuchstaben "Ich bin böse, ich habe das getan".
Auch die Namen einiger ihrer Kollegen tauchten in den - teilweise geschwärzten - Notizen auf, darunter eine Liebeserklärung an einen Arzt. Neben seinem Namen stand "Ich habe dich geliebt" und "mein bester Freund".
Die 33-Jährige bestreitet die gegen sie erhobenen Vorwürfe. Die Anklage wirft ihr vor, die Babys durch die Injektion von Luft getötet zu haben. Kollegen hatten vor Gericht ausgesagt, dass nach mehreren Vorfällen, bei denen Babys in Lebensgefahr gerieten oder starben, der Verdacht auf L. gefallen sei. Man habe zunehmend ein seltsames Gefühl gehabt, wenn man die Neugeborenen mit der Schwester allein lassen musste.
Quelle: ntv.de, sba