Panorama

Pekings Zensurversuch scheitertAnsturm auf Lesung über Xi nach Absage

27.10.2021, 22:34 Uhr
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In China ist Staatschef Xi an staatstragende Darstellungen seiner Person gewöhnt. Im Ausland hätte er es gerne ebenso. (Foto: REUTERS)

Ein kritisches Buch über Chinas Staatschef Xi soll an zwei deutsch-chinesischen Konfuzius-Instituten vorgestellt werden. Doch nachdem Peking eingreift, fällt der Termin zunächst aus. Der Rummel um die Absage beschert nun der Ersatzlesung ein prallvolles virtuelles Auditorium.

Nach massivem Streit um die Absage einer kritischen Lesung über den chinesischen Staatschef Xi Jinping erhält die Ersatzveranstaltung regen Zulauf: Fast 500 Zuhörer haben am Abend an der Online-Buchvorstellung der Universität Duisburg teilgenommen. "Die Absage hat uns schockiert. Wir wollten kein Anti-China-Buch machen, sondern beschreiben, was ist", sagte der Journalist und langjährige China-Korrespondent des "Stern", Adrian Geiges. Er hat zusammen mit dem "Welt"-Herausgeber Stefan Aust das Buch "Xi Jinping - der mächtigste Mann der Welt" verfasst.

Die Online-Veranstaltung sollte ursprünglich an deutsch-chinesischen Konfuzius-Instituten in Duisburg und Hannover ablaufen. Dagegen hatten aber chinesische Stellen Druck ausgeübt. "Unsere Kooperations-Uni in Wuhan hat uns freundlich dargelegt, dass sie es nicht gut fänden, wenn wir die Veranstaltung durchführen", hatte einer der drei Direktoren des Duisburger Konfuzius-Instituts, Markus Taube, gesagt. Daraufhin wurde die Buchvorstellung an die Universität Duisburg-Essen verlegt. Die Einflussnahmen würden auch mit den chinesischen Partnern kurzfristig besprochen, sagte der Rektor der Universität Duisburg-Essen, Ulrich Radtke. Die Freiheit der Wissenschaft an deutschen Universitäten stehe nicht zur Disposition. Auch in Hannover sei eine Veranstaltung mit den beiden Autoren geplant.

Die Online-Buchvorstellung wurde vom ehemaligen deutschen Botschafter in China, Volker Stanzel, moderiert. Aust sagte, das lange im Westen vorherrschende Bild von Xi Jinping als liberaler Reformer beruhe eher auf Wunschdenken. Geiges nannte den chinesischen Staatschef einen "überzeugten Nationalkommunisten", getrieben von der Furcht um die Einheit Chinas. Dass China auseinanderfallen könnte, "das ist die Angst, die ihn beherrscht", sagte Geiges mit Blick auf Xi Jinping. Die Situation des von China beanspruchten Nachbarlandes Taiwan sei aktuell besonders gefährlich, sagte Geiges. Wenn es zu einem militärischen Konflikt mit China um Taiwan käme, würde das auch eine Weltwirtschaftskrise auslösen, "die wir uns nicht vorstellen wollen", sagte Aust.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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