Panorama

"Erschüttert" über EntscheidungArchitekt Milla trauert Einheitswippe nach

14.04.2016, 13:58 Uhr
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Die Baustelle des Humboldt-Forums in Berlin. Hier sollte das Berliner Einheitsdenkmal gebaut werden. (Foto: dpa)

Die Deutschen haben kein Glück mit ihren Einheitsdenkmälern. Erst scheitert eins in Leipzig, dann wird das Berliner Projekt zu Grabe getragen. Architekt Milla versteht die Welt nicht mehr. Doch zum Feiern gibt es immer noch das Brandenburger Tor.

Eine begehbare Wippe sollte vor dem Berliner Schloss an die Deutsche Einheit erinnern. Doch der Bundestag verordnete den Baustopp. Der Architekt des Freiheits- und Einheitsdenkmals, Johannes Milla, reagierte "erschüttert" auf die Entscheidung der Politiker. Dies sei aus mehreren Gründen nicht nachvollziehbar, erklärte Milla nach dem Beschluss vom Mittwochabend. "Es liegt seit September eine Baugenehmigung vor. Damit ist verbrieft, dass alle offenen Fragen geklärt sind."

Milla betonte, Mehrkosten seien lediglich durch diverse Auflagen der Behörden entstanden, der Aufwand sei aber klar nach oben begrenzt. "Als Generalunternehmer wollten wir das Denkmal für einen festen Preis errichten", betonte er. "Als Arbeitsergebnis bleibt jetzt ein Denkmalsockel ohne Mosaik zurück, dessen Oberfläche zudem wieder aufwendig geschützt werden muss."

Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte die Bundesregierung in einem einstimmigen Beschluss aufgefordert, das Projekt nach zahlreichen Schwierigkeiten nicht weiter zu verfolgen. Die Kosten waren laut Finanzministerium von zehn auf fünfzehn Millionen Euro gestiegen.

Spott über die "Babywippe"

Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hatte noch in letzter Minute vor dem Schritt gewarnt. "Ein Stopp wäre eine Blamage für den Bundestag und eine Niederlage für Kulturstaatsministerin Monika Grütters", sagte der 72-jährige SPD-Politiker. Allerdings räumt auch er ein, dass das Projekt von Anfang an unter keinem guten Stern stand. Die Wippe wurde gelegentlich als "Salatschüssel" oder "Babywippe" belächelt, doch viele Bürger freundeten sich schließlich mit der Idee eines Mitmach-Denkmals an.

Die CDU-Politikerin Grütters erinnert an einen Gedanken, der auch in der Anfangsdiskussion schon viele Fans hatte. "Zum Glück haben wir in Berlin ja ein Einheitsdenkmal - das Brandenburger Tor", sagt sie. "Es gibt auch international kein Symbol, das überzeugender für die deutsche Teilung und ihre glückliche Überwindung steht."

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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