Panorama

Keine Steuerhinterziehung "Artemis"-Betreiber auf freiem Fuß

Im "Artemis" soll alles mit rechten Dingen zugehen (Symbolbild).

Im "Artemis" soll alles mit rechten Dingen zugehen (Symbolbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Berliner "Artemis" gilt als eines der größten Bordelle in Deutschland. Umso mehr Aufsehen erregt seine Durchsuchung mit ganzen Hundertschaften der Polizei im April. Nun kommt raus: Die Vorwürfe gegen die Betreiber sind haltlos.

Die Betreiber des Berliner Großbordells "Artemis" sind aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die Haftbefehle gegen die beiden Männer seien aufgehoben worden, teilte Gerichtssprecherin Lisa Jani mit. Für die Vorwürfe der Hinterziehung von Sozialabgaben und Steuern gebe es nach Einschätzung des Kammergerichts zum gegenwärtigen Stand der Ermittlungen keinen dringenden Tatverdacht mehr. Damit muss die Staatsanwaltschaft eine deutliche Niederlage hinnehmen. Ermittelt werde aber weiter, hieß es.

Die Razzia im "Artemis" fand Mitte April statt.

Die Razzia im "Artemis" fand Mitte April statt.

(Foto: dpa)

Das Bordell war am 14. April von einem Großaufgebot von 900 Polizisten, Zollfahndern und Staatsanwälten durchsucht worden. Danach hatte die Staatsanwaltschaft von direkten Verbindungen zur organisierten Rocker-Kriminalität, Ausbeutung von Prostituierten und Gewaltanwendung im "Artemis" gesprochen. Den Betreibern wurde vorgeworfen, 17,5 Millionen Euro Sozialabgaben hinterzogen zu haben. Der damalige Berliner Oberstaatsanwalt Andreas Behm zog gar einen Vergleich mit dem Gangster Al Capone im Chicago der 20er Jahre.

Das Kammergericht hält es nun für zweifelhaft, ob ein Arbeitsverhältnis zwischen den Betreibern und den Prostituierten zustande gekommen ist. Die Betreiber hatten immer behauptet, dass die Frauen freiwillig und als selbstständige Prostituierte in dem Bordell arbeiteten. Die Staatsanwaltschaft war hingegen von einem abhängigen Arbeitsverhältnis ausgegangen.

"Artemis"-Anwälte attackieren Ankläger

Gegen drei Frauen, sogenannte Hausdamen in dem Bordell, liegen noch Haftbefehle wegen des Vorwurfs der Beihilfe vor. Aber auch hier werde die Sachlage jetzt geprüft, sagte die Sprecherin. Nach Angaben der Anwälte sitzen die Frauen nicht mehr in Untersuchungshaft.

Das untergeordnete Landgericht hatte bereits festgestellt, dass es keinen dringenden Verdacht für die Vorwürfe des Menschenhandels und der Verbindung zur organisierten Kriminalität gebe. Die Rechtsanwälte der "Artemis"-Betreiber machten der Staatsanwaltschaft nun schwere Vorwürfe. Äußerungen der Ankläger "dürften den Straftatbestand der Verleumdung erfüllen", teilten sie mit. "Man könnte meinen, dass auch politische Ziele hinter dem brachialen Vorgehen gegen das Artemis stehen."

Quelle: ntv.de, vpr/dpa

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