Panorama

China-Rückkehrer gelandetAuch Baby muss in Quarantäne

21.02.2020, 19:47 Uhr
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Am Stuttgarter Flughafen kamen am Nachmittag 15 China-Rückkehrer an. (Foto: picture alliance/dpa)

Zwei Wochen Abgeschiedenheit, ein eigener Trakt im Hotel: Was unter normalen Umständen auch sehr schön sein könnte, ist für die aus China eingeflogenen Deutschen schlicht ein weiterer Abschnitt ihrer strapaziösen Rückkehr.

Ein nicht einmal ein Jahr altes Baby ist der jüngste der 15 Passagiere, die am Nachmittag in einem grauen Airbus der Luftwaffe auf dem Stuttgarter Flughafen gelandet sind. In den nächsten zwei Wochen werden sie die meiste Zeit innerhalb der vier Wände von Hotelzimmern verbringen. Die fünf Kinder und zehn Erwachsenen sind Rückkehrer aus der vom neuartigen Coronavirus besonders betroffenen chinesischen Provinz Hubei. Laut den Behörden sind sie gesund, zur Sicherheit müssen sie aber 14 Tage lang in der Quarantäne-Station in einem Nebentrakt eines Hotels in Kirchheim ausharren.

"Allen geht es gut", sagte Stefan Brockmann vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg nach der Ankunft der China-Rückkehrer. "Wir konnten sie etwas müde, aber doch sehr zufrieden in Empfang nehmen." Alle 15 waren laut baden-württembergischem Sozialministerium bereits in China negativ auf das Coronavirus namens Sars-CoV-2 getestet worden. Direkt nach ihrer Ankunft wurden sie am Flughafen erneut untersucht. Mit den Ergebnissen wird laut Deutschem Roten Kreuz (DRK) noch heute gerechnet.

Unter den Rückkehrern sind vier Familien. Die fünf Kinder sind alle jünger als fünf Jahre. Laut DRK handelt es sich um Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft und deren Angehörige, unter denen auch Chinesen seien. Michael Sieland vom DRK-Generalsekretariat in Berlin sagte, den China-Rückkehrern gehe es den Umständen entsprechend gut. "Man darf hierbei sicher nicht vergessen, dass unsere Gäste eine Odyssee hinter sich haben." Man wisse von vorher Ausgereisten, dass sich die Menschen zum Teil seit 14 Tagen selbst isoliert hatten und immer in der Angst gelebt hätten, sich doch noch eine Infektion einzufangen.

Nur nach Anmeldung in den Außenbereich

Aus China ausgeflogen wurden die 15 mit einer französischen Militärmaschine, von der sie in Paris in den Flieger der deutschen Luftwaffe umstiegen. "Die Menschen brauchen jetzt vor allen Dingen erstmal Ruhe, müssen ankommen und sich in der neuen Situation zurechtfinden", sagte Sieland. Dass sie gemeinsam in einer eigens organisierten Quarantäne-Station untergebracht sind, liegt daran, dass sie keinen eigenen Wohnsitz in Deutschland haben, an dem sie isoliert werden könnten. Für ihre Unterbringung ist das DRK zuständig. Es hatte bereits eine Quarantäne-Station in Rheinland-Pfalz betrieben und betreut aktuell eine in Berlin.

Die Rückkehrer verbringen die nächsten zwei Wochen nun in einem vom Haupthaus abgetrennten Nebentrakt eines Business-Hotels nahe der Autobahn in Kirchheim unter Teck. Im Hotel läuft - abgeschirmt von der Quarantäne-Station - der Betrieb weiter. Man sei dem Hotel dankbar, sagte Sieland vom DRK. Es sei zu erwarten, dass es Stornierungen gebe. Dabei gebe es keine Gefährdungen. Wenn die Gäste infektiös wären, wären sie schließlich schon in einem Krankenhaus, sagte er.

Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha von den Grünen sagte: "Für die Bevölkerung besteht weiterhin kein Grund zur Sorge." Laut DRK werden die 15 die meiste Zeit über in ihren Zimmern verbringen. Die Familien bleiben zusammen, die anderen sind einzeln untergebracht. Es gibt einen kleinen Außenbereich, in den sie nach vorheriger Anmeldung dürfen. Auf den Zimmern gibt es Internet, für die Kinder gibt es Spiele. Beim DRK arbeitet speziell geschultes Personal, das Einsatzkräfte und Gäste in der extremen Situation betreut. Für die 15 Gäste werden die DRK-Leute in den nächsten zwei Wochen die einzige Verbindung nach draußen sein.

Quelle: Von Gregor Bauernfeind, dpa

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