"Massenhaft Lkw liegengeblieben" Autobahn-Räumdienste sind im Dauereinsatz
08.02.2021, 08:31 Uhr
Lastwagen und Autos stecken auf Deutschlands Autobahnen stundenlang im Stau, Räumfahrzeuge sowie Pannenhelfer sind im Dauereinsatz: Die extreme Wetterlage mit Schnee, Glatteis und heftigem Wind behindert den Verkehr teilweise massiv.
Winterliche Straßenverhältnisse haben den Räumdiensten vor allem auf den Autobahnen am Morgen alles abverlangt. Auch die Freiwilligen des Technische Hilfswerks (THW) und Pannenhelfer des ADAC sind im Dauereinsatz. Gleichzeitig richteten sich nach Beobachtung der Polizei die Autofahrerinnen und Autofahrer auf die schwierigen Bedingungen ein. "Es schneit hier wie verrückt, aber die Leute fahren alle vorsichtig", sagte ein Sprecher der Autobahnpolizei Garbsen in Niedersachsen. Es habe kleinere Unfälle gegeben, aber keine größeren Zwischenfälle.
Weiter östlich war die Situation aus Sicht der Polizei angespannter. "Es sind massenhaft Lastwagen liegengeblieben", sagte ein Sprecher der dortigen Autobahnpolizei. Auf der Autobahn 7 war die Fahrbahn Richtung Norden wegen eines querstehenden Lastwagens gesperrt, sagte eine Polizeisprecherin in Göttingen. Die THW-Kräfte, etwa in Salzgitter, begleiteten Rettungswagen, um diese notfalls freizuschleppen. Viele Ortsverbände wurden laut eigener Aussage von der Polizei angefordert, um Autobahnauffahrten- und abschnitte zu sperren, weil die Spuren nicht mehr befahrbar waren. Zur Unterstützung der Polizei schleppten die THW-Kräfte festgefahrene Fahrzeuge auf Autobahnen frei.
In Osnabrück übernahmen die Helferinnen und Helfer den Transport von Lebensmitteln für ein Klinikum, weil der Lieferdienst wegen der Schneelage nicht zur Klinik fahren konnte. Stundenlang seien Einsatzkräfte rund um Bremen im Einsatz gewesen, um Weichen zu enteisen. Der ADAC meldete allein für Niedersachsen und Bremen am Morgen 600 Einsätze. Vor allem war es dem Automobilclub zufolge nötig, Autos aus Schneewehen oder Gräben zu ziehen, sowie Starthilfe zu geben.
"Die Lage ist katastrophal"
"Die Lage ist katastrophal", hatte ein Sprecher der Polizei in Fulda am frühen Morgen über die Situationen auf Hessens Autobahnen gesagt. In vielen Bereichen etwa der A4 und A7 stünden Lastwagen und Autos seit vielen Stunden im Stau und es gehe nicht vorwärts oder rückwärts. Räumfahrzeuge kämen kaum durch. Lkw-Fahrer sollten die Autobahnen nicht mehr befahren. Es sei noch nicht abzusehen, wann die Fahrbahnen wieder frei seien.
Die Bilanz der NRW-Polizei am frühen Morgen: Insgesamt 720 Einsätze innerhalb von 24 Stunden bescherte das extreme Winterwetter den Beamten. Allein von Sonntagmorgen 6 Uhr bis Montagmorgen 6 Uhr seien die Beamten zu 507 witterungsbedingten Unfällen gerufen worden, sagte ein Sprecher der Landesleitstelle. Bei den Unfällen habe es einen Toten und 37 leicht verletzte Personen gegeben. In Duisburg war am Sonntag ein Wagen von der Straße abgekommen und in einem Bach gelandet. Dabei starb der Fahrer.
Bahnverkehr teilweise eingestellt
Der Bahnverkehr ist wegen Schnee, Glatteis und heftigem Wind weiterhin stark eingeschränkt. "Aufgrund von extremem Unwetter" komme es in weiten Teilen des Landes voraussichtlich noch den gesamten Tag zu Zugausfällen und Verspätungen, teilte die Bahn in einer Warnmeldung auf ihrer Webseite mit. Demnach soll der Fernverkehr vielerorts "bis auf Weiteres" eingestellt bleiben.
Die Einschränkungen betreffen laut Bahn insbesondere die Regionen Berlin und Hamburg, wo nahezu keine Fernverkehrszüge starteten. Demnach blieben die Verbindungen von beiden Städten in Richtung Hannover, Köln, Frankfurt sowie München ausgesetzt. Auch ab Dresden "verkehren bis auf Weiteres keine Fernverkehrszüge mehr in Richtung Leipzig, Frankfurt, Hannover und Köln", teilte die Bahn mit. Außerdem sei "der Fernverkehr nördlich von Frankfurt" komplett eingestellt. Auch internationale Verbindungen in die Niederlande blieben den Angaben vom Montagmorgen zufolge gestrichen. Die Bahn erwartete, "die Einschränkungen im Laufe des Nachmittags schrittweise aufheben zu können". Gleichzeitig kündigte der Konzern an, das Fernverkehrsangebot zwischen Hamburg und Berlin sowie von Köln in Richtung Frankfurt und Süddeutschland werde aufrechterhalten.
Dortmunder Flughafen stellt Betrieb ein
Ebenfalls der Flugverkehr ist betroffen: Weil die Start- und Landebahn vereist ist, hat der Flughafen Dortmund den Flugbetrieb vorübergehend eingestellt. Voraussichtlich bis 13.00 Uhr könnten keine Maschinen starten und landen, teilte der Flughafen mit. Maschinen mit Ziel Dortmund würden nach Köln/Bonn umgeleitet, sagte eine Sprecherin. Dort, wie auch am größten Flughafen in Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, läuft der Flugbetrieb ohne Beeinträchtigungen.
Und auch der Fährverkehr ist eingeschränkt: Anhaltender starker Ostwind und damit einhergehendes Niedrigwasser sorgen auch für Probleme für die Ostfriesischen Inseln. Die Verbindungen zwischen Baltrum und Nessmersiel sowie die Fähre zwischen Wangerooge und Harlesiel fielen am Montag aus, wie die Betreiber im Internet mitteilten. Auch zwischen Langeoog und Bensersiel wurden die für Montagmittag geplanten Fahren abgesagt. Zwischen Norderney und Norddeich lief der Fährverkehr weitgehend planmäßig. Juist ist weiterhin nicht mit dem Schiff zu erreichen. Sowohl die Fähre als auch die Schnellfähren fielen aus, wie die Reederei Norden-Frisia mitteilte.
Quelle: ntv.de, ara/dpa