Panorama

Exit aus der "Bratwurstbude"Autoren um Deniz Yücel gründen neuen PEN-Verband

07.06.2022, 18:21 Uhr
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Szene vom PEN-Treffen, auf dem Yücel zurücktrat. (Foto: picture alliance/dpa)

Interne Differenzen, Schuldzuweisungen und ein hitziger Diskurs über die kontroversen Äußerungen des ehemaligen PEN-Präsidenten Deniz Yücel: Der deutsche Ableger des Autorenverbands PEN steckt seit geraumer Zeit in einer Sinnkrise. Rund 230 Schriftsteller wagen jetzt einen Neuanfang.

Nach internen Zerwürfnissen bei der Autorenvereinigung PEN wollen rund 230 Autorinnen und Autoren einen alternativen Verein ins Leben rufen. Neben dem ehemaligen PEN-Präsidenten und Journalisten Deniz Yücel zählen unter anderem Daniel Kehlmann, Christian Kracht und Eva Menasse zu den Gründungsmitgliedern. Die Vereinigung soll am Freitag im Berliner Literaturhaus gegründet werden.

"Wir wollen einen neuen PEN", hieß es auf der Internetseite. "Einen zeitgemäßen und diversen PEN, in dem sich auf Deutsch schreibende oder in Deutschland lebende Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen aller literarischen und publizistischen Genres zusammenfinden." Es brauche einen neuen PEN, der "gemeinsam und unabhängig von Herkunft und Haltung Missstände anprangert und denjenigen hilft, die in ihrer freien Meinungsäußerung bedroht werden".

Zuletzt hatte es Kontroversen um die Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland gegeben, deren Präsident Yücel mehrere Monate gewesen ist. Gestritten wurde dabei beispielsweise nicht nur über Aussagen Yücels, der eine Flugverbotszone in der Ukraine gefordert hatte, sondern vor allem über den Führungsstil im Vorstand.

Obwohl ein Abwahlantrag gegen Yücel scheiterte, trat er Mitte Mai überraschend vom Amt zurück. "Ich will keine Galionsfigur für diese Bratwurstbude sein", hatte der 48-Jährige damals gesagt. Die Mehrheit der Mitglieder seien "Wichtigtuer und Selbstdarsteller", die den Verein gekapert hätten und für die verfolgte Autoren nur Beiwerk seien. Weltweit gibt es mehr als 140 Schriftstellervereinigungen, die im internationalen PEN vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists und Novelists.

Das deutsche PEN-Zentrum sieht die angekündigte Neugründung einer Autorenvereinigung als Ergänzung seiner Arbeit. "Wir sehen das als Bereicherung der Arbeit des PEN in dem Bemühen, uns neu aufzustellen", sagte die Generalsekretärin des deutschen PEN-Zentrums mit Sitz in Darmstadt, Claudia Guderian, auf Anfrage. Man wolle den Kontakt suchen. Die Autoren, die sich zu der Neugründung bekannt hätten, seien überwiegend weiter auch Mitglieder im PEN. Es habe nur sehr, sehr wenige Austritte gegeben. Darüber hinaus habe jeder die Freiheit, einen Verein zu gründen.

Quelle: ntv.de, bka/dpa

LiteraturDeniz Yücel