Alles ein Laborunfall? BND muss keine Auskunft zum Ursprung des Coronavirus geben
22.04.2025, 19:29 Uhr Artikel anhören
Die US-Regierung stützt nun mit einer neuen Webseite die Labor-Theorie. Der deutsche Virologe Drosten will sich nicht dazu äußern.
(Foto: IMAGO/CFOTO)
Mehr als fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie ist immer noch unklar, ob das Virus von Tieren auf den Menschen übergesprungen ist oder aus einem Labor in China stammt. Die USA haben sich festgelegt, der deutsche Geheimdienst muss sich nicht zu dem Thema äußern - aus guten Gründen.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) muss Medienvertretern einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zufolge keine Auskünfte über seine Informationen zum Ursprung der weltweiten Coronapandemie geben. Mit einem Beschluss wies das Gericht in Leipzig einen entsprechenden Eilantrag ab.
Im März waren Medienberichte veröffentlicht worden, wonach der BND einen Laborunfall im chinesischen Wuhan als wahrscheinlichste Ursache der Corona-Pandemie ansieht. Zu dieser Bewertung kam der deutsche Auslandsgeheimdienst nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung" und "Zeit" bereits im Jahr 2020. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung demnach vom Kanzleramt, das die Geheimdienstbefunde dann allerdings unter Verschluss gehalten haben soll.
Altbundeskanzlerin Angela Merkel widersprach dem Vertuschungsvorwurf. Sie weise diese "ganz grundsätzlich zurück", teilte eine Sprecherin Merkels als Reaktion auf entsprechende Medienanfragen nach der Veröffentlichung mit.
Auskunft mit Einfluss auf China-Beziehungen
Mit dem nun abgewiesenen Eilantrag wollte ein Presseverlag den BND gerichtlich zu näheren Auskünften über seine Erkenntnisse zwingen. Bei dem Auskunftsantrag ging es nach Gerichtsangaben auch um die Frage, ob ein die Bundesregierung beratender Virologe jemals einer Sicherheitsprüfung unterzogen worden sei.
Das Bundesverwaltungsgericht wies den Eilantrag nun ab. Öffentliche Interessen stünden der Auskunft entgegen. Zur Begründung erklärten die Leipziger Richter: "Der BND hat plausibel dargelegt, dass die Auskünfte seine Funktionsfähigkeit und die auswärtigen Interessen der Bundesrepublik Deutschland beeinträchtigen können. Es wären Rückschlüsse auf Erkenntnisquellen, die Fähigkeiten und Arbeitsweise des BND möglich, falls die behaupteten Erkenntnisse bestätigt oder verneint würden."
Weiter betonte das Bundesverwaltungsgericht, eine Auskunft könne auch in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht "erhebliche Auswirkungen auf die diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China und damit auf auswärtige Belange der Bundesrepublik Deutschland haben". Einer Auskunft über den namentlich genannten Virologen stehe auch "dessen hier vorrangiges allgemeines Persönlichkeitsrecht" entgegen.
Drosten ohne Zugang zu Rohdaten
Der Virologe Christian Drosten hat sich zu den Erkenntnissen des BND zum Ursprung des Coronavirus geäußert. "Ich will auch aus bestimmten Gründen nicht allzu viel dazu sagen", sagte Drosten im "ntv Salon". "Zu den Rohdaten haben wir keinen Zugang. Und ohne diesen Zugang können wir uns damit nicht wissenschaftlich befassen", so der Virologe im Live-Podcast.
Drosten gibt an, erstmals im Januar zu Besprechungen mit dem Geheimdienst gebeten worden zu sein. "Für mich war das alles vollkommen neu." Unlängst waren Medienberichte veröffentlicht worden, wonach der BND einen Laborunfall im chinesischen Wuhan als wahrscheinlichste Ursache der Corona-Pandemie ansieht.
Die US-Regierung stützt nun mit einer neuen Webseite die Labor-Theorie. Die Seite, die einem Plakat für einen Hollywoodfilm ähnelt, zeigt in Großbuchstaben den Titel Lab Leak - also Labor-Leck. Zwischen den beiden Worten steht ein entschlossen wirkender US-Präsident Donald Trump. Unter dem Titel steht handschriftlich: "Die wahren Ursprünge von Covid-19".
Auf der Seite wird Medien, Politikern, Gesundheitsbehörden und dem berühmten US-Immunologe Anthony Fauci vorgeworfen, die Theorie eines natürlichen Ursprungs des Virus verbreitet zu haben. Es gebe aber viele Hinweise, dass das Virus aus einem Labor in der chinesischen Metropole Wuhan stamme.
Quelle: ntv.de, mba/AFP