Panorama

Opferzahl steigt auf 16.000 Baerbock fordert Zugang für humanitäre Hilfe nach Syrien

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Die Bundesregierung fordert vom syrischen Präsidenten Assad die Öffnung weiterer Grenzübergänge, damit humanitäre Hilfe in die Erdbebenregion kommen könne.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

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Noch immer werden zahlreiche Opfer aus den Trümmern in der Türkei und Syrien geborgen - 16.000 sind es bisher. Vor allem in Syrien stockt zudem die Lieferung von Hilfsgütern, was auch an der mangelhaften Unterstützung von Machthaber Assad liegt. Außenministerin Baerbock fordert mehr geöffnete Grenzübergänge.

Die Bundesregierung arbeitet daran, die Versorgung der Menschen in Nordsyrien mit dringend benötigten Gütern und technischem Gerät zu verbessern. Das Problem sei, dass das "Regime" in der Vergangenheit keine humanitären Hilfen ins Land gelassen habe, sagte Außenministerin Annalena Baerbock im "Morgenecho" von WDR 5. "Und wir versuchen in den letzten Tagen bei dieser Katastrophe alles, damit weitere Grenzübergänge geöffnet werden." Einer sei offen, es brauche aber weiteren Zugang. Darüber habe sie auch bereits mit ihrem türkischen Amtskollegen gesprochen. Die Zahl der bestätigten Opfer stieg derweil auf mehr als 16.000 - mehr als 3100 davon in Syrien.

"Wir versuchen, jeden kleinen Strohhalm, den wir haben, zu greifen, denn wie gesagt, es kommt hier wirklich auf Stunden an", sagte Baerbock. Auf die Frage, ob die Bundesregierung mit Damaskus in Kontakt stehe, sagte die Ministerin: "Wir sind mit allen Akteuren in Verbindung, mit denen wir jetzt erreichen können, dass die Hilfe ankommen kann." Die Bundesregierung arbeite mit diesem "Regime" nicht zusammen, betonte sie, "deswegen müssen wir andere Wege gehen, die wir in der Vergangenheit über die Vereinten Nationen auch gegangen sind und nutzen jetzt jede Möglichkeit, damit die Hilfe vor Ort ankommen kann".

Zur Unterstützung der nur schwer erreichbaren Erdbeben-Opfer in Nordwesten Syriens sollen im Laufe des Tages zumindest sechs Lastwagen mit Hilfsgütern der Vereinten Nationen eintreffen. Sie sollten den einzigen noch offenen Grenzübergang Bab al-Hawa zur Türkei nutzen, hieß es aus UN-Kreisen. Wegen Schäden an Straßen konnten Lastwagen Bab al-Hawa bisher nicht erreichen. Inzwischen konnten die Straßen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge aber teilweise wieder repariert werden.

Region schon vor Erdbeben in schlechtem Zustand

Der Grenzübergang Bab al-Hawa war schon vor dem Erdbeben eine Lebensader für rund 4,5 Millionen Menschen in Gebieten im Nordwesten des Landes, die nicht von der syrischen Regierung kontrolliert werden. 90 Prozent der Bevölkerung waren dort bereits vor der Katastrophe nach UN-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. In der Region leben Millionen, die durch Kämpfe in Syrien vertrieben wurden. Zu ihrem Leid kommen unter anderem mangelhafte Ernährung, Cholera, kaltes Winterwetter und nun die Folgen der Erdbeben hinzu.

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Bab al-Hawa ist der einzig offene von ursprünglich vier Grenzübergängen aus der Türkei nach Nordsyrien. Die syrische Regierung wollte humanitäre Hilfe schon vor dem Erdbeben komplett durch die von ihr kontrollierten Gebiete fließen lassen, um den Rebellen im Norden weitere Ressourcen zu entziehen. Dies fordert sie nun erneut. Bei Hilfslieferungen und -zahlungen an die Regierung gab es immer wieder Berichte, dass die Regierung sich daran bereichert und die Güter als Machtmittel im Bürgerkrieg einsetzt.

Aktivisten hatten zuvor berichtet, dass nach dem Erdbeben zwar keine Hilfsgüter, stattdessen aber Leichen von Syrern aus der Türkei über den Grenzübergang transportiert würden. In der Türkei leben Millionen syrische Flüchtlinge. Die syrische Grenzbehörde veröffentlichte Fotos von Kleinbussen, aus denen Leichensäcke in andere Fahrzeuge umgeladen werden. Seit dem Erdbeben am Montag wurden der Behörde zufolge mehr als 300 Leichen von Syrern über Bab al-Hawa nach Syrien gebracht.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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