Von der "Kunst des Lichts" Berlin präsentiert Moholy-Nagy
Er war einer der kreativsten Köpfe am Bauhaus: der Ungar László Moholy-Nagy. Der Martin-Gropius-Bau widmet dem Lehrmeister des Neuen Sehens eine eigene Schau, zu deren Präsentation seine Tochter Hattula eigens aus den USA anreist.
Heißt es nun "Moholi-Noitsch" oder "Mohooli-Nagi"? Sehr oft wird die Tochter nach dem Namen ihres berühmten Vaters gefragt. Aber die 77-jährige Hattula Moholy-Nagy findet es nicht wichtig, wie er ausgesprochen wird. "Normalerweise weiß man, wer gemeint ist", sagt sie. László Moholy-Nagy (1895-1946) gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Moderne. In den 20er Jahren unterrichtete er an der Bauhaus-Schule in Weimar und Dessau.
Die Spannbreite seines Schaffens reichte von Malerei, Fotografie, Collagen, Film, Bühnengestaltung über wegweisende Theorien bis zum Industriedesign: Heute wäre Moholy-Nagy ein Multimedia-Künstler. Und er steht hoch im Kurs. Die Schirn Kunsthalle in Frankfurt ehrte ihn 2009 mit einer Retrospektive.
Vom 4. November 2010 bis zum 16. Januar 2011 versammelt nun der Berliner Martin-Gropius-Bau 200 Arbeiten des gebürtigen Ungarn, der während der Nazi-Diktatur aus Deutschland emigrieren musste. In Chicago gründete Moholy-Nagy das "New Bauhaus". Später folgte das Institute of Design, das von einem anderen Institut übernommen wurde, an dem noch heute Studenten lernen. Museumsdirektor Gereon Sievernich sagt, es sei ein Traum, die Ausstellung zeigen zu können - "ein großer Künstler, ein großes Werk."
Prägende Jahre in Berlin
Hattula Moholy-Nagy, eigens aus den USA angereist, schwärmt, wie prägend für ihren Vater die neun Jahre waren, die er in Berlin verbrachte. Dort lernte der junge Künstler die Dadaisten und den russischen Konstruktivismus kennen, dort hatte er 1922 seine erste große Ausstellung. "Die Metropolis-Erfahrung hat ihn nie verlassen", sagt Moholy-Nagy. Ihr Vater sei ein optimistischer Mensch gewesen, der daran geglaubt habe, dass man die Welt verändern könne, erzählt sie später.
Die Ausstellung, die aus Madrid kommt und später nach Den Haag wandert, konzentriert sich auf Moholy-Nagys "Kunst des Lichts", so der Titel. Beeindruckend sind die Fotogramme, Belichtungsexperimente auf Papier ohne Kamera. Oder der Stummfilm "Großstadtzigeuner" von 1932 über Roma am Stadtrand von Berlin. Oder die Fotos vom Charlottenburger Funkturm aus dem Jahre 1928 und von Schülern, die 1930 im britischen Eton ein Kricket-Spiel verfolgen.
Architekturstudenten werden vermutlich in Scharen in die Ausstellung pilgern, um sich den Film "Architects' Congress" von 1933 anzuschauen. Darin geht es um eine Yacht-Reise über das Mittelmeer mit berühmten Zeitgenossen wie Le Corbusier. In den Museumsräumen ist der Bauhaus-Geist deutlich zu spüren. Die Vielfalt der Ideen, der Mut, Neues zu wagen - das ist auch heute noch faszinierend.