Sein Foto wurde ikonischDer Mann hinter dem "Bruderkuss" - Régis Bossu ist gestorben
Sein Bild kennt jeder, seinen Namen die wenigsten. Régis Bossu fotografiert 1979 den berühmten "Bruderkuss" zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker. Jetzt ist der Foto-Künstler im Alter von 81 Jahren gestorben.
Der Mann, der einen der ikonischsten politischen Momente des 20. Jahrhunderts festhielt, ist tot. Der französische Fotograf Régis Bossu starb im Alter von 81 Jahren in Griesheim bei Darmstadt, wo er seit Jahrzehnten lebte.
Sein Platz in der hinteren Reihe hätte 1979 kaum erahnen lassen, dass Bossu ausgerechnet dort den glücklichen Moment erwischt: den Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker - ein politisches Ritual unter Genossen, Bossus Bild jedoch wurde zu einer Ikone. Nicht zuletzt, weil der Maler Dmitri Vrubel das Motiv nach dem Mauerfall an die East Side Gallery übertrug und damit einer neuen Generation zugänglich machte.
Bossu arbeitete jahrzehntelang als politischer Fotograf. 1984 gelang ihm eine weitere Aufnahme mit Symbolkraft: In einem Wald bei Heilbronn fotografierte er die damals noch geheim gehaltenen Pershing-2-Raketen. Schon in den 70er-Jahren dokumentierte er die Frankfurter Börse, das Alltagsleben in Deutschland und Frankreich. Szenen, die in ihrer Unaufgeregtheit fast meditativ wirken.
Eigenen Ruhm erst nebenbei bemerkt
Wer Bossu kannte, beschreibt ihn als zurückhaltend, eigensinnig in seiner Genauigkeit - mit einem scharfen Blick für vermeintliche Zufälle, aus denen schließlich Geschichte entsteht. Selbst großen Erfolg nahm der Foto-Künstler gelassen hin. Dass sein Porträt von Helmut Schmidt später eine deutsche Sonderbriefmarke zum 100. Geburtstag des Altkanzlers zierte, erfuhr er erst über eine überraschend hohe Agenturabrechnung.
Régis Bossu starb am 28. November nach langer Krankheit. Er hinterlässt Ehefrau Britta und Sohn Félix.