Panorama

Aufstand in Brasilien Coronavirus treibt Häftlinge in die Flucht

Die Gefängnisse in Brasilien sind häufig überfüllt - es kommt des Öfteren zu Aufständen, wie hier im Jahr 2015.

Die Gefängnisse in Brasilien sind häufig überfüllt - es kommt des Öfteren zu Aufständen, wie hier im Jahr 2015.

(Foto: imago/Fotoarena)

In einer offenbar konzertierten Aktion begehren Hunderte brasilianische Gefängnis-Insassen auf. Der Staat hat ihnen zuvor einen geplanten Freigang verwehrt. Die Behörden fürchten eine Einschleppung und massive Ausbreitung des Coronavirus.

Härtere Auflagen für Häftlinge wegen der Coronavirus-Pandemie haben in Brasilien zu einem Gefangenen-Aufstand geführt: Im Bundesstaat São Paulo sind laut brasilianischen Medienberichten Hunderte Gefangene aus verschiedenen Gefängnissen geflohen, nachdem die Behörden das Recht auf Freigang für Häftlinge im halboffenen Vollzug ausgesetzt hatten.

Die Regierung des Bundesstaats São Paulo hatte den für Dienstag geplanten Freigang mit dem Argument verschoben, dass die "mehr als 34.000" betroffenen Gefangenen bei ihrer Rückkehr in die Gefängnisse das Coronavirus einschleppen und andere Insassen anstecken könnten. "Eine gefährdete Bevölkerungsgruppe, was zu Gesundheitsrisiken für Beamte und Verwalter führen kann", hieß es. Gefangene im halboffenen Vollzug dürfen normalerweise tagsüber das Gefängnis verlassen, etwa um zur Arbeit oder zur Schule zu gehen.

Ein in den sozialen Netzwerken geteiltes Video zeigte, wie zahlreiche Häftlinge in Mongaguá an der Küste São Paulos durch die Straßen rannten. Nach Informationen des Portals "UOL" soll das "Erste Kommando der Hauptstadt" (PCC) die Anordnung zu den Aufständen gegeben haben.

Das PCC ist eine der größten kriminellen Vereinigungen Brasiliens, dessen Hauptquartier die Gefängnisse bilden. Es verdient sein Geld mit Drogen, Waffen und Schutzgeld zwischen Paraguay und Bolivien und kontrolliert Favelas. Wie das Gefängnis in Mongaguá, das Platz für 1640 Häftlinge hat, in dem aber 2800 untergebracht waren, sind viele Gefängnisse in Brasilien völlig überfüllt.

Mehrere Länder schließen Grenzen

Brasilien hat bisher mehr als 230 Coronavirus-Infektionen gemeldet, davon 152 im bevölkerungsreichsten Bundesstaat São Paulo. In ganz Lateinamerika hat sich die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Fälle inzwischen auf mehr als 800 erhöht. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP gab es sieben Todesfälle, zuletzt einen in der Dominikanischen Republik.

 

Wegen der Pandemie kündigten Chile, Peru und Kolumbien inzwischen an, ihre Grenzen zu schließen. "Wir haben entschieden, alle Land-, See- und Luftgrenzen unseres Landes für Ausländer zu schließen", erklärte der chilenische Präsident Sebastián Piñera. In dem Land an der südamerikanischen Westküste gibt es inzwischen 155 nachgewiesene Corona-Infektionen. Perus Präsident Martin Vizcarra kündigte eine zweiwöchige Grenzschließung an. Kolumbien will die Grenzen bis zum 30. Mai schließen.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa

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