Panorama

Die Halbzeitbilanz 2020 Darum war der Sommer bisher so gewöhnlich

Kein ideales Strandwetter bot bisher der Sommer im Norden.

Kein ideales Strandwetter bot bisher der Sommer im Norden.

(Foto: dpa)

Es ist bisher definitiv kein Sommer der Superlative. Nicht zu vergleichen beispielsweise mit dem Sommer im Dürrejahr 2018, unter dessen Auswirkungen der Wasserhaushalt der Böden und der Grundwasser nach wie vor leidet. Es ist auch kein Hitzesommer à la Juli 2019, der vorherige Hitzerekorde einfach mal pulverisiert hat. Der Sommer 2020 ist bis jetzt ein ganz normaler Vertreter seiner Art. Die Details zur Halbzeitbilanz und die Hintergründe klären wir mit dem ntv-Meteorologen Björn Alexander. Unten finden Sie die Fakten in der Übersicht.

Was macht den Sommer 2020 bisher aus?

Dass es im Vergleich zu den vergangenen Jahren bislang mal wieder ein ganz normaler Sommer ist. Hitzetage jenseits der 30 Grad waren selten und beschränkten sich eher auf den Süden und die Mitte. Und selbst die Anzahl der Sommertage, also Tage mit Temperaturen über 25 Grad, sind im Norden sehr spärlich gesät. An der Ostsee gibt es sogar Orte, in denen es in den letzten sechs Wochen noch gar keinen Sommertag gab.

Kaum ein Sommertag im Norden. Gerade in der Corona-Zeit, wo viele von uns an den Küsten Urlaub machen, sicherlich ein Graus. Warum ist gerade der Norden jetzt in der Ferienzeit so benachteiligt?

ntv-Meteorologe Björn Alexander

ntv-Meteorologe Björn Alexander

Im Vergleich zu den vergangenen Sommern kam uns die wettersteuernde Strömung, der sogenannte Jetstream, wiederholt recht nah. Gleichzeitig schickte uns das Azorenhoch oft nur mal einen Ableger und verweilte ansonsten eher in Richtung der namensgebenden Inselgruppe. Kein Dauerhoch also bei uns, stattdessen der eine oder andere Gruß aus polaren Breiten sowie die dazugehörigen Tiefausläufer. Das drückt in den Urlaubsregionen von Nord- und Ostsee leider wiederholt extrem auf die Sommerbremse beziehungsweise erstickte den Sommer im Keim.

Ein Jetstream, der immer wieder zu uns kommt, und ein ortsfestes Azorenhoch. Was waren die Folgen?

Das ist eine extrem ungünstige Konstellation für sommerliche Temperaturen bis rauf an die Küsten. Die Luft aus südlichen Breiten findet nur selten ihren Weg bis in den Norden. Das Schlimme - auch im Angesicht der Corona-Lage - ist aber, dass es im Frühjahr 2020 inmitten des Lockdowns satte Hochdrucklagen mit viel Sonne und großer Trockenheit gab. Andersrum wäre es nämlich auch für die Natur viel günstiger gewesen: Regen im Frühjahr, wenn das Wachstum im vollen Gange ist, und dann ein trockener und sonniger Sommer.

Was sagen die längerfristigen Trends zur zweiten Hälfte des Sommers?

Erst einmal geht es mit dem "Schaukelsommer" und der ursprünglichen Normalität eines mitteleuropäischen Sommers weiter. Die längerfristigen Computermodelle zeigen dann zwar auch mal längere stabile Phasen, allerdings wiederholt unterbrochen von unbeständigen Abschnitten.

Wie sieht es mit größerer Hitze aus?

Der Hochsommer mit möglichen Hitzewellen dürfte es in Deutschland weiterhin schwer haben. Grundsätzlich hat bei solchen Sommern der Süden aber in Sachen hoher Temperaturen eher die Nase vorn, während sich die Sommerluft im Norden schwerer tut.

Und nun noch die Halbzeitbilanz des Sommers 2020 im Überblick:

  • Im Juni wechselten sich kühle und warme Phasen mit teils kräftigen Gewittern ab. Auch die Schafskälte 2020 hielt ungewöhnlich lang an.
  • Anschließend folgte die bislang einzige Hitzewelle des Sommers: vor allem im Süden und Osten mit Spitzenwerten bis 35 Grad am 13. Juni.
  • Sonnensieger war im Juni 2020 der Norden mit zum Teil über 280 Sonnenstunden. Allerdings: Sowohl der April als auch der Mai hatten zuvor deutlich mehr Sonne gebracht.
  • Im Juni 2020 zeigte sich der Süden deutlich nasser als der Norden. Im Juli war es bis jetzt genau anders herum. Zum Teil sind im Juli im Norden bereits über 80 Liter pro Quadratmeter gefallen.
  • Der Juni zeigte sich mit 1,5 Grad über dem langjährigen Mittelwert insgesamt zu warm. Der Juli war hingegen bis jetzt vor allem im Westen und Norden deutlich zu kalt. Damit war die erste Sommerhälfte so kühl wie zuletzt vor fünf Jahren.

Quelle: ntv.de

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