Panorama

"Es gibt keinerlei Lebenszeichen" Das Hotel "Rigopiano" wird zur Todesfalle

Dramatische Lage nach Lawinenabgang:  Die Aussicht, Überlebende zu finden, ist gering.

Dramatische Lage nach Lawinenabgang: Die Aussicht, Überlebende zu finden, ist gering.

(Foto: AP)

Eine Schneelawine begräbt ein vierstöckiges Hotel unter sich. Rettungskräfte suchen unter den Schneemassen nach Opfern. Sie rechnen mit dem Schlimmsten: "Es gibt Tonnen von Schnee, Baumstämme und Trümmer überall."

Das Hotel "Rigopiano" im bergigen Erdbebengebiet in Mittelitalien ist zur Todesfalle geworden. Eine Lawine verschüttete das vierstöckige Gebäude und riss nach offiziellen Angaben zahlreiche Menschen in den Tod. "Wir können nicht mehr viel tun", sagte ein Mitarbeiter der Bergwacht. "Es ist mehr ein Haufen Schutt als ein Hotel." Unter den Trümmern seien keine Stimmen zu hören.

Ein Standbild aus einer Videokamera zeigt eine dramatische Szene innerhalb des Gebäudes: Es hat das Eindringen der unaufhaltsamen Lawine aus Schnee und Schutt mitten in das Herz des Hotels festgehalten. Touristen und Personal sind eingeschlossen, von den Bäumen sind nun nur noch die Kronen zu sehen. "Es sind viele Tote", erklärten Rettungskräfte. Erste Leichen wurden bereits geborgen.

"Die Situation ist dramatisch. Es gibt keinerlei Lebenszeichen", sagte Feuerwehrsprecher Luca Cari. Rund 35 Feuerwehrleute mit Spürhunden waren im Einsatz, um unter den Schneemassen nach Opfern zu suchen. Das Gebäude sei frontal von der Lawine getroffen und begraben worden, sagte Cari. "Matratzen wurden hunderte Meter weit mitgerissen, das Suchgebiet ist also sehr groß", schilderte er. "Es gibt Tonnen von Schnee, Baumstämme und Trümmer überall."

Das von Rettungskräften veröffentliche Videostandbild zeigt Retter, die sich durch den Schnee den Weg ins Innere des Hotels "Rigopiano" schaufeln.

Das von Rettungskräften veröffentliche Videostandbild zeigt Retter, die sich durch den Schnee den Weg ins Innere des Hotels "Rigopiano" schaufeln.

(Foto: dpa)

In dem Hotel in der Abruzzen-Gemeinde Farindola werden 30 Menschen vermutet, darunter einige Kinder. Die Einsatzkräfte verschafften sich Zutritt zu dem Hotel und suchen mit Spezialhunden, Geophonen - mit denen Bodenschwingungen erfasst werden können - und Kameras nach den Vermissten. Der Feuerwehr zufolge hatten sich viele Menschen in der Bar aufgehalten, als die Lawine am Mittwoch über das Hotel hineingebrochen war.

Aus dem Gebäude soll es einen Hilferuf per SMS gegeben haben, wie italienische Medien berichteten. "Hilfe, Hilfe, wir sterben vor Kälte", zitierten Ansa und die Zeitung "La Repubblica" die Textnachricht. "Wir rufen, aber niemand antwortet", berichteten Helfer vom Unglücksort in der Region Pescara der Nachrichtenagentur Ansa zufolge. Die dramatische Szenerie, die sich den Helfern zeige, sei ein "tragisches Gemisch aus Erdbeben und Lawine". Die Lawine sei "immens". Einige der Rettungskräfte steckten im Schnee fest. Auch Krankenwagen kamen zeitweise wenige Kilometer von dem Hotel entfernt nicht weiter.

Zwei Überlebende

Weil sie sich im Freien aufgehalten haben, haben mindestens zwei Menschen aus dem Hotel überlebt. Ein 38-Jähriger sei unversehrt, weil er zum Auto gegangen sei, um etwas zu holen, berichtete Ansa unter Berufung auf Ärzte. Der Mann habe die Einsatzkräfte alarmiert. Er selbst sei auch verschüttet worden, habe sich aber aus eigenen Kräften befreien können. Er bange um Frau und zwei Kinder.

Ein Freund des 38-Jährigen sagte Medienberichten zufolge, dass die Gäste nach den Beben am Mittwoch abreisen wollten. "Sie hatten schon die Koffer gepackt, alle Gäste wollten abreisen." Die Menschen hätten auf einen Schneepflug gewartet, dessen Ankunft sich allerdings verzögerte, berichtete auch die Zeitung "La Repubblica". Die Staatsanwaltschaft in Pescara leitete Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung ein. Gegen wen, war unbekannt.

Schneemassen und Kälte erschwerten die Rettungsarbeiten. Einige Orte waren von der Außenwelt abgeschnitten, Tausende Haushalte ohne Strom. Einsatzkräfte hatten bereits am Mittwochabend eine Leiche aus den Trümmern eines Hauses in der Gemeinde Castel Castagna in der Provinz Teramo geborgen.

Binnen einer Stunde hatten am Mittwoch mehrere schwere Erdstöße - alle mit einer Stärke über 5 - die Region um den bereits zerstörten Ort Amatrice erschüttert. Die Beben waren auch in der 150 Kilometer entfernten Hauptstadt Rom deutlich und lange zu spüren. Die Region wird seit Monaten immer wieder von schweren Erdbeben erschüttert.

Quelle: ntv.de, shu/dsi/dpa

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