Lauterbach fürs Selberzahlen So viel kosten jetzt Corona-Tests
11.10.2021, 14:29 Uhr
Der Weg zur nächsten Teststelle dürfte für viele Bürger weiter werden.
(Foto: dpa)
Ab heute müssen viele Bürgerinnen und Bürger einen Schnelltest selbst bezahlen. Meist werden pro Test zwischen 15 und 20 Euro aufgerufen. Vereinzelt aber auch wesentlich mehr. Karl Lauterbach begrüßt die Regelung. Andere sind skeptisch.
Ohne Impfung wird der Corona-Alltag ab sofort für viele komplizierter - und auch teurer. Denn Schnelltests, die Nicht-Geimpfte inzwischen häufig für den Zugang zu Restaurants oder Veranstaltungen brauchen, sind ab heute nicht mehr einfach für alle gratis.
Wie teuer Tests werden, muss sich in den nächsten Tagen unter den neuen Marktbedingungen erst noch zeigen. Zuletzt ging die Nachfrage nach Schnelltests wegen immer mehr Impfungen stetig zurück. Dadurch sank natürlich auch das Angebot. So waren Mitte des Jahres auf dem Corona-Infoportal zeitweise über 6000 Apotheken zu finden, die Tests machen. Inzwischen sind es nach Verbandsangaben noch rund 4000. Neben Apotheken sind bundesweit auch Tausende Teststellen entstanden. Die ersten hatten bereits im September wieder dichtgemacht, nun scheint eine echte Schließungswelle zu folgen.
Preise schwanken stark
Bislang bekamen Anbieter pro Schnelltest eine Vergütung von 11,50 Euro. Für genauere PCR-Tests gab es etwa 43 Euro. Nun können die Test-Anbieter die Preise selbst festlegen - und verlangen teilweise deutlich mehr. Beim Preis von 11,50 Euro bleibt das Bayerische Rote Kreuz für seine Teststationen nahe der österreichischen Grenze. "Der Testpreis in den BRK-Testzentren ist derzeit auf 11,50 Euro festgesetzt", so das BRK. Allerdings wurde die Anzahl der Teststationen halbiert.
Es wird damit gerechnet, dass sich die Preise um die 20 Euro einpendeln werden. In Berlin ist man beispielsweise mit 14,90 Euro (CovidZentrum und Bürgertest Berlin), 15,00 Euro (Bezirksapotheke Alexanderplatz), 18,00 Euro (testcenter-corona), 19,51 Euro (berlin-Corona-test) oder 19,90 Euro dabei (Schnelltest Berlin). Es können aber auch Termine für 24,99 Euro (coronatest.de) oder 29,90 Euro (coronatest-berlin) vereinbart werden. Berlin bietet eine interaktive Karte, um eine Teststation in der Nähe zu finden. Leider ist diese aber nicht auf dem aktuellsten Stand.
In Hamburg gibt es Tests für 12,95 Euro (Altländer Apotheken), für 13,00 Euro (Secura, Drive-In), 14,95 Euro (Corona Freepass), 16,99 Euro (deincoronatest) oder auch 29,00 Euro (Schnelltest Hamburg). Auch in Hamburg steht eine interaktive Karte für Hamburgerinnen und Hamburger über Testmöglichkeiten und Preise zur Verfügung.
München bietet ebenfalls jede Menge Teststationen mit Preisen um die 15 Euro. 13,13 Euro (Medicare Stachus), 13,30 Euro (test-smart), 14,50 Euro (zum Beispiel Ludwigs-Apotheke oder Schnelltest ZOB), 14,90 Euro (zum Beispiel covid-testzentrum, Test Now und Mycoronacheck) oder 15,00 Euro (Schnelltest-HM) sind der Standard. Es geht aber auch für um die 20 Euro: 19,95 (Karwendel-Apotheke), 20,00 Euro (dein-coronacheck) oder 22,00 Euro (deintestbus, alle Standorte) werden aufgerufen. Natürlich können auch in München locker 25,00 Euro (Widder-Apotheke) oder 29,90 Euro (Samsutec) hingelegt werden. Eine interaktive Karte mit einer Übersicht über die geöffneten Teststationen gibt es auch hier.
11,50 Euro ruft das Corona-Testzentrum in Köln-Nippes auf. Damit liegt es am untersten Rand des Spektrums. 13,13 Euro (medicare-deutz), 13,50 Euro (citycare) oder 13,90 Euro (meincoronaschnelltest) sind sonst üblicherweise in Köln zu zahlen, teilweise auch 14,90 (meinschnelltest-koeln, Schnelltestzentrum Ehrenfeld) oder 15,00 Euro (Testzentrum Eifelstraße). Natürlich geht es auch in Köln teurer: Zum Beispiel für 25,00 Euro (Testzentrum Dom) oder 39,00 Euro (coronacheck-koelnsued).
Auch in Frankfurt ist der Anbieter Medicare präsent und stellt wie fast überall in seinen Teststationen 13,13 Euro in Rechnung. Sonst schwankt der Testpreis um die 15 Euro: 14,50 Euro (coronaschnelltest-ffm), 14,90 Euro (15minutentest), 14,99 Euro (schnelltest-corona), 15,00 Euro (5K-Apotheke, ASB-Testzentren). Vereinzelt gibt es auch Test-Angebote um die 20 Euro: 18,00 Euro (Deutsches Rotes Kreuz), 19,00 Euro (apo-schnelltest), 19,90 Euro (wir-testen-uns).
Ähnlich sieht es auch in den anderen großen Städten in Deutschland aus. In Stuttgart schwanken die Preise zwischen 13,13 Euro (Medicare), 13,95 Euro (Charlotten-Apotheke) und 15,00 Euro (Schloss-Apotheke). Es geht auch für 20,00 Euro (Schwanen-Apotheke) oder für satte 35,00 Euro (Kontaktcafe). Hannover: Hier werden 14,50 Euro (coronatest-hannover), 14,95 Euro (corona freepass) oder 20,00 Euro (HelpNow24) aufgerufen. In Dresden bekommt man schon für unter 10 Euro einen Schnelltest. 9,95 Euro (unter anderem Testzentrum Schwimmhalle) stellt "Dein Testzentrum" in Rechnung. Sonst werden die üblichen 14,95 Euro (corona-freepass) oder 19,90 Euro verlangt (Testzentrum Schillerplatz). Auch Leipzig bietet vergleichsweise günstige Schnelltests für 9,99 Euro (Teststelle am Brühl) und 11,50 Euro (McMedi-Apotheke) an. 18,95 Euro müssen am Hauptbahnhof bezahlt werden (Apotheke im Hauptbahnhof Leipzig). In Düsseldorf müssen in der Regel zwischen 14,90 Euro (Schnelltest Hauptbahnhof), 14,95 Euro (Medicare), 18,90 Euro (Heine-Apotheke) und 29,00 Euro (Europa-Apotheke) für einen Antigen-Schnelltest bezahlt werden. Auch in Bremen gibt es Tests für 13,13 Euro (Medicare). Wer etwas weiter aus der Stadt fährt, bekommt den Schnelltest schon für 9,95 Euro (Testzentrum Bremen/Huching). Nürnberg hat relativ viele Schnelltest-Stationen in Apotheken im Angebot. 14,95 Euro (Medicon-Apotheke), 15,00 Euro (Easy-Apotheke), 17,50 Euro (Testzentrum Fürth), 19,95 Euro (Eichendorff-Apotheke). Aber auch bis zu 29,90 Euro (Kugel-Apotheke) werden aufgerufen.
Noch gibt es flächendeckende Abdeckung
Aber auch in Kleinstädten und auf dem Lande gibt es überall - noch - Testmöglichkeiten. Die Preise schwanken, bewegen sich aber auch überall in der Regel zwischen knapp 10,00 und 30,00 Euro. Auf Sylt gibt es zum Beispiel Schnelltests für 14,95 Euro (corona Freepass). In St. Peter-Ording und Niebüll sind 15,00 Euro zu zahlen (intervivos). Im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren bietet die örtliche Apotheke Tests ab 9,95 Euro an (Apotheke Bockraden), im hessischen Wetzlar 25,00 Euro (7 Mühlental-Apotheke). In Fulda finden sich Angebote für 29,00 Euro (Engel-Apotheken) und 39,00 Euro (Burg-Apotheke). Ab 13,13 Euro (Medicare) geht es in Saarbrücken und Bad Godesberg los. Erftstadt hat eine Drive-In-Station, in der Termine für 12,90 Euro gebucht werden können (driveinerftstadt), Freiburg im Breisgau bietet umfangreiche Testmöglichkeiten, zum Beispiel für 14,50 Euro (VitaVia-Apotheke) oder 19,90 Euro (Testzentrum Europaplatz). In Konstanz am Bodensee werden rund 14,50 Euro fällig (Testzentrum Wirtshaus), in Garmisch-Partenkirchen 18,00 Euro (Dreitorspitz-Apotheke) und in Görlitz 17,50 Euro (ASB).
Am Flughafen geht es ins Geld
Teurer sind Schnelltests an den Flughäfen. In Hannover und Leipzig verlangen die Anbieter 24,99 Euro. Am Düsseldorfer, am Hamburger und am Frankfurter Flughafen sind 29,00 Euro zu zahlen, an den Airports Nürnberg und Stuttgart 35,00 Euro. Am Berliner Flughafen BER in Schönefeld kosten Antigen-Schnelltests 42,86 Euro, 59,00 Euro müssen am Flughafen Köln/Bonn hingeblättert werden. Noch teurer ist es nur am Flughafen München. Der Anbieter Cenogene ruft hier 41,00 Euro auf, Medicover 45,00 Euro und der Anbieter Medicare verlangt sogar 73,27 Euro. Pro Schnelltest, versteht sich.
Was ändert sich ab heute?
Schnelltests durch geschultes Personal samt Ergebnis-Bescheinigung muss man ab dem 11. Oktober in der Regel selbst zahlen. Gratis bleiben sie noch für Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Das legt eine Verordnung von Gesundheitsminister Jens Spahn fest, die einen Bund-Länder-Beschluss umsetzt.
Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten hatten im August vereinbart, dass das vom Bund seit März finanzierte Angebot mit kostenlosen "Bürgertests" für alle auch ohne Corona-Symptome enden soll. Da kostenlose Impfungen für alle möglich sind, sei eine dauerhafte Übernahme der Testkosten durch die Steuerzahler nicht länger nötig, hieß es zu Begründung.
Gratis-Tests weiterhin für Kinder und Kontaktpersonen
Vorgesehen sind einige Übergangsregeln. Sie sollen zunächst bis zum 31. Dezember gelten. Tests bleiben bis dahin kostenlos für
- Kinder von 12 bis 17 Jahren
- Schwangere
Denn für sie gibt es erst seit kürzerer Zeit eine allgemeine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO), sie sollen daher mehr Zeit für Impfungen haben.
Gratis-Tests bekommen generell weiterhin Menschen,
- die aufgrund einer medizinischen Kontraindikation – wie beispielsweise einer Überempfindlichkeit - nicht gegen das Coronavirus geimpft werden können.
- bei denen der Verdacht auf eine Corona-Infektion besteht.
- die zum Beenden einer Quarantäne ein negatives Testergebnis brauchen.
- die Kontaktpersonen eines Corona-Erkrankten sind.
- die das zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben oder erst seit drei Monaten zwölf Jahre alt sind.
- Personen aus dem Ausland, die sich für ein Studium in Deutschland aufhalten und mit in Deutschland nicht anerkannten Impfstoffen geimpft wurden, noch bis zum 31. Dezember.
Um auch weiterhin kostenlose Tests zu bekommen, muss man bei der Teststelle einen amtlichen Ausweis mit Foto vorlegen - bei Kindern ist so auch das Alter zu belegen.
Extra Nachweise wie ein ärztliches Zeugnis sind nötig, wenn man sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann - eine Diagnose muss nach Ministeriumsangaben nicht angegeben werden. Drauf stehen müssen aber Name, Anschrift und Geburtsdatum sowie Angaben zum Aussteller des Attests. Zum Nachweis einer Schwangerschaft kann der Mutterpass genutzt werden.
Tests in Schulen oder Krankenhäusern weiterhin kostenlos
An Schulen, in Krankenhäusern oder in Pflegeheimen darf beziehungsweise soll bis Jahresende übrigens weiterhin kostenlos getestet werden. Das gilt sowohl für die Beschäftigten als auch für Nicht-Geimpfte oder Nicht-Genesene, die zum Beispiel im Krankenhaus ihre Angehörigen besuchen wollen. Ihnen muss vor Zutritt zum Krankenhaus ein Gratis-Test angeboten werden.
Auch Arbeitgeber müssen ihren Beschäftigten weiterhin kostenlose Schnelltests zur Verfügung stellen.
Lauterbach begrüßt kostenpflichtige Tests
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen warnte, die Umstellung komme zu früh. "Ohne Gratistests werden wir weniger Testergebnisse bekommen, mehr Infektionen werden unerkannt bleiben", sagte er. "Wir laufen in eine Schattenpandemie." Statt kostenlose Tests zu streichen, sollten sie mit der Impfkampagne verknüpft werden. "Wer eine Impfberatung annimmt, sollte im Gegenzug einen Gratis-Test bekommen."
Auch der Virologe Klaus Stöhr ist skeptisch. "Die Frage ist: Wird man diejenigen, die man damit eigentlich zur Impfung motivieren will, auch tatsächlich dazu bringen?", sagte er bei ntv, oder sei das Ganze "am Ende kontraproduktiv?"
Anders sieht es Karl Lauterbach. Der SPD-Gesundheitspolitiker unterstützt das Ende der kostenlosen Corona-Schnelltests. "Aus meiner Sicht ist es richtig, dass diejenigen, die jetzt noch nicht geimpft sind, für die Tests selbst aufkommen müssen. Denn wenn es nicht so wäre, dann würden ja quasi die Geimpften den Ungeimpften die Tests bezahlen müssen", sagte Lauterbach ntv. Darüber hinaus seien kostenpflichtige Tests auch ein "Anreiz, dass man sich jetzt impfen lässt". Dieser Druck sei nötig, da die Impfquote erhöht werden müsse. "Von denjenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, kann man zumindest verlangen, dass sie dann auch die Tests, die sie benötigen, selbst bezahlen", so Lauterbach weiter.
Auch die Kommunen begrüßen den Schritt. "Wir gehen nicht davon aus, dass die wegfallenden kostenlosen Tests zu ernsthaften sozialen Konflikten führen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg. "Angesichts einer Impfquote von 80 Prozent bei Erwachsenen ist das der richtige Schritt", sagte auch der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager.
Quelle: ntv.de, tar/dpa