Panorama

Was will Blaine Gibson?Der Mann, der MH370 sucht

14.09.2016, 13:16 Uhr
imageVon Solveig Bach
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Blaine Gibson im März am Flughafen von Kuala Lumpur. (Foto: AP)

Seit zweieinhalb Jahren suchen internationale Experten intensiv nach MH370. Parallel dazu reist ein australischer Anwalt um die halbe Welt. Blaine Gibson hat es zu seiner Mission gemacht, die vermisste Boeing 777 zu finden. Aber warum?

Gerade hat Blaine Gibson den australischen Behörden weitere mögliche Wrackteile übergeben, die seiner Ansicht nach zu MH370 gehören. Der pensionierte Anwalt aus Seattle und seine Helfer haben 13 der inzwischen 27 mutmaßlichen Trümmerteile der seit zweieinhalb Jahren verschollenen malaysischen Passagiermaschine gefunden.

Dafür setzt er sein eigenes Vermögen ein, reist um die halbe Welt. Seine Suche begleitet er mit einer eigenen Webseite, auf der er jede Etappe dokumentiert. Wenn ihn jemand frage, warum er das tue, antworte er: "Wir haben alle verschiedene Dinge, die wir lieben. Einige lieben Sportwagen." Er liebe es zu reisen, Abenteuer zu erleben, Rätsel zu lösen und Gutes zu tun, sagte er dem australischen Fernsehsender K5. Der 58-Jährige hat schon in Russland nach dem Tunguska-Meteoriten gesucht und in Äthiopien nach den Steintafeln der Bundeslade.

Im März 2014, als MH370 verschwand, saß Gibson gerade in seinem Elternhaus in Carmel im US-Bundestaat Kalifornien. Acht Jahre zuvor war seine Mutter gestorben, doch bisher hatte Gibson das Haus behalten. Nur selten war er vom australischen Seattle aus hierher zu Besuch gekommen, hatte ein wenig in Familienerinnerungen geschwelgt und war wieder abgereist. Nun sollte das Haus verkauft werden. Während Gibson Bilder und Dokumente in Kisten packte, liefen im Fernsehen Berichte über den Malaysia Airlines Flug und sein rätselhaftes Verschwinden.

Eine Mission gegen die Trauer

"Ich saß in diesem Haus fest und es lief den ganzen Tag in den Nachrichten", erzählte er später der BBC. Nach seiner Rückkehr nach Seattle begann er alles dazu zu lesen, jeden Artikel, jeden Post in den sozialen Netzwerken. Als er erfuhr, dass die Familien der verschwundenen Passagiere zum ersten Jahrestag eine Gedenkfeier planten, buchte er ein Ticket nach Kuala Lumpur. Er hatte seine Mission gefunden.

Er mischte sich unter die trauernden und verzweifelten Angehörigen, hörte sich ihre Geschichten an. Er sei von ihrer Not berührt gewesen, die ihn an sich selbst nach dem Tod seiner Mutter erinnerten. "Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie sich fühlten, nachdem sie ein Jahr nichts von ihren Lieben erfahren hatten."

So habe er beschlossen, dass er selbst nach ihnen suchen wird. "Ich vermutete immer, dass das erste Beweisstück ein Trümmerteil sein würde, das irgendwo an Land gespült und zufällig von jemandem gefunden werden würde." Ein Jahr lang besuchte er die Strände von Malaysia, Mauritius und den Malediven. Schließlich entdeckte er auf einer Sandbank vor Mosambik etwas, das dort nicht hingehörte. Inzwischen gilt als sicher, dass das Trümmerteil, das er dort fand, von MH370 stammt.

Wrack- oder Sinnsuche?

Manchmal wunderten sich die Menschen, dass ausgerechnet er Teile der wahrscheinlich zerstörten Boeing finde. Aber es sei wie in der Lotterie. Niemand sehe die riesige Anzahl von Losen, die verkauft werden und nicht gewinnen. "Sie sehen nur das eine Mal, wenn jemand gewinnt."

Die Suche nach MH370 ist nach seinen bisher gescheiterten Missionen Gibsons persönlicher Lottogewinn. Sie hat seinen Reisen Sinn verliehen. "Ich habe viel über Luftfahrt und über Ozeanographie gelernt. Ich habe etwas über Meeresbiologie und Politik gelernt. Und ich habe auch etwas über Menschen gelernt", sagte er der BBC. Wenn er wieder ein Wrackteil in der Hand halte, fühle er sich gut, weil er wieder etwas zur Lösung des Rätsels beigetragen habe. "Aber zugleich gibt es eine Traurigkeit. Es handelt sich um Beweise, dass das Flugzeug abgestürzt ist."

Quelle: ntv.de

Flug MH370 der Malaysia AirlinesFlugzeugabsturzAustralien