Panorama

Juli startet durchwachsen "Der Sommer bleibt auf Tauchstation"

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Der Juni ist erst zu heiß und endet mit wüsten Unwettern. Der Start in den Juli wird ähnlich bewegt. "Auf dem Wetter-Highway über Europa ist die Hölle los", beschreibt ntv-Meteorologe Alexander die Strömungslage. Am Wochenende heißt das konkret: ein bisschen Sonne, viel Wind und ein paar Tropfen.

ntv.de: Erst heiß, dann kühl, dann schwül - unser Wetter will scheinbar Achterbahn fahren. Bleibt es so abwechslungsreich?

Björn Alexander: Langeweile wird auf jeden Fall nicht aufkommen. Auf dem Wetter-Highway über Europa ist derzeit nämlich sprichwörtlich die Hölle los - insbesondere wenn man bedenkt, dass es im Sommer ja eigentlich eher weniger dynamisch zur Sache geht. Verantwortlich hierfür ist die wettersteuernde Strömung, die vom Atlantik die Tiefdruckgebiete momentan genau nach Mitteleuropa lenkt. Einzig im Süden hält Hoch "Cigdem", das übrigens Tschidem ausgesprochen wird, heute noch etwas länger durch.

Was bedeutet das konkret?

Dass es - nach einem noch sehr schönen Donnerstag - auch im Süden und Osten unseres Landes gewaltig krachen kann. Zuvor passiert die Kaltfront von Tief "Nikolaus" schon den Westen und die Landesmitte und kann hier ebenfalls für Gewitter mit Unwetterpotenzial sorgen.

Welche Gefahren erwarten die betroffenen Regionen?

Von Nordwest nach Südost drohen bis Freitagabend punktuell kräftige Gewitter. Neben Starkregen sind hierbei auch stürmische Böen möglich, die auf die stark belaubten Bäume treffen - eine gefährliche Kombination, da die Blätter dem Wind viel mehr Angriffsfläche als im Spätherbst oder Winter bieten.

Wie geht es anschließend im Juli weiter?

Der zweite Sommermonat kredenzt uns einen Kessel Buntes. Neben durchziehenden Schauern und Gewittern wiederholt mit sonnigen Abschnitten und ab Mitte nächster Woche gegebenenfalls garniert mit einer südwestlichen Strömung.

Mit welchen Auswirkungen bei uns?

Sollte es tatsächlich so kommen, dann wären damit auch Temperaturen von um die 35 Grad und mehr denkbar. Gleichzeitig wären aber auch weitere Schauer und Gewitter drin, sodass es ein zum Teil durchaus schweißtreibender Sommer-Mix werden könnte.

Vor den Trends noch die Einordnung des Junis in die Wetterstatistik: Wie war der erste Sommermonat?

Bevor sich das wechselhaftere und mitunter unwetterwillige Wetter durchgesetzt hat, standen die Zeichen ganz auf Dürre. Das verdeutlicht die Sonnenbilanz mit über 300 sonnigen Betriebsstunden. Am Ende dürften wir damit fast bei 150 Prozent der ansonsten üblichen Sonnenausbeute landen. Parallel mischten zuletzt ja auch vermehrt Tiefs mit, was gebietsweise der größten Dürre erst einmal Einhalt geboten haben.

Wo war es besonders nass?

Beispielsweise entlang der breiten Mitte mit einigen Schwerpunkten von den westlichen Mittelgebirgen über Nordhessen und Sachsen-Anhalt bis nach Brandenburg. Hier gab es gerne auch mal über 100 Liter Regen pro Quadratmeter und damit ist in einigen Bereichen mitunter ähnlich viel gefallen wie zuvor im gesamten Frühjahr.

Welche Ecken waren besonders trocken?

Weniger nass zeigten sich insbesondere der Norden sowie Teile Süddeutschlands. Das zeigt zum Beispiel auch der Blick auf die aktuelle Waldbrandgefahr, die im Süden verbreitet bei Stufe 3 und regional bei Stufe 4 (von 5) liegt.

Was sagt der Temperaturcheck für den Juni?

Dass wir am Ende etwa eine durchschnittliche Temperatur von etwa 18,5 Grad haben. Damit war der Juni - verglichen mit den letzten drei Jahrzehnten - knapp 2,4 Grad zu warm. Dabei gab es im Schnitt um die 15 bis 16 Sommertage mit Werten von 25 Grad und mehr. Am meisten Hitzetage, also mit Spitzen über 30 Grad, bescherte der Juni dem Südwesten mit über 10 Tagen. Heißester Ort aus der Stationsliste des Deutschen Wetterdienstes ist Reit im Winkl mit 35,7 Grad am 22. Juni.

Vom Blick zurück geht es jetzt nach vorn gen Wochenende. Wie sind die Aussichten im Detail?

Samstag im Südosten langsam abziehender Regen, während im Norden und Westen bereits die nächsten kühlen Duschen anklopfen. Dazwischen gibt es indes mehr Lichtblicke - vom Südwesten bis in den Osten erwarten wir nämlich ein vorübergehend trockenes Band mit einigen Wolkenlücken. Das zeigt uns außerdem der Temperaturtrend, der mit Sonnenschein bis zu 26 Grad im Gepäck hat. Am kühlsten ist es im Bergland bei nur 16 Grad. Zudem weht ein zeitweise lebhafter bis starker Wind.

ntv-Meteorologe Björn Alexander

ntv-Meteorologe Björn Alexander

(Foto: Privat)

Und am Sonntag?

Bleibt der Sommer tendenziell auf Tauchstation. Je nach Wettermodell sind zwar auch sonnige Abschnitte denkbar. Aber insbesondere Richtung Küsten, Landesmitte und Alpen sind weitere Schauer wahrscheinlich. Dazu weht ein kräftiger bis stürmischer Wind bei meist um die 20 Grad. Sommerlicher zeigt sich bevorzugt der Südwesten, wo Höchstwerte bis zu 27 Grad möglich sind.

Was bringt uns der Start in die neue Wetterwoche?

Über dem Bergland ist das Schauer- und Gewitterrisiko erhöht. Und auch der Norden startet teils durchwachsen in die nächste Woche. Ansonsten hat die Sonne deutlich mehr Anteile und lässt die Temperaturen auf 24 bis 28, vereinzelt auf bis zu 30 Grad ansteigen.

Mit welchen Aussichten geht es am Dienstag weiter?

Im Norden und an den Alpen drohen die nächsten, teilweise gewittrigen Regengüsse. Ansonsten bleibt es stabiler, mit einer breit aufgestellten Temperaturspanne. Mit Sonne werden es um die 30, unter den Wolken sowie in den östlichen Mittelgebirgen hingegen kaum 20 Grad.

Und dann wird es erneut heißer?

Nach jetzigem Stand spekuliert ein Gros der Wettercomputer auf eine südwestliche Grundströmung. Das würde in Spitzen und je nach Modell bis um die 35 Grad bedeuten. Aber auch in den weniger hitzigen Regionen wäre demnach der Sommer mit Höchstwerten um die 25 bis 30 Grad zurück.

Wie lange bleiben wir von Gewittern verschont?

Im Süden und Osten sind die Chancen auf sonniges Sommerwetter aus heutiger Sicht am größten. Richtung Westen und Norden werden die Gewitter mit ansteigender Schwüle wahrscheinlich rasch wieder aufdringlicher. Kurzum: Die Weichenstellung für den Hochsommer läuft - nur ist noch unklar, in welche Richtung es schlussendlich gehen soll.

Quelle: ntv.de

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