Panorama

Surfen, glotzen, Musik hören Deutsche verbringen Freizeit meist passiv

Die Deutschen sind am liebsten in den eigenen vier Wänden.

Die Deutschen sind am liebsten in den eigenen vier Wänden.

(Foto: picture alliance / Zoonar)

Die Pandemie verstärkt einen schon länger beobachteten Trend: Die Freizeit verbringen die Deutschen gerne körperlich weitgehend inaktiv - auf dem Sofa, vor dem Fernseher oder vor dem Computer. Insgesamt nimmt laut dem "Freizeit-Monitor" seit Jahren der Spaßfaktor in der arbeitsfreien Zeit ab.

Die beliebteste Freizeitaktivität der Bundesbürger bleibt nach einer neuen Umfrage das Internet. Das Fernsehen sei nach wie vor sehr beliebt, aber das Internet sei das neue Leitmedium, sagte der wissenschaftliche Leiter der Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, Ulrich Reinhardt, bei der Vorstellung des "Freizeit-Monitors 2021".

Nach einer repräsentativen Umfrage des Instituts GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) im Auftrag der Stiftung nutzen 97 Prozent der Befragten mindestens einmal pro Woche das Internet. Ganz oben stehen neben dem Fernsehen auch die Computernutzung, das Musikhören sowie das E-Mail-Lesen und -Schreiben.

"Die freie Zeit verbringen die Bundesbürger zu Hause", erläuterte Reinhardt. "Wenn wir über Freizeitaktivitäten sprechen, stellen wir fest, dass die meisten Freizeitbeschäftigungen mittlerweile Freizeitpassivitäten sind", resümierte Reinhardt. Die Corona-Pandemie habe diesen Trend verstärkt. "Aber es ist sicherlich auch in den Jahren davor schon so gewesen, dass wir uns lange Zeit um das virtuelle Lagerfeuer vor dem Fernseher eingefunden haben."

Zur Anziehungskraft des Surfens sagte Reinhard, das Internet verspreche "Wissen, Unterhaltung und Ablenkung, bietet (scheinbar) Anonymität, Gleichheit sowie Kontrolle, ist fast allgegenwärtig und fasziniert nahezu alle Bürger".

"Gewohnheit, Pflichtgefühl, Langeweile"

Mehr als 60 Prozent der Befragten gaben auch an, Zeit mit dem Partner zu verbringen. Auch Faulenzen, Ausschlafen, der Aufenthalt in der Natur und die Förderung der eigenen Gesundheit gab mehr als die Hälfte der Menschen an. Dabei würden viele in Zukunft gern noch öfter Zeit in der Natur verbringen. 73 Prozent gaben zudem an, "spürbare Einschränkungen" in ihren Konsum- und Lebensgewohnheiten hinzunehmen, wenn dadurch "Natur und Umwelt dauerhaft erhalten bleiben".

Als größter Spaßfaktor in der Freizeit punkteten dem "Freizeit-Monitor" zufolge soziale Aktivitäten. Allerdings habe im Langzeitvergleich die Zufriedenheit der Bürger in ihrer Freizeit seit 1986 abgenommen. Demnach werde nun nur noch etwa ein Drittel der Freizeitaktivitäten auch mit Spaß assoziiert. Vor 35 Jahren seien noch zwei Drittel der Aktivitäten von einer jeweiligen Mehrheit mit einem Spaßfaktor verknüpft gewesen.

"Eine Vielzahl von Freizeitbeschäftigungen werden aus Gewohnheit, Pflichtgefühl oder Langeweile ausgeübt, wodurch die Freude, der Erlebnischarakter, die Zufriedenheit und das Wohlgefühl verloren gehen", erklärte Reinhardt.

Die Stiftung für Zukunftsfragen wird vom Tabakhersteller British American Tobacco finanziert. Für die Untersuchung befragte die Gesellschaft für Konsumforschung im August mehr als 3000 Menschen zwischen 18 und 74 Jahren repräsentativ zum Freizeitverhalten.

Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP

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