Rave im Landschaftsschutzgebiet Deutschen drohen hohe Strafen für Party auf Vulkan
09.01.2024, 15:28 Uhr Artikel anhören
Spanische Medien befürchten irreparable Umweltschäden.
(Foto: picture alliance / robertharding)
Die Lokalpresse ist erbost: Ein "Umweltattentat" sei die Party auf dem Gipfel des Vulkans Calderón Hondo gewesen, schreiben mehrere kanarische Zeitungen. Die Polizei auf der Insel Fuerteventura scheint das ähnlich zu sehen und will die Organisatoren zur Verantwortung ziehen.
Der Ausblick ist atemberaubend. 50.000 Jahre altes Vulkangestein unter den tanzenden Füßen. Rostrotes Gestein so weit das Auge reicht. Die Bässe drücken in der Magengrube, der Synthesizer bestätigt eine Ahnung, die die Landschaft ohnehin nahelegt: Das hier ist eine andere Welt.
So dürften sich die rund hundert Besucher einer illegalen Party im spanischen Landschaftsschutzgebiet Calderón Hondo gefühlt haben. Der Jahrtausende alte Vulkan auf der kanarischen Insel Fuerteventura liegt inmitten einer Art Mondlandschaft, umgeben vom Atlantischen Ozean.
Die Veranstalter des Techno-Raves allerdings könnten nach ihrem Ausflug in diese Parallelwelt bald unsanft wieder auf dem Boden der Tatsachen landen: Ihnen drohen bis zu 200.000 Euro an Strafen. Das zumindest schreibt das Rathaus der zuständigen Gemeinde auf seiner Website.
Nachdem am vergangenen Sonntag Aufnahmen der Party im Netz aufgetaucht waren, versuchten Umweltschützer und die örtlichen Behörden, die Verantwortlichen zu ermitteln. Veröffentlicht wurden die Videos unter anderem auf dem Instagram-Account der bayerischen Bookingagentur Bassgeflüster. Beteiligt waren an dem Rave die im niederländischen Groningen geborene und mittlerweile auf Fuerteventura lebende DJ Sisi Carini sowie die deutsche DJ Nina Hepburn. Auf einem Video war ein Schild mit der Aufschrift "This happens only in Fuerteventura" zu sehen.
"Wir können so nicht weitermachen!"
Das Rathaus der Stadt La Oliva schreibt, die Party stelle eine Reihe von Verstößen gegen das Gesetz zum Naturerbe und der Artenvielfalt der Kanarischen Inseln dar. Diese könnten nach dem spanischen Gesetz mit Geldstrafen zwischen 3000 und 200.000 Euro geahndet werden. La Olivas Bürgermeister Isaí Blanco dankte den Menschen, die auf die illegale Party aufmerksam gemacht hatten.
Die Ereignisse hatten auf der Insel Unverständnis und Wut ausgelöst. In einem knapp zwanzigminütigen Interview mit dem Radiosender "Onda Fuerteventura" zeigten sich sowohl die Moderatorin als auch der Umweltstadtrat von La Oliva fassungslos: "Bitte, lassen Sie uns dieses so zerbrechliche und begrenzte Gebiet respektieren", appellierte er: "Wir können so nicht weitermachen!"
Der Lärm gefährdet demnach nicht nur bedrohte Arten, deren Heimat der Vulkan ist. Laut mehreren spanischen Zeitungen warnen die Behörden auch vor möglicherweise irreparablen Umweltschäden, die auf die Brüchigkeit des Vulkankegels zurückzuführen sind. Die Konzentration von Menschen außerhalb der genehmigten Wanderwege führe zur Erosion des Geländes.
Besondere Bitte an Polizei
Umweltstadtrat David Fajardo kündigte im Interview mit "Onda Fuerteventura" an, man werde drei neue Polizisten einstellen, aber es sei unmöglich, alle Umweltverstöße zu ahnden. An allen Zugängen zum Vulkan werde ausführlich informiert, die Wege seien klar gekennzeichnet. Das Problem sei offenbar die Ignoranz der Feiernden.
"Ich würde gerne glauben, dass niemand absichtlich uns und unsere Landschaft so verspottet", sagte Fajardo. Aber das sei unmöglich. Deshalb müssten die Verantwortlichen bestraft werden. Offensichtlich habe es sich um eine kommerzielle Party mit einem wirtschaftlichen Gewinn gehandelt. "Wir müssen energisch vorgehen, damit so etwas nicht noch einmal passiert", wird Fajardo auf der Website des Rathauses zitiert.
Dem Radiosender "Onda Fuertevenura" erzählte Fajardo außerdem von einer besonderen Bitte, die er an den zuständigen Inspektor gerichtet habe: "Ich habe ihm gesagt, er soll die Veranstalter dazu zwingen, einen weiteren Beitrag auf ihren Kanälen zu veröffentlichen. Sie sollen sich entschuldigen und darum bitten, nicht zu tun, was sie getan haben."
Quelle: ntv.de, lwe