Nach Skandal um Diebstahlserie Deutscher Leiter des British Museum schmeißt hin
25.08.2023, 18:45 Uhr Artikel anhören
Bei den gestohlenen Objekten geht es um Goldschmuck, Juwelen aus Halbedelsteinen und Glas.
(Foto: picture alliance / empics)
Im Londoner British Museum werden Berichten zufolge über mehrere Jahre hinweg 1000 Artefakte gestohlen. Erste Hinweise auf die Tat gibt es offenbar bereits im Jahr 2021 - allerdings bleiben sie in der Institution folgenlos. Nun zieht der Direktor des Hauses persönliche Konsequenzen.
Der Direktor des British Museum, Hartwig Fischer, tritt angesichts der Diebstahlserie in dem Haus mit sofortiger Wirkung zurück. Das teilte die Londoner Institution mit. Der Deutsche wollte eigentlich erst im kommenden Jahr seinen Posten abgeben. Erst kurz zuvor war das Ausmaß des Skandals bekannt geworden.

Der Kunsthistoriker Hartwig Fischer hatte die Leitung des British Museum im Frühjahr 2016 übernommen.
(Foto: picture alliance/dpa/British Museum)
Innerhalb der vergangenen Tage habe er im Detail die Ereignisse rund um die Diebstähle am British Museum und deren Untersuchung geprüft, teilte er in der Stellungnahme mit. Es sei offensichtlich, dass das Museum auf die Warnungen 2021 und auf das Problem, das nun vollständig zutage getreten sei, nicht so umfassend reagiert habe, wie es nötig gewesen wäre. "Die Verantwortung für dieses Versagen muss letztlich beim Direktor liegen", sagte Fischer laut Mitteilung.
Das British Museum hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass mehrere Objekte gestohlen oder beschädigt worden seien. Unter anderem gehe es um Goldschmuck, Juwelen aus Halbedelsteinen und Glas. Die Gegenstände stammen den Angaben nach teilweise aus dem 15. Jahrhundert vor Christus bis zum 19. Jahrhundert nach Christus.
Möglicher Fall von Kleptomanie
Im Verdacht steht ein früherer Mitarbeiter, der im Zusammenhang mit den Vorfällen entlassen wurde und gegen den rechtliche Schritte eingeleitet wurden. Medienberichten zufolge sollen deutlich mehr als 1000 Objekte über einen Zeitraum von mehreren Jahren gestohlen worden sein. Zudem soll es schon 2021 Hinweise gegeben haben - etwa, dass Objekte aus dem Museum auf einer Online-Auktionsplattform zum Verkauf angeboten wurden. Die Hinweise seien jedoch ignoriert worden.
"Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um einen möglichen Fall von Kleptomanie handelt", zitierte die "Times" eine Polizeiquelle. Demnach könnte ein mutmaßlicher Dieb seit mehr als 20 Jahren die Tresore des Museums geplündert haben. Dabei könne die Täterin oder der Täter ausgenutzt haben, dass die dort aufbewahrten Artefakte nicht oder nicht ausreichend katalogisiert waren. Viele der fehlenden Objekte seien nicht öffentlich ausgestellt gewesen, sondern ohne zeitliche Beschränkung für Forschung zur Verfügung gestellt worden, sagte die Polizeiquelle der "Times". Weil sie nicht ordentlich katalogisiert waren, sei es möglich gewesen, sie zunächst unbemerkt zu entwenden.
Die Institution in London gehört zu den wichtigsten Museen der Welt. Es beherbergt einige der bedeutendsten Kulturschätze der Menschheit. Dazu gehören ein erheblicher Teil der Parthenon-Skulpturen, der Stein von Rosetta und ägyptische Mumien.
Fischer hatte vor seinem Posten in London bedeutende deutsche Museen geleitet. Er war von 2006 an Direktor des Museums Folkwang in Essen. Im Jahr 2012 wurde er Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Seit 2016 war er Direktor des British Museum - der Diebstahl fiel also auch in seine Amtszeit. Ende Juli gab er bekannt, den Posten im Jahr 2024 abzugeben.
Quelle: ntv.de, spl/dpa