Erwarteter Zuwachs nach Ostern Deutschland meldet über 300 weitere Corona-Tote
15.04.2020, 20:12 Uhr
Solange es keinen Impfstoff und kein Medikament gibt, wird die Regierung nur stufenweise Lockerungen durchführen.
(Foto: dpa)
Im Zuge der angekündigten Lockerungen der strikten Ausgangsbeschränkungen wertet die Bundesregierung die Entwicklung der Infiziertenzahlen als "zerbrechlichen Erfolg". Die Zahl der Todesfälle gibt Grund zur Vorsicht - hier wird ein erneuter Anstieg verzeichnet.
Die Zahl der Todesfälle in Deutschland infolge einer Coronavirus-Infektion steigt weiter deutlich an, während das Wachstum der Neuinfektionen auf einem vergleichsweise geringen Niveau verharrt. Wie ntv.de-Berechnungen auf Basis von Daten der Bundesländer und des Robert-Koch-Instituts zeigen, wurden in den letzten 24 Stunden weitere 339 Menschen gemeldet, die im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 starben. Am Vortag waren es 224 gewesen. Insgesamt sind nun 3556 Menschen in Deutschland im Zuge der Pandemie ums Leben gekommen. Die Zahl der Infektionen beläuft sich den Berechnungen zufolge auf insgesamt 131.411, davon sind 68.107 mittlerweile wieder genesen.
Die neue Zahl der Todesfälle ist der höchste Tagesanstieg seit Beginn der Corona-Krise. Nach dem Osterwochenende war jedoch mit einem Anstieg der Fallzahlen zu rechnen. Einige Gesundheitsämter hatten über die Feiertage nur sporadisch Zahlen gemeldet und jetzt entsprechend nachgereicht.
Am Abend hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bezug auf die Entwicklung der Infiziertenzahlen von einem "zerbrechlichen Erfolg" gesprochen. Bund und Länder einigten sich darauf, die erzielten Erfolge bei der Bekämpfung des Coronavirus für erste Lockerungen für Geschäfte und Schulen zu nutzen. "Wir haben nicht viele Spielräume", sagte Merkel aber nach einer Beratung mit den Ministerpräsidenten der Länder. Beschlossen wurde, dass die Länder ab dem 4. Mai schrittweise die Schulen öffnen können.
Geschäfte bis zu einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmeter können ab dem 20. April geöffnet werden. Die Beschlüsse und Auswirkungen auf die Zahl der Neuinfektionen sollen alle zwei bis drei Wochen überprüft werden.
Merkel kündigte das nächste Gespräch mit den Ministerpräsidenten für den 30. April an. Es habe in den Gesprächen ein "großes gemeinsames Gefühl" gegeben, sagte Merkel. Daran ändere auch nichts, dass einzelne Bundesländer in "Nuancen" anders vorgehen würden. "Es darf kein falsches Vorpreschen geben, auch wenn die besten Absichten dahinterstehen", darin seien sich alle einig gewesen. Solange es keinen Impfstoff und kein Medikament gebe, müsse man sehr vorsichtig mit dem Virus leben.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Bundesfinanzminister Olaf Scholz lobten die Beschlüsse als maßvoll und richtig. Söder kündigte allerdings an, Bayern wolle den nun beschlossenen Rahmen der Lockerungen nicht voll ausschöpfen. So würden in dem südlichen Bundesland, das die mit Abstand höchsten Infiziertenzahlen unter den 16 Bundesländern aufweist, nur kleinere Geschäfte öffnen.
Alltagsmaskenpflicht nicht ausgeschlossen
Die Schulen sollen im Freistaat schrittweise erst nach dem 11. Mai öffnen. "Ich freue mich, dass wir weiter einen vorsichtigen Weg gehen und keine unkontrollierten Exitstrategien", sagte Söder zu den Beratungen mit den Länderkollegen. Merkel und Söder sprachen von einem "Gebot", dass Bürger künftig in Geschäften und dem öffentlichen Nahverkehr selbst hergestellte Schutzmasken nutzen sollten, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.
Merkel schloss aber nicht aus, dass im Kampf gegen das Coronavirus künftig bei bestimmten Gelegenheiten eine sogenannte Alltagsmaske Pflicht werden kann. "Umso mehr die vorhanden sein werden, umso mehr wird man vielleicht auch darüber reden, ob es dann noch weitere Schritte der Dringlichkeit gibt. Aber jetzt erst einmal sagen wir: Wer solche Masken hat und wer das erhalten kann, und die sind ja jeden Tag besser erhältlich, der soll die auch benutzen", so Merkel.
Quelle: ntv.de, mba/rts