Mehr als 400 Jahre TraditionDeutschlands ältestes Pfandleihamt schließt

Im Mittelalter geboren, vom technischen Fortschritt überholt: In Augsburg quittiert Deutschlands ältestes Pfandleihamt seinen Dienst. Auch über 400 Jahre Erfahrung können das Traditionshaus nicht retten.
Ende 2018 wird die Stadt Augsburg den Betrieb ihrer Pfandleihe einstellen – nach dann 415 Jahren. Die Kommune begründet dies mit der privaten Konkurrenz und mit den Möglichkeiten, seine Wertgegenstände via Internet zu verkaufen.
Nur noch bis Ende Dezember 2017 ist es möglich, gegen Pfand einen Kredit zu erhalten. Die noch laufenden Verträge sollen in den kommenden zwölf Monaten abgewickelt werden. In den vergangenen Jahrzehnten hatten bereits andere Städte ihre Einrichtungen für Kleinkredite an Bürger geschlossen.
Derzeit gibt es bundesweit noch vier Leihhäuser unter kommunalem Einfluss - die drei anderen sind in Mannheim, Stuttgart und Nürnberg. Daneben gibt es mehr als 200 private Pfandkreditunternehmen in Deutschland. In Augsburg hat der zuständige Ausschuss des Stadtrates das Ende des im Jahr 1603 gegründeten Leihamtes beschlossen. Es gilt als älteste Pfandleihbehörde Deutschlands und ist zudem die letzte Einrichtung ihrer Art in Form eines klassischen Amtes innerhalb der normalen Stadtverwaltung.
Ein Kreis schließt sich
Grund für die Schließung sei "die deutlich gesunkene Nachfrage nach Kleinkrediten, die von der Stadt gegen die Einreichung eines Pfandes angeboten und vergeben wurden", berichtete Bayerns drittgrößte Stadt.
Die Idee öffentlicher Leihhäuser war im späten Mittelalter zunächst in Italien entstanden, sie sollten privaten Wucher eindämmen. Der Pfandkredit ist eine der ältesten Formen, ein Darlehen zu bekommen. Die Menschen bringen Wertgegenstände in das Leihhaus und bekommen für einige Monate gegen Zinsen Geld. Wenn der Eigentümer die Gegenstände nicht innerhalb der vereinbarten Zeit auslöst, werden sie versteigert.