Bern veröffentlicht ListenDiese Werke gehören zur Sammlung Gurlitt

Vielfach wurde gerätselt, wie die Sammlung des verstorbenen Cornelius Gurlitt aussieht. Das Kunstmuseum Bern, das die Sammlung erbt, veröffentlicht nun eine Liste mit allen gefundenen Werken. Unklar ist noch die Herkunft vieler Gemälde.
Das Kunstmuseum Bern hat eine Aufstellung der Gemälde aus der umstrittenen Sammlung von Cornelius Gurlitt ins Internet gestellt. Eine 196 Seiten lange Liste umfasst die in Gurlitts Wohnung in München-Schwabing gefundenen Werke. Die zweite Werkliste ist 95 Seiten lang und verzeichnet die Bilder aus Gurlitts Salzburger Haus. Einige der Einträge haben bereits eine Abbildung des entsprechenden Werkes.
Nach Angaben des Museums sollen die Listen im Laufe der Nachforschungen ergänzt und präzisiert werden. "Neue, gesicherte Erkenntnisse werden umgehend veröffentlicht", sagte der Museumsdirektor Matthias Frehner.
Nach Einschätzung des Provenienzforschers Willi Korte befindet sich auch in der Salzburger Kunstsammlung Nazi-Raubkunst. Bei dem Gemälde "Paris Kathedrale" von Camille Pissarro aus dem Jahr 1902, das in der Werkliste auftaucht, handele es sich um ein Werk, das der jüdischen Familie Heilbronn in Frankreich geraubt wurde, so Korte. Das Bild findet sich auch auf der Seite eines amerikanischen Forschungsprojektes zur Raubkunst. Zwischenzeitlich befand es sich den Angaben zufolge um 1945 auf Schloss Hohenschwangau. Wie es in die Sammlung vor Gurlitts Vater Hildebrand gelangte, ist unklar.
Das Berner Museum hatte am Montag bekanntgegeben, dass es das Erbe des im Mai verstorbenen Kunstsammlers Gurlitt annimmt. Vertreter der Museumsstiftung, der deutschen Bundesregierung und des Landes Bayern vereinbarten zugleich, dass NS-Raubkunst oder unter Raubkunst-Verdacht stehende Werke aus der Sammlung zunächst in Deutschland bleiben. Ziel ist es, die Herkunft aller Werke wissenschaftlich zu klären und geraubte Werke an ihre ursprünglichen Besitzer zurückzugeben.
Dix, Monet, Picasso
Die Kunstsammlung steht zu einem großen Teil unter Raubkunstverdacht, weil Gurlitts 1956 verstorbener Vater Hildebrand, ein Kunsthändler und ehemaliger Museumsdirektor, sie zum großen Teil während der NS-Zeit zusammenstellte. Zu den Kunstschätzen gehören unter anderem Werke von Max Beckmann, Gustave Courbet, Edgar Degas, Eugène Delacroix, Otto Dix, Max Ernst, George Grosz, Max Liebermann, Claude Monet, Ernst Nolde, Pablo Picasso und Auguste Renoir. Die Salzburger Sammlung dürfte dabei weitaus der wertvollere Teil der Sammlung sein.
Eine Cousine Gurlitts erhebt aber ebenfalls Anspruch auf den Nachlass und zweifelt das Testament an, in dem Gurlitt das Museum zum Alleinerben gemacht hatte. Bis die Sache geklärt ist, ist weiterhin der Nachlassverwalter für die Sammlung zuständig. Das Kunstmuseum Bern hat nach eigenen Angaben darum nur eingeschränkt Zugang zu den Werken der Sammlung.
Cornelius Gurlitt hatte seine Kunstsammlung lange vor der Öffentlichkeit verborgen. Der Münchner Teil der Sammlung, der laut Werkliste zwar zu einem großen Teil aus Werken von Mitgliedern der Familie Gurlitt besteht, aber ebenfalls Bilder von Künstlern wie Renoir und Liebermann sowie von Edgar Degas und Otto Dix umfasst, war Anfang 2012 von der Staatsanwaltschaft Augsburg in Gurlitts Schwabinger Wohnung beschlagnahmt worden. Erst zwei Jahre später wurde bekannt, dass Gurlitt auch in seinem verfallenen Haus in Salzburg einen Kunstschatz hortete.