Terrortat auf offener StraßeDritter Mann in Frankreich festgenommen

Möglicherweise ist der Angreifer von Romans-sur-Isère kein Einzeltäter. Die französischen Sicherheitskräfte setzten einen weiteren Bekannten des Angreifers vom Samstag fest. Ermittelt wird wegen "Mordes in Zusammenhang mit einer Terrortat".
Nach dem mutmaßlichen Terrorangriff im Südosten Frankreichs ist ein dritter Mann festgenommen worden. Wie die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft mitteilte, wurde ein junger Sudanese am Abend zuvor in Gewahrsam genommen, der im gleichen Haus wie der Hauptverdächtige lebt. Am Samstag hatte der 33-jährige Abdallah Ahmed-Osman, der sich als sudanesischer Flüchtling auswies, in der Kleinstadt Romans-sur-Isère südlich von Lyon zwei Menschen mit Messern getötet und fünf weitere verletzt.
Der Angreifer attackierte die Menschen im Zentrum der 35.000-Einwohner-Stadt in mehreren Geschäften und auf der Straße. Zeugen zufolge rief er dabei "Allah Akbar" (Gott ist groß). Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen "Mordes in Zusammenhang mit einer Terrortat" gegen den festgenommenen Hauptverdächtigen auf. Er leistete bei seiner Festnahme keinen Widerstand. Bei einem zweiten in Gewahrsam befindlichen Sudanesen handele es sich um einen "Bekannten" des Hauptverdächtigen.
Psychiatrische Untersuchung geplant
Der 1987 geborene Ahmed-Osman lebt seit 2017 als Flüchtling in Frankreich und war vor der Tat nicht polizeilich bekannt. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft erklärte am Samstag, erste Ermittlungsergebnisse deuteten darauf hin, dass der Angreifer die öffentliche Ordnung "durch Einschüchterung oder Terror" erheblich stören wollte. Bei einer Durchsuchung in seiner Wohnung seien handschriftliche Dokumente gefunden worden, in denen sich der Mann darüber beschwere, "in einem Land von Ungläubigen zu leben".
Laut einer mit den Ermittlungen betrauten Quelle erinnert sich Ahmed-Osman nach eigenen Angaben "nicht an das Geschehene". Eine psychiatrische Untersuchung des Tatverdächtigen war für Sonntag geplant. In Frankreich hatte es in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe islamistischer Anschläge mit Hunderten Toten gegeben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versicherte, dass die Hintergründe des Angriffs genau aufgeklärt würden. "Die ganze Wahrheit zu dieser schrecklichen Tat wird aufgedeckt werden", schrieb er bei Twitter. Dabei verwies er darauf, dass das Land wegen der Coronavirus-Pandemie mit Tausenden Toten ohnehin schon eine schwere Probe bestehen müsse.
Romans-sur-Isère zählt rund 35.000 Einwohner und liegt rund 20 Kilometer südlich von Valence im Südosten Frankreichs. Die Stadt gehörte 2015 zu jenen Kommunen, die eine Asylbewerberaufnahme ablehnte. Damals schrieb die konservative Bürgermeisterin Marie-Hélène Thoraval in einer Mitteilung, die Stadt verfüge nicht über die Mittel, um angemessene Aufnahmebedingungen für syrische Flüchtlinge zu gewährleisten. Eine massive Aufnahme hätte ihrer Ansicht nach eine Verschlechterung des sozialen Gleichgewichts in der Stadt zur Folge.